Monthly Archives: Oktober 2025

Seelen-Wanderführer

Wanderführer für die Seele sind Märchen für mich. Sie sind unglaubliche Seelennahrung und geben uns Stärkung fürs ganze Leben mit. Am Mittwochabend waren Märchen eines der beiden Themen (Stille war das zweite), mit denen ich zu Gast in einer Selbsthilfegruppe war. Wir haben uns zwei Märchen intensiv angeschaut, Frau Holle und Hans im Glück, uns darüber ausgetauscht, welche Ebenen wir in diesen Märchen finden können und dass sie im Grunde tiefe Einweihungswege von Menschen beschreiben. Märchen spiegeln das tiefe Weisheitswissen eines Volkes wieder, weshalb ich es mag, wenn mir Menschen aus anderen Ländern Märchen ihrer Heimat mitbringen. Oft sind sie in Gesprächen die Brücke zur Frage, wo ich mich selbst beheimate und lösen einen ganzen Strom an Erinnerungen aus. Märchen verbinden uns mit erzählenden Großeltern, mit Geborgenheit und dem Geist der Heimat, die wir vielleicht verloren haben und sind somit auch ein Bestandteil der eigenen Lebensreise. Welches Märchen hat dich am meisten geprägt?

 

Mutter Erde in der Praxis wird von den Klientinnen und Klienten oft auch als „Frau Holle“ bezeichnet.

Halloween

Diese Woche ist Halloween. All Hallows Eve. Ein Tag, an dem sich die Schleier zwischen den Welten etwas weiter öffnen. An Michaeli haben wir uns Kraft geholt, die Drachen in uns anzugehen, nun zeigen wir außen unguten geistigen Wesen mit Kürbisfratzen und Kostümen, dass es bei uns von dieser Sorte Wesenheiten schon voll ist. Die Menschen stellten einst ihren Verstorbenen Essen auf die Fensterbank als Zeichen der Wertschätzung, es sind Tage und Nächte, in denen man gern auf sich und seine Lieben achtgibt.

Die alten Rhythmen und Weisheiten verlieren sich, der tiefe Sinn hinter dem Aller-Heiligen-Abend (die als stärkende Schutzkräfte den negativen Wesenheiten entgegentreten) ist einem Süßigkeitenfest gewichen. Wir erleben Mangel ans Angebundensein an die Atemprozesse der Welt und die Weisheit in der Abfolge der Jahreskreisfeste, ohne das benennen zu können. Natur ist entweder ein Supermarkt, den man ausräumen kann oder ein Sportplatz. Dass Heilendes heilig ist, Rituale uns verbinden mit anderen Menschen, der Umgebung und dem Jahreskreis, also dem, was wir wirklich als materielle und seelisch-geistige Wesen selbst sind, haben wir oft vergessen. Wir erleben selten Momente der Andacht in der Natur, der Demut vor der gewaltigen Schöpfung. Vielleicht ist das bewusste Beobachten an diesen Schwellentagen eine Einladung, wieder mehr in Verbindung zu kommen mit den Menschen, die vor uns auf dieser Erde waren und jenen, die nach uns kommen. Wo sind wir wertschätzende Nach- und Vorfahren, die behüten, wahren und erneuern auf allen Ebenen?

 

In alten Büchern finden wir manche Weisheit, vieles in Märchen, Sagen, Legenden und den Erzählungen der älteren Menschen über Bräuche und überliefertes Wissen – wie seit jeher. Theresa hat diese Folianten in Schweden fotografiert. Danke dir!

Natur

Die Natur ist zugleich Buch und Schrift, Märchen, Gemälde und Lied.

Johann Wolfgang von Goethe

Danke an Theresa für das Foto aus Schweden.

November-Gedanken

Der November-Newsletter ist soeben in die Welt geflogen, hier auch für dich:
Ihr Lieben,

Die Linie des Lebens
ist alles andere als gerade
manchmal ein breiter Weg
manchmal ein schmaler Pfad
manchmal steil manchmal ruhig
wie langsam fließendes Wasser.

Jeder Tag ist verschieden
vom vorhergehenden
und vom nachkommenden
jedoch voll von Überraschungen
und dennoch hat er seine
präzise Gesetzmäßigkeit
in jedem kleinsten Teilabschnitt.

Das Leben ist das größte Abenteuer
es ist die große Reise
es ist der große Weg.
Friedensreich Hundertwasser

Diese Zeiten sind so spannend, herausfordernd und jenseits jeglicher Komfortzone, ein Abenteuer, das wir alle derzeit erleben! Einerseits sind wir vernetzt, klug, wissen so vieles, andererseits verlieren wir ins in digitalen Echokammern, „Gleichgesinntenblasen“ und vermeiden permanent, die Welt wirklich anzuschauen aus Angst, dass uns Kriegsfratzen, der Weltuntergang und soziale Verrohung direkt anstarren. DAS ist die Welt, die wir alle derzeit erleben. Angst ist kein Ratgeber, der dabei hilft, ein ausgewogenes Leben zu leben.
Wir haben so viele offene Themen, dass es eine helle Freude ist! Polykrise bedeutet, es brennt nicht nur an allen Ecken und Enden, sondern das hier ist deine Einladung: Wo seid ihr, kluge Köpfe, besonnene Vermittler, freudige Ärmelaufkrempler, um für künftige Generationen einen ordentlich aufgeräumten und gut bewohnbaren Planeten zu hinterlassen? Wo sind die weisen Ältesten, die den kraftgesegneten Jüngeren den Rücken stärken, wo verbinden wir in unser aller Alltag Wissen, Weisheit, Klarheit und Ruhe mit Voranschreiten auf dem Lösungsweg?
Wir erleben eher Kritik, Klagen und Jammern und die Abwehrstrategie „ich hab xy (das Klima, die Demokratie, die Stromversorgung, die Wirtschaft, die Systeme) nicht kaputtgemacht“. Wir denken nicht gern darüber nach, dass wir Herausforderungen größerer Art gegenüberstehen, weil wir unsere Bequemlichkeit nicht verlassen und „lieber noch was chillen“ wollen.

Was ist ein Wunder? Wenn etwas geschieht, was wir bis dahin nicht für möglich gehalten haben.
Was ist möglich? Mehr als wir denken.
Was ist zu tun? Erst einmal innehalten. Stoppen des Gedankenkreisens, raus aus der Angstzone des „wir werden alle sterben“ (werden wir! Doch vorher leben wir). Fangen wir an, die richtigen Fragen zu stellen: Wo kann ich mich mit meinem Wissen, meinen Fähigkeiten und Talenten zum Wohl der Welt hinstellen? Wo werden meine Kenntnisse gebraucht? Wen darf ich unterstützen? Was ist mein Beitrag zur friedlichen Veränderung, Verbesserung, Korrektur alter Systeme, wie gelingt es, Freude, Frieden und innere Gelassenheit in mir selbst zu kultivieren, damit ich das in die Welt ausstrahlen kann? (Und freut euch vor, am 6. 12. startet unser neuer „Mitte stärken“-Kurs. Welcome!)
Das sind hervorragende Themen für November, finden wir und laden euch von Herzen ein, aufzubrechen in unsere gemeinsame Zukunft. Wer, wenn nicht du? Wann, wenn nicht jetzt?

Eure Herzwerker
Christine und Christoph Krokauer

Unsere Termine im November
Am 2. 11. werden wir einen wundervollen Online-Seminartag haben mit der Einführung in Leben und Werk von Carl Rogers, der für Empathie, Wertschätzung und Authentizität steht. Du möchtest gern dabei sein? Hier der Link zum Anmelden: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-s02
Am 3. 11. bin ich als Coach zu Gast bei einem Tierheimteam und wir werden uns über „Gute Kommunikation“ und Teambuilding austauschen.
Am 8. und 9. 11. haben die angehenden Cardea-Coaches® ihr zweites Kurswochenende und befassen sich mit Stationen und Strukturen des Coachings. Dich interessiert diese Ausbildung? Mehr Infos unter http://nautilus.seelengarten-krokauer.de/
Unser letzter Aufstellungstermin in diesem Jahr mit dem Team ist am 23. 11. Verbindlich sind ein Vor- und ein Nachgespräch. Bitte schnellstmöglich hierfür anmelden. Aufstellungen mit Kissen, Brett und Zetteln sind in der Praxis jederzeit möglich! Gern anfragen.
Am Dienstag, 25. 11., 19 Uhr, findet im Foyer der Alten Synagoge Kitzingen der nächste VHS-Vortrag zum Thema „Licht in dunklen Zeiten“ statt. Ohne Anmeldung, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.
„Rapport“ ist der Fachbegriff für die Herstellung eines guten gemeinsamen Raumes für gelingende Kommunikation und Thema des für alle offenen Online-Kurstages am Samstag, 29. 11., 9 bis 16 Uhr im Rahmen des Nautilusprojekts. Wer sich dafür interessiert und mitmachen mag – gern, hier der Anmeldungslink: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-s03
„Ars vivendi und ars moriendi – die Kunst des Lebens und die Kunst des Sterbens“. Im Mittelalter jedem geläufig, in unserer erstaunlichen Welt kaum bekannt. Am Sonntag, 30. 11., befassen wir uns in diesem für alle offenen Online-Seminar von 9 bis 16 Uhr mit dieser Thematik. Anmeldelink ist hier: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-em3

Im Krankheitsfall bleib bitte daheim!
Aus gegebenem Anlass: Ich bitte höflich darum, dass Menschen mit grippalem Infekt, Magen-Darm und anderen ansteckenden Malesten davon Abstand nehmen, ihren Termin in der Praxis vor Ort wahrzunehmen, sondern – wenn überhaupt – auf online umswitchen. Der Grund: Ich pflege hier meinen schwerstbehinderten Bruder mit erheblich eingeschränktem Immunsystem und es gibt keinen Ersatz, wenn ich erkranke. Nach den negativen Erfahrungen des letzten Winters werde ich alle Menschen mit Krankheitssymptomen bereits an der Haustür nach Hause schicken. Mein Bruder kann sich gegen Viren nicht wehren, für ihn kann ein „banaler Schnupfen“ das Ende sein. Es gibt die Möglichkeit, den Termin in einem solchen Fall online wahrzunehmen. Es ist eine Frage des Respekts und der Umsicht anderen gegenüber, im Krankheitsfall Termine zu verschieben und zu genesen oder maximal online wahrzunehmen.

Sei dabei, stärke Körper, Seele und Geist! Vier Abende für dein Gleichgewicht
Überforderung, das Gefühl des aus der Mitte geraten Seins, Angst vor der Zukunft, Bedrohung durch KI, Kriegsgerassel und vieles mehr belasten uns. Über allem schwebt die Polykrise, angeführt vom Klimaproblem bis hin zum Zerfall der wichtigsten Systeme. Wir haben Sorge, dass wir all diesen Problemen nichts mehr aus eigener Kraft entgegensetzen können. Verständlich!
Allerdings nutzt es nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, mitzunehmen was geht unter dem Motto „nach mir die Sintflut“, sondern sich daran zu erinnern, dass Menschen Wunder sind – sie bewältigen auch schlimmste Krisen, indem sie sich an ihr tiefstes Menschsein erinnern und Hand in Hand Probleme cokreativ lösen.
Um uns innerlich neu einzunorden, zu stärken, der nervösen Hektik von außen Ruhe und Gelassenheit entgegenzusetzen, werden wir uns an vier Abenden von 19.30 bis 21 Uhr über die Wintermonate mit wunderbar kraftvollen Übungen für den Alltag und den Körper online treffen, um uns Kräftequellen zu erschließen. Wir folgen dabei dem achtfachen Pfad des Buddhismus und den Übungen, die Rudolf Steiner in seinem Vortrag „Nervosität und Ichheit“ zur Stärkung des Menschen vorgestellt hat. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Bitte die Bereitschaft mitbringen, sich vier Mal auf einen vielleicht ungewohnten Wahrnehmungs- und Übungsweg einzulassen.
Termine: 6. Dezember 2025, 17. Januar, 28. Februar und 21. März 2026 immer 19.30-21 Uhr (am 6. 12. bis 22 Uhr) online. Kurskosten für alle vier Termine: 160 Euro. Anmeldungen ab sofort möglich unter: https://www.seelengarten-krokauer.de/aktuelles/#staerke

Neues aus der Praxis
Sehr viele schwerwiegende körperliche Diagnosen betreffen derzeit die Klientinnen und Klienten. Krebserkrankungen, Herz, neurologische Themen – teilweise mit erheblichen Konsequenzen für die Gestaltung des Lebens. Das ist der eine große Themenbereich.
Ein anderer betrifft Menschen um die 40, die zwischen Berufsalltag, Familienbelastung und Zukunftsangst ihren Weg versuchen zu gehen und mentale Unterstützung suchen, weil oft die Eltern die Rolle von Mentoren nicht einnehmen können oder wollen. Das ist eine wundervolle Aufgabe, in die ich da mehr und mehr hineinwachse mit Freude.
Der dritte Bereich, der derzeit zunimmt, sind die jungen Menschen um die 20, die zwischen Schule und Zukunft eine Lücke erleben. Wo früher FSJ oder Zivildienst eine Option waren, ist das heute anders gelagert und die Frage treibt um: Wer bin ich jetzt und was ist mein nächster Schritt in ein mehr selbstständiges Leben? Viele junge Menschen fühlen sich allein gelassen, nicht gesehen und mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert, ihre Not, oft auch ihre Wut werden nicht wahrgenommen.
Um die Jahreszeit nehmen Erschöpfung und depressive Verstimmungen naturgemäß zu und neu ist auch die Angst, die derzeit umgeht vor der Entwicklung auf dem Planeten.
Alles in allem arbeite ich also in allen Fällen daran, eine lebbare und mögliche Zukunft mit den Menschen in der Praxis zu gestalten – wundervoll, mutig und oft sehr tapfer werden die Wege beschritten.

Zahlungsmoral: Wir bitten höflich darum, die Rechnungen zeitnah zu überweisen. Meine Aufgabe ist die Arbeit mit Menschen, nicht, an Selbstverständlichkeiten zu erinnern. Danke.

Termine: Am einfachsten geht es per Mail an christine@seelengarten-krokauer.de
Sei von Herzen willkommen. Bei mir findest du einen geschützten Raum, Ruhe, offene Ohren und ein offenes Herz.

Neues aus dem Coaching
Teams! Die einen vermissen wertschätzende Kommunikation, die anderen haben einen Graben zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden, die dritten verlieren sich immer mehr in ihren jeweiligen Themen-Bubbles und verweigern den Austausch. In den persönlichen Coachings geht es um On- und Offboarding-Prozesse, also das Ankommen und Hinausgehen aus Arbeitsfeldern (manchmal auch die Übergänge in und aus dem Beruf) und immer stärker um die Frage: Wie kann ich mich gut für diese wilden Zeiten aufstellen? DAS ist ja nun mein allergrößtes Lieblingsthema und deshalb sind diese Gespräche etwas Besonderes, denn darin öffnen wir die Büchse der Zukunft für den Einzelnen UND die ganze Welt, weil alles verbunden ist.

Terminvereinbarungen für die Praxis/Coaching
Bitte per Mail an christine@seelengarten-krokauer.de
Ansonsten bitte gern auf den AB sprechen, DANKE. Termine nur nach Vereinbarung!

Seelchen können Türen öffnen
Das Seelchen ist ein Gutschein für eine Coachingstunde, das kannst du herunterladen, ausdrucken und verschenken. Hier findest du das Seelchen: Klienteninformation – Seelengarten (seelengarten-krokauer.de). Es wird erst nach dem Stattfinden der Stunde berechnet.

Testimonials – Dankeschön!
https://www.seelengarten-krokauer.de/testimonials/
Du magst auch gern etwas über uns sagen? Gern! Einfach mailen. Ich freue mich über jedes Testimonial.

Foto: Stephanie Heger

Aufräumen

Es stürmt. Die Menschen sind unruhig. Bei vielen kommen Themen hoch, die noch nie zur Sprache gebracht worden sind. Kindheit, die nun angeschaut werden will, weil nun, 30, 40, 50 Jahre später, Erkenntnisse aufploppen, die mit diesen frühen Jahren zusammenhängen können. Streitende, schreiende überforderte Eltern. Liebesentzug, ungerechte Behandlung. Gewalt auf vielen Ebenen. Nicken, wenn die Rede auf Teppichklopfer und Holzkochlöffel kommt. „War ja damals überall so.“ War es das? Ist das eine Entschuldigung, eine Beschwichtigung, ein „auf alle verteilen, damit es weniger schmerzt-Ding“?

Was jeder Mensch erlebt und wie er es verarbeitet ist unglaublich unterschiedlich. Das eigene Erleben und Erinnern in Worte fassen nach Jahrzehnten, in denen unsere Gedächtnisinhalte immer wieder überschrieben worden sind, ist kompliziert. Welche Bedeutung hat das für mich mit über 50, 60, 70? Was davon mag angeschaut, benannt, bezeugt werden? Welcher Umgang damit hilft dem Menschen jetzt weiter?

Ich erlebe die Arbeit mit Menschen in vielen Bereichen als Aufräumen, in ein befriedetes Verhältnis kommen. Wenn wir mehr inneren Frieden in uns tragen, können wir mit Unfrieden im Außen besser klarkommen, müssen ihn nicht vermehren, sondern den Blick auf das weiten, was im Großen auch angeschaut, benannt, bezeugt, gewürdigt und heil werden mag. Oder, wie gestern ein sehr junger Mensch meinte: „Der Mist könnte auch ganz anders gewesen sein und ich erzähle mir die ganze Zeit eine total bescheuerte Geschichte, bis ich sie selbst glauben muss.“ Wow.

 

Wie ein Engel tanzte das Polarlicht über Schweden. Theresa hat das krasse Foto gemacht, Dankeschön!

Wem gehört das Glück?

Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen. Denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genusses sind, ihrer Natur nach, höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.

Arthur Schopenhauer

Herbstblätter wie ein Farbenvorhang! Stephanie hat das zauberhafte Foto gemacht, Danke dir!

Wir diskutieren die Aussage, dass unsere Generation Kreuzfahrten, Ausbeutung des Planeten und Freizeit im Sinn habe und wir seit 1970 hätten wissen müssen, was Sache ist. Das drückt die berechtigte Wut aus, 2025 als Mensch mit herausfordernden Themen belastet zu sein und die Annahme, dass die Generation davor wie die Made im Speck gelebt hat.

Im Dorf meiner Kindheit war die Welt begrenzt. Ich trug geerbte Rundhosen, die mit Borten verlängert wurden, bis sie zerfielen. An Jacken wurden Ärmelbündchen angestrickt, Gemüse kam aus dem Garten, der geistige Horizont zwischen Rathaus und Kirchturm verortet. Ein Lehrer wurde wegen eines Heinezitats versetzt: „Und fehlt der Pfaffensegen dabei, die Ehe wird glücklich nicht minder“. An der Uni staunten wir über Studentenaufstand und -verbindungen, hörten von Marx, Adorno. Widerstand gab es so gut wie nicht in der Dorfwelt, dafür Paradigmen und Glaubenssätze. Der autofreie Sonntag öffnete kein Bewusstsein für Ressourcen, er war Rollschuhfahren der Extraklasse. Terroristen-Fahndungsbögen waren der Schrecken unserer Kindheit, die Angst vor einem Krieg ebenso und vor Gewalt aller Art. Der Sterntitel zum § 218 war das Skandalthema, verwerflich wie Scheidungskinder! Wir sind nie geflogen, haben weder Wohnmobil noch Ferienhaus. Veränderung und Umdenken begannen durch Lebenserfahrung. Sind wir Ignoranten gewesen? Reden wir uns heraus aus Verantwortung?

Diskussionszwischenstand: Mit Wissen/Informationsumgang 2025 auf 1970 zu schauen zeigt ein anderes Bild als in dieser Zeit gelebt zu haben. Unsere Generation darf in die Rolle von Ältesten wachsen, um Unterstützung zukommen zu lassen, die Räume öffnet und dann zur Seite tritt. Es geht um Lösungen. Wir sind in Prozessen, mit Blindspots gesegnet. Im Erkennen können wir Veränderungen anstoßen und manches beitragen. Der Anfang: Das Erüben einer neuen Gesprächskultur, eine Form des Interbeings zwischen den Generationen, Meinungen und Weltsichten. Open End.

 

Wie können wir immer wieder Türen des Verständnisses öffnen? Diese Klinken finden sich am Goetheanum in Dornach.

Ein gutes Wochenende

Werte – ein wundervolles Thema in der Arbeit mit Menschen. Das Richard-Barrett-Werte-Modell ist hilfreich, vor allem, wenn man es mit den Inhalten von Spiral Dynamics zusammenschaut, mit Wilbers Integralem Denken und der Theorie U von Otto Scharmer. Genau das haben wir im Seminar gemacht und uns intensiv ausgetauscht. Eine tiefe und berührende Zeit haben wir miteinander verbracht!

Der Samstag hatte andere Vorzeichen. Die letzten Apfelkisten wurden verarbeitet – Saft und Würfel, die Quitten sind als Saft in Flaschen gelandet. Jetzt ist alles wunderbar versorgt. Am Abend gab es Grießbrei mit frischem Apfelmus, eine Freude. Am Spätnachmittag war noch die Abnahme unseres neuen Geräts für die Photovoltaikanlage, jetzt ist alles auf dem neuesten Stand.

Jetzt widme ich mich dem Korrekturlesen der Winterausgabe der @Holunderelfe, auf die sich viele Lesende schon freuen (berechtigt, es wird wieder ein wundervolles Heft), meinen Klientinnen und Klienten, am Mittwochabend bin ich zu Gast in einer Selbsthilfegruppe mit den Themen „Märchen und Stille“. Am nächsten Wochenende steht der Seminartag zu „Carl Rogers“ an – die Woche wird also in jedem Fall mit vielen Highlights gefüllt. Wie dankbar bin ich für diese Vielfalt.

Einen gelingenden Wochenstart!

So klein haben die Quitten angefangen. Für die Verarbeitung brauchte ich das Beil. Herrliche Früchte!

Im Seelensonnenlicht

Es sprießen mir im Seelensonnenlicht

Des Denkens reife Früchte

In Selbstbewusstseins Sicherheit

Verwandelt alles Fühlen sich

Empfinden kann ich freudevoll

Des Herbstes Geisterwachen

Der Winter wird in mir

Den Seelensommer wecken.

Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanies Foto aus der Schweiz passt perfekt zu diesem Spruch. Danke dir!

Kopf freimachen

Am Sonntag werden wir einen wunderbaren Kurstag zu einem Herzensthema haben – Werte. Der Samstag gehört den letzten Obstkisten. Unermüdlich ist diese Woche der Dörrautomat gelaufen mit Tausenden von Apfelwürfelchen, die im Müsli landen oder als Tee aufgegossen werden. Jetzt entsafte ich die letzten Äpfel, die Quitten sind fertig. Zumindest das Schnippeln und Entsaften soll fertig werden, trocknen können die Würfelchen die nächsten Tage alleine. Dann erstmal Kurswochenenden, das nächste Großprojekt sind traditionell die Plätzchen.

Mein Kopf ist froh über das Schnippeln. Wir testen gerade beim Bruder, ob Dekokte aus der TCM bei ihm gut greifen und wissen nicht, wie seine Reaktion ausfällt. Die Tage im Retreat haben ein großes Fragenloch aufgemacht, in das ich die letzten Monate alles Ungelöste gestopft hatte, was nach und nach angeschaut werden mag. Anders gesagt: Es herrscht im Kopf das absolute Chaos. Allein die Theorie, Chaos sei die Mutter aller Kreativität erlaubt mir den Hoffnungsfunken, dass sich Dinge auch gut entwickeln können.

Ein feines Wochenende dir.

 

Be prepared

Erstaunliche Fragen erreichen mich jeden Tag. Ob ich weiß, wie die Würzburger Prüfer bei der Heilpraktikerprüfung prüfen. Sehr fair, fundiert und freundlich. Ja, aber was sie denn fragen? Oh, da muss ich erst meine Kristallkugel holen. – Wenn ich eine Ausbildung mit einer Prüfung abschließe, von der ich weiß, dass sie anspruchsvoll ist, gibt es für mich nur eine Option: mich möglichst umfassend, gründlich, in die Tiefe und angemessen vorzubereiten. Auf Lücke lernen finde ich in Anbetracht des Leids der Menschen, die zu uns kommen, unangemessen. Auf „leichtes Durchkommen“ zu spekulieren ebenso.

Immer wieder laden mich solche Fragen ein, meine eigene Haltung meiner täglichen Arbeit gegenüber zu prüfen. Nach so vielen Jahren in diesem Berufsfeld habe ich ein wenig Erfahrung und doch trete ich jeden Tag an wie den allerersten. Ich weiß nie, was ein Mensch mitbringt in den Termin, was gebraucht wird, was wir also auch gemeinsam machen werden. Genauso wenig, wie ich vor einer Prüfung wissen muss, was drankommt. Ich bereite mich einfach bestmöglich vor und wenn ich etwas weder weiß noch vernünftig gemeinsam mit dem Klienten oder Coachee angehen kann, sage ich das sofort, um Leid nicht zu vergrößern. Insofern – schöne Fragen, die der Reflektion dienen. Allen Prüflingen viel Erfolg, hier starten am Montag die mündlichen Prüfungen.

 

Stephanies Schweizfotos sind auch in diesem Herbst atemberaubend. Dankeschön!

Mutig

Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.

André Gide

Milchkartons können ein neues Leben haben. Eine Ikebanaarbeit im Kurs von letzter Woche. Darauf wäre ich selbst nicht gekommen.