Monthly Archives: September 2025

Leben, nicht überstehen

Gemeinsam speisen – für so viele Menschen ist das ein tiefer Herzenswunsch. Seit Corona sind viele Menschen sehr einsam. Niemand merkt, dass sie ungern nach Feierabend in eine leere Wohnung gehen, Serien gucken oder ins Fitnessstudio gehen. Sie werden oft immer stiller, am Ende nur noch der Gang zur Arbeit, zum Einkaufen, kaum Begegnung mit echten Menschen. Kein Wunder, dass für viele der Austausch mit KI reizvoll wird.

Es ist total okay, sich alleine wohl zu fühlen, auch als Lebensentscheidung! Wer damit gut klarkommt – prima. Ich meine eher Menschen, für die Einsamkeit Bedrückung ist.

Was ist der Knackpunkt? Unsere mangelnde Bereitschaft, uns auf andere einzulassen. Wir lernen oft nicht mehr, uns mit anderen Menschen auf konstruktive Weise auseinanderzusetzen. Ego stößt an Ego, daraus resultieren Rechthaben (kleiner Tipp: Jeder hat Recht, aber nur in seinem eigenen Kopf, weil jeder seine eigene Weltsicht hat!), Abneigung, aufeinander zuzugehen oder zu akzeptieren, dass verschiedenen Ansichten in der Welt das sind, was in der Kunst Farben und Töne ausdrücken – Vielfalt.

Wenn ich nur mit Menschen zu tun haben will, die mir zustimmen, alles feiern, was ich sage oder mache, dann bin ich mit KI besser bedient, die ich so einrichten kann, dass sie freundlich und lobend agiert und Schattenseiten ausblendet. Das ist weder wahre Begegnung noch Ehrlichkeit, erzeugt keine Reibung durch Wärme, keine Veränderung meiner Person durch Abschleifen unangemessener Verhaltensweisen, kein Wachstum. Es braucht ein aktives Hinausgehen, ein echtes Interesse am anderen, ein aufrichtiges Lauschen auf das, was andere Menschen an Farbe in das Leben bringen.

Es bedeutet zu erkennen, dass Gemeinschaft vielfach auch Kompromiss, Egobeschneidung, mal was machen, was einem weniger Freude bereitet bedeutet, dafür auch Geborgenheit, Lachen, gemeinsame Unternehmungen, miteinander das Brot brechen. Auch das ist Bestandteil unserer Kultur. Nicht umsonst haben Kultus und Kultur den gleichen Wortstamm. Begegnung ist auch etwas Heiliges und damit Heilendes. Wie wäre es, wenn sich Menschen einfach zusammenschließen und reihum kochen und essen? Wenn wir offen sagen: Ich bin alleine und suche jemanden für Theater, Kino, Sport und Reisen? Mehr Mut zu Gemeinschaft. Mehr Mut zum gemeinsamen Leben. Mehr Mut zu WGs aller Art! Leben will gelebt, nicht überstanden werden.

 

Theresa hat die feine Tafel fotografiert und übrig geblieben ist natürlich nichts! Danke dir!

Atmen

Wer hier steht, bekommt ein weites Herz, kann tief und frei atmen und erlebt die Schönheit der Natur in Ruhe. Theresa hat das Foto in Kanada gemacht, Danke!

Langsame Naturwunder

Flechten und Moose – erstaunliches Leben, das sich in langsamem Tempo entfaltet. Mich fasziniert es sehr, wenn alte Bäume ein Gewand daraus tragen, sich saftiges Moos am Boden zu Kissen formt, auf denen herabgefallene Blätter schweben oder ich ein wenig isländisches Moos in die Hand bekomme mit seinen besonderen Qualitäten. Wie freut es mich, Moos vorsichtig zu berühren und zu staunen, welche Formen und Farben die Natur hervorbringt. Alles hat seinen Platz. Manches, was wir vielleicht nicht haben möchten, fühlt sich jedoch an der für uns unpassenden Stelle wohl, weil es dort seinen perfekten Lebensraum findet. Leben und leben lassen kann manchmal sehr hilfreich sein. Und wer durch einen Wald ginge ohne Flechten, ohne Moose, ohne sich an anderen Pflanzen festhaltende Ranken würde merken, was fehlt. Selbst das Kleinste und Unscheinbarste hat seine Aufgabe und seinen Sinn.

Viel Freude heute! Vielleicht entdeckst du einige winzig kleine Dinge, die deine Welt auf eine gewisse Weise zauberhaft machen.

Theresa hat das Bild gemacht. Danke!

 

 

Dornröschenhaus

Ein Reetdachhaus, wie von einer Dornröschenhecke eingerahmt. Sigrid war im Urlaub mit der Kamera unterwegs und hat dieses herrliche Foto gemacht für alle, die ein wenig Sehnsucht nach dem Norden haben. Danke dir!

Anwendung ist Zuwendung

Durftest du als Kind die hilfreiche Wirkung eines kühlen Wadenwickels bei hohem Fieber erleben? Hast du in einer schwierigen Lebensphase erfahren können, wie hilfreich ein Schafgarbenwickel für dich war? Dann hast du erlebt, dass das eine wundervolle Art der Zuwendung ist. Wickel und Auflagen sind altbewährte Anwendungen der Naturheilkunde. Dieses Wissen ist vielfach verloren gegangen in unserer Zeit. Der Vorteil dieser Techniken beruht nicht nur auf dem Einsatz von Heilpflanzen, sondern durch das Anlegen des Wickels oder das Aufbringen von Auflagen wendet sich ein Mensch dem Patienten intensiv zu, beobachtet ihn, nimmt Wickel oder Auflage wieder ab und sorgt für Nachruhe. Es geht um Hülle geben, um Geborgenheit, um Unterstützung der Selbstheilungskräfte und Anregung des inneren Arztes.

Wie wird gewickelt, was kann gewickelt werden, mit welchen Materialien, Tees, Pflanzenauszügen, Ölen, Salben etc. können Wickel und Auflagen gemacht werden und was sind die Kontraindikationen? Am 3. Oktober (Feiertag) findet unser Kurs „Wickel und Auflagen“ in der Praxis von 9 bis 16 Uhr statt. Wir machen uns mit den Grundlagen zu den jeweiligen Wickeln, ihren Indikationen und Besonderheiten vertraut. Wenn du mit dabei sein magst, kannst du dich gern hier anmelden und alle Infos nachlesen: https://www.seelengarten-krokauer.de/wickelkurs/

Wahre Natur der Dinge

Denn in der wahren Natur der Dinge, wenn wir recht bedenken, ist jeder grüne Baum weitaus prächtiger, als wenn er aus Gold und Silber wäre.

Martin Luther

Die Rinde eines Baumes erzählt uns viele Geschichten, wenn wir uns die Zeit nehmen, ihnen zu lauschen. Stephanie hat mit der Kamera genau hingesehen. Danke dir!

Wie geht es dir?

„Wie geht es dir?“ Diese Frage beantworten wir routinemäßig mit „gut“ im Wissen, dass der Gesprächspartner nichts anderes erwartet und mit einem Sermon über unsere Malesten wenig anfangen könnte.

Das Leben ist nie so, dass es uns dauerhaft gut geht. Wir haben Sorgen, Nöte, Krankheiten, Existenzangst, leiden an zerbrochenen Beziehungen, heftigen Kindheitserfahrungen, erleben Mobbing, Ausgrenzung und Scheitern. All das gehört zum Menschsein und ist der Sand, mit dem uns das Leben gewaltig abstrahlt, um eines Tages wie ein funkelnder Stern nach Hause zu gehen.

Schmerzen und Kummer erleben alle Menschen, das Ausmaß ist verschieden und unsere Reaktion darauf. Hier gibt es keinen Maßstab für „mehr Leid“, jeder Mensch erlebt das individuell, daher ist das aller Wertung oder Beurteilung enthoben. In einer Therapiestunde fragte mich eine Klientin, ob sie denn stresssüchtig sei, weil sie schwere Traumaerfahrung hat. Ich glaube nicht, dass sich jemand freiwillig so viel Stress wünscht, dass er daran fast zerbricht. Jemand mit krassen Erfahrungen hat jedoch eine andere Form der Gewöhnung auch im Bereich von Neurotransmittern, Hormonen und vielem mehr und steckt manches anders weg oder hat gelernt, Wahrnehmungen von Unwohlsein restlos abzutrennen. Das zu erkennen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Ganzwerdens.

„Wie geht es dir?“ „Gut!“ – manchmal benutze ich das für mich als Memo, dass vieles wirklich gut ist. Dass ich das oft vergesse, ins Opfer falle, undankbar bin. Mich erinnert genau diese Frage immer wieder daran, dass ich mir überlegen darf, wofür ich in diesem Moment dankbar bin. Vielleicht ist das einfach nur eine Erinnerungsweckerfrage in achtsamem Umgang mit mir, Mitgefühl und Dankbarkeit. Dann wäre diese Frage ein Geschenk im Inne-Halten. Einen kraftvollen Marstag für dich.

 

Stephanie hat dieses atemberaubende Foto in der Schweiz gemacht. Danke dir!

Der Weg ist offen

Meine Kunststudien gehen sehr vorwärts, mein Prinzip passt überall und schließt mir alles auf. Alles, was Künstler nur einzeln mühsam zusammensuchen müssen, liegt nun zusammen offen und frei vor mir. Ich sehe jetzt, wie viel ich nicht weiß, und der Weg ist offen, alles zu wissen und zu begreifen.

Johann Wolfgang von Goethe, 1. 9. 1787

Auch die Natur war für Johann Wolfgang von Goethe ein riesiges Forschungsvorhaben. Stephanie war im Wald unterwegs und hat das Bild mitgebracht, vielen Dank dafür.

Licht aus Weltenweiten

Das Licht aus Weltenweiten, das zum Seelenlichte wird und in Geistestiefen leuchtet – der Spruch von dieser Woche aus dem Seelenkalender von Rudolf Steiner ist mir einer der liebsten. Jedes Jahr freue ich mich auf den Septemberbeginn, oft war es die Zeit, in der wir in Dornach am Goetheanum sein konnten. In Gedanken werde ich in diesen Tagen oft dort verweilen und am Donnerstagabend auch bei einer Veranstaltung online dabei sein. Das ist für mich Seelennahrung, die ich im September gut brauchen kann. Ist es nicht schön, der Monat startet mit dem Montag. Nach einem Wochenende, in dem eins zum anderen kam und letztlich wenig von dem gemacht wurde, was geplant war, dafür jede Menge anderes endlich erledigt ist, wird es eine arbeits- und abwechslungsreiche Woche werden. Zwei Pfirsiche warten auf frohen Genuss, sie sind wunderschön und die beiden einzigen am Minibaum, die ersten Quitten werden gelb, es gibt viel zum Vorfreuen.

Allen eine wunderschöne Woche und gute Tage im September!

 

Vor vier Jahren konnten wir das Foto Mitte Oktober im Garten von Primavera in Oy-Mittelberg machen.

Lichtwunder

Das Licht aus Weltenweiten,
Im Innern lebt es kräftig fort,
Es wird zum Seelenlichte
Und leuchtet in die Geistestiefen,
Um Früchte zu entbinden,
Die Menschenselbst aus Weltenselbst
Im Zeitenlaufe reifen lassen.

Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.