Monthly Archives: September 2025

Der Weltengeist er strebet fort

Sich selbst erschaffend stets

Wird Seelensein sich selbst gewahr

Der Weltengeist er strebet fort

In Selbsterkenntnis neu belebt

Und schafft aus Seelenfinsternis

Des Selbstsinns Willensfrucht.

Wochenspruch aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Auch in der Natur erleben wir das sich selbst erschaffen stets im ewigen Lebenskreis.

Vielfalt

So vielfältig gefüllt sind die Tage. Wir versuchen zwischen den Terminen den Garten voranzubringen. Wir kommen teilweise nur zentimeterweise voran, bearbeiten den Boden, der unglaublich schwer und lehmig ist, versuchen alles Wurzelwerk zu entfernen und ihn einladen für die Pflanzen, die brav seit Wochen in Töpfen auf die Rückkehr ins Bett warten. Entlang des Gartenhauses finden neue Johannisbeerbüsche ihren Platz mit dem warmen Haus im Rücken und der Rosmarin. Das Heