Monthly Archives: August 2025

In alten Zeiten …

„In den alten Zeiten, in denen Wünschen noch geholfen hat …“, so beginnen viele Märchen. Sie nehmen die Lauschenden (Märchen gehören erzählt) mit in eine besondere Welt, in der Tiere sprechen, Menschen mächtige Entwicklungswege gehen, wir lernen, mutig zu sein und erkennen Anteile von uns in allen Geschichten. Magische Zahlen wie drei, sieben, neun tauchen ebenso auf wie wundersame Begegnungen mit der Anderwelt, in der sich Zwerge ihren Bart einklemmen und von ihrer Kraft verlieren, wenn man mit dem Scherchen den Bart abschneidet.

Märchen sind mehr als Volksgut, sie sind Seelennahrung für kleine und große Kinder. Da geht es um andere Ebenen als die Frage, ob man einem realen Tier, das wie alles, was lebt, Schmerz und Leid empfindet, den Bauch mit Wackersteinen füllen darf. Märchen finden nicht auf der Realebene statt, sondern auf einer Entwicklungsebene. Die Bilder der Märchen können sich lebenslang entwickeln, uns tragen und in schweren Situationen auch ermutigen. Insofern sind sie oft auch für Erwachsene eine Art Seelenmedizin.

 

Die Eselsdistel ist eine Pflanzenschönheit der stachligen Art. Sigrid hat dieses Exemplar fotografiert. Danke für das Bild!

Märchen leben

Als ich noch Märchen gelesen habe, dachte ich, solche Dinge könnten niemals passieren, und hier bin ich nun und lebe mein eigenes.

Lewis Carroll, 1832–1898

Märchenhafter Wald, Stephanie hat fotografiert. Herzensdank!

Chaos

An manchen Tagen geben sich die Besucher die Klinke in die Hand. Wartungsarbeiten für die Photovoltaik. Die Telekom setzt den Anschluss für das Glasfaserkabel ins Haus. Lange Warteschleifenzeit, weil der Router nicht mehr funktioniert, es liegt an einem Kabel, das wegmuss. Am Abend geht wieder alles. Die Küchenschränke sind aufgeräumt und wir haben nochmal viel entsorgt. Im Grunde würde ich gern noch viel mehr entsorgen, aber mit dem Bruder brauchen wir einfach mehr. Dazwischen Auto in die Werkstatt gebracht zum Kundendienst, das muss auch mal sein. Rezepte für den Bruder in der Apotheke erledigt und Klientengespräche geführt. Manche Tage sind sehr bunt und abwechslungsreich. Heute ist das auch so. Erst Wundmanagerin, dann Auto abgeholt, Telefonate und jetzt freue ich mich riesig auf die Praxis. Das Gekruschel ist notwendig, keine Frage und es ist auch wieder vieles schick, was vorher im Chaos war. Und wenn dann heute noch im Lauf des Tages der Gaszähler routinemäßig ausgetauscht ist und der Sperrmüll aus der Garage mit der Gewächshauskartonage entsorgt ist, dann … laufen schon die nächsten Sachen auf, weil das Leben einfach das Leben ist.

Allen einen schönen Jupitertag heute mit dem Leuchten der Ringelblumen.

Übungen im Alltag

Küchenschrankputz. Alles raus, auswischen, sortieren. Immer wieder schleichen sich Gegenstände ein, die nichts mehr in unserem Schrank verloren haben. Schade, dass selbst bei einem Markenservice kaputte Teile nicht mehr nachgekauft werden können. Kommt die ganze Familie zusammen, wird gestückelt. Ich gehe Schubladen und Schränke durch unter dem Aspekt – was benutze ich selten? Manchmal kauft man ein Küchengerät und erkennt – im Handling unpraktisch. Inzwischen trenne ich mich sofort von solchen Dingen. Mein Lieblingsmesser in der Küche habe ich beim Auszug aus dem Elternhaus mitgenommen. Als meine Schwiegermutter schon sehr alt war, sah man ihren Küchenwerkzeugen an, dass sie lebenslang gebraucht worden waren, Messerklingen schmal und dünn vom Schleifen. Das ist Nachhaltigkeit. Sortieren der Vorräte dient dem Schutz vor Befall von Insekten und der Übersicht. Lebensmittel stehen datumssortiert, damit nichts verdirbt. Je älter ich werde, desto weniger mag ich volle Schränke, was daran liegt, dass wir beide keine Eltern mehr haben und wissen, was die Entsorgung und Auflösung von Haushalten bedeutet. Loslassen üben ist ein Prozess, der mit solchen kleinen Aktionen geübt wird, damit irgendwann das große Loslassen gut gelingt.

