Inspirationsquellen

Nur fünf Minuten täglich, schlägt Steiner vor, sollten wir das betreiben, was früher der herrliche Begriff der Seelenhygiene beschrieb. Sich in sich selbst versenken wäre in heutige Sprache übersetzt Meditation. Seine Lebensgrundsätze sollen wir in diesen Minuten prüfen – was haben wir denn für Lebensgrundsätze? Welche Werte haben für uns Priorität, auf welcher Leitlinie schreiten wir dahin? Machen wir uns täglich bewusst, wo wir bereits Kenntnisse erworben oder gravierende Lücken haben? Sind wir uns bewusst, dass wir auch Pflichten haben? Oft genug stellen wir auf unsere Rechte ab, denken egozentrisch und wenig sozial. Welche Pflichten habe ich? Habe ich sie freiwillig übernommen oder sind sie mir aufgezwungen? Wie gehe ich damit um?

Besonders tiefgreifend finde ich die Anregung, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachzudenken. Das trifft genau den wunden Punkt der meisten, die zentrale Frage nach dem Sinn des Lebens. Menschen rutschen in schwere Depressionen, wenn sie ihr Leben als nicht sinnvoll erachten. Vielleicht finden wir nicht DIE unfassbar großartige Aufgabe, zu der wir berufen sind und wo sich alles in uns hinentwickeln möchte.

Es kann ein sehr tiefer Sinn im Leben darin bestehen, seine Arbeit gut zu tun, in seinem Umfeld freundlich zu wirken, Kinder zu erziehen, das, was man tut, mit stiller und froher Liebe zu tun, egal, wie klein oder groß einen das dünken mag. Das sind äußere Wertungen. Keine Arbeit ist zu gering, als dass sie kein Ritterschlag wäre, wenn sie mit Würde und Liebe zur Sache getan wird. Das adelt alles. Mancher verzweifelt, weil er keine großartigen Dinge tut. Sind es nicht viel häufiger die Stillen, Liebenswerten, Freundlichen, Gütigen, die unser Herz bereichern, uns ihre Nähe suchen lassen, weil sie nicht verurteilen, lauschen statt gegentexten und ihre Menschlichkeit natürlich ist? Na also. Jeder sei, wer er ist und gebe an diesem Platz, an dem er steht, jeden Tag sein Bestes. Dazu helfen diese fünf Minuten enorm.

Als ich Kind war, legte ich mir eine Liste an mit Menschen, die ich toll fand. Da waren Menschen drauf, die waren weder berühmt noch berüchtigt, aber ich liebte sie. Meine Erstklasslehrerin war wunderbar! So jung und schon Lehrerin, schön angezogen war sie. Ich war beeindruckt von Mondfahrern, Herzchirurgen, Sauerbruch, Schweitzer und früh von Lyrikern, denn ich merkte, dass ihre Meisterarbeit an der Sprache sofort ins Herz geht und Menschen verändern kann. Bis heute gibt es Menschen, die mir ein tiefes Vorbild sind. Sie sind wie ein Bambusstab für Jungpflanzen im Garten und wechseln mit den Jahren. Wer ist deine Inspirationsquelle?

Komm gut in die neue Woche hinein.

 

Annes Strand in Spanien. Großartig, mit dem Meer zu leben.

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