Ordnung

Wer die Welt in Ordnung bringen will, gehe zuerst durchs eigene Haus.

Aus China

Ich fange heute  zwischen den Terminen mit den Küchenschränken an. Dann schauen wir mal, wie weit wir kommen 🙂

Bunte Ernte

Bunt ist die Ernte in diesen Tagen im Garten. Brombeeren reifen, wir hatten die ersten Weintrauben. Unser neuer Rebstock hat fein getragen. Die Ameisen hätten fast das Rennen gemacht, sie haben die süßen Früchte auch entdeckt. Der Mangold leuchtet mit roten Stängeln im Beet und wir haben ein paar Hokkaidokürbisse, die jetzt so richtig schön orange werden. Tomaten in mancherlei Sorten erfreuen den Bruder  und die Gojibeere blüht violett. Ich nutze die Tage zum Entsaften, der Wintervorrat will eingemacht werden. Die Quitten legen in diesen Tagen zu, wenn die große Hitze vorbei sein wird, werden sie schnell wachsen und reifen. Holunder- und Aroniabeeren sind eingekocht, die Kräuterbüschel getrocknet, bald können wir sie abrebeln und in Braungläser füllen. Im Vorratsraum bedeutet das eine große Umräumaktion, damit nichts verdirbt und gut erreichbar ist. Für alles, was wir selbst anbauen, sind wir von Herzen dankbar. Ein wesentlicher Teil unserer Gesundheit beginnt auf dem Teller.

Hab einen kraftvollen Marstag heute!

Kipppunkte

Mein Sein, fern vom Welten-Dasein. Für mich bedeutet dieser Wochenspruch aus dem Seelenkalender von R. Steiner stets einen Kipppunkt im Jahr. Auch wenn es im Außen nicht so scheint, wandelt sich für mich der Sommer in diesem Text. Es ist das Erkennen, dass wir uns nun wieder Schritt für Schritt vom Äußeren in der Welt, dem Farb- und Formenrausch von Frühling und Sommer wegbewegen in das anders geartete Farbspiel von Herbst und Winter. Eine Umwendung vom „im Außen ganz und gar sein“, von der Wärme und dem Licht ganz in die Sinneswelt gezogen, hin zum wieder mehr verinnerlicht sein, zu geistiger Tätigkeit.

Wie schön, dass wir in diesen Nächten so viele Planeten und die Perseiden am Sternenhimmel sehen können! Das hilft beim Nachdenken über das Wochenendthema, bei dem es um ethische Fragen in Bezug auf KI ging, um technische Möglichkeiten, Risiken und Chancen.

Allen einen guten Start in die neue Woche.

 

Beim Betreten des Goetheanums in Dornach kehrt bei mir innerlich sofort Ruhe ein. Nicht wegen „ehrwürdigen Hallen“, sondern weil die Architektur klar, gerade und ruhig wirkt.

So fühl ich erst mein Sein

So fühl‘ ich erst mein Sein,

Das fern vom Welten-Dasein

In sich, sich selbst erlöschen

Und bauend nur auf eignem Grunde

In sich, sich selbst ertöten müsste.

Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Nicht mein Wetter

Nicht mein Wetter. Der Bruder klebt ganztags und ist ein wenig unleidlich, vermutlich hat er wie wir Kopfschmerzen. Da konnte ihn nicht einmal ein Schokopudding zum Nachtisch wirklich trösten. Wenige Kilometer weiter gewittert es, hier sind nur dicke Wolken und das Thermometer im Wohnzimmer zeigt (bei ganztags geschlossenen Läden) 27,4 Grad. Wir wagen es nicht, den Ventilator anzuwerfen, nach gut sieben Wochen, die der Bruder krank war, möchten wir kein Risiko eingehen. Ich denke an alle, die aufgrund von Erkrankung oder Behinderung mit Hilfsmitteln wie Windeln, künstlichen Ausgängen und vielem mehr leben müssen und bei dem Wetter nicht einfach mal unter die Dusche springen können. An alle, die bei dieser Hitze nicht ständig was zu trinken angeboten bekommen und austrocknen, weil sie alleine sind. An alle, die unterwegs sind, um zu helfen, zu unterstützen, sich zu kümmern. An jene, die ein achtsames Auge auf die Natur haben, damit es nicht zu Bränden kommt, Leute sicher in Seen baden und vieles mehr. Nicht nur bei solchem Wetter ist es gut, wenn wir freundlich aufeinander achtgeben. Kleine Gesten können viel bewirken.

 

Dieter hat dieses erstaunliche Kreuz entdeckt. Danke für dein Foto!

Sommer

Sommer

Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze,

und von den Auen dränget uns die Glut;

doch dort am Wasserfall, am Felsensitze

erquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.

Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze,

die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut,

dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern;

doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.

Johann Wolfgang von Goethe, 1810

Dieter hat den Wasserfall fotografiert. Dankeschön!

Beeindruckende Nachrichten

Mit Begeisterung habe ich in dem so lesenswerten Buch „Vom Acker auf den Teller“ von #JasminPeschke (AT-Verlag) gelesen, dass am Sonnenhof in Arlesheim Sirupe, Aufstriche, Brot und vieles mehr selbst hergestellt werden. Milchsauer vergorenes Gemüse wird dort in der Hausküche ebenso gemacht wie Barleywater. Wow! Letzteres ist uns früher niemals ausgegangen, als die Kinder klein waren. Ich werde heute wieder eines ansetzen und dem Bruder als Rekonvaleszenten davon geben. Kennst du das? Du brauchst: 300 g ungemahlene Gerste, über Nacht mit 10 Feigen, einem Stück kleingeschnittener Ingwerwurzel, 3 Piment- und 10 Korianderkörnern, 3 Sternanis, einer halben Zimtstange, 2 Nelken und einem Dreiviertelliter Apfelsaft eingeweicht. Dann wird die Gerste im Einweichwasser eine gute Stunde sanft geköchelt, bis die Körner platzen. Absieben und das Gerstenwasser kaltstellen. Von 2-4 Zitronen die Schale abreiben, mit etwas Wasser überbrühen, ziehen lassen und zum Gerstenwasser geben, den Saft der Zitronen oder etwas Brottrunk, ein wenig Salz, Vanille, Muskatblüte zugeben, wer mag, fügt noch 250 ml Sanddornsaft hinzu und etwas Honig. Schmeckt ausgezeichnet auch mit Schlehen- oder Quittensaft, wer es herzhaft mag, kann mit Rote-Beete- oder Möhrensaft ergänzen. Das ergibt ein herrliches Barleywater. Die gekochte Gerste landet im Eintopf, wird Backlingszutat, wandert in Aufläufe oder einen Knetteig. Das Rezept stammt aus einem der schönsten Kochbücher, die ich kenne: Aus Barbara Hübners feiner Würzküche in 2 Bänden (Verlag Freies Geistesleben). Meine Ausgabe von 1992 ist total zerfleddert und grafisch so schön gestaltet, dass sie wie ein Schatz gehütet wird.

 

Die ersten Brombeeren sind längst verspeist. Geschenke aus dem Garten.

Ein feines Treffen

Schön war unser letztes und viertes Mini-Nautilus-Treffen zum Thema „Die Kunst des Neinsagens“. Warum fällt es uns oft so schwer, etwas abzulehnen, nicht permanent für irgendwen und irgendwas zur Verfügung zu stehen und unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen? Dahinter steckt oft Angst, nicht mehr geliebt zu werden, andere zu enttäuschen (um dann mit Liebesentzug oder heftiger Kritik bestraft zu werden). Lieber gehen wir über die Grenzen unserer Möglichkeiten und stellen das Außen vermeintlich zufrieden, wobei wir oft bemerken, dass es nie „genug“ ist, was wir tun.

Ja und Nein sind vollständige Sätze. Ein Nein im Außen kann ein Ja zu mir selbst sein. Ein Nein muss ich nicht begründen. Ich darf mir Zeit zum Überlegen nehmen, ehe ich Ja oder Nein zu etwas sage.

Ehrlicherweise respektieren (und bewundern) wir Menschen, die sich ruhig hinstellen und freundlich sagen: „Nein, mache ich nicht.“ Warum? Weil sie klar sind, wissen, wo ihre Grenzen sind und ein Gespür dafür entwickelt haben (oder es mussten), was machbar ist und was nicht. Wo magst du heute ganz klar Ja oder Nein zu etwas sagen? In Liebe zu dir und zu anderen?

 

Beate hat das tolle Foto gemacht. Dankeschön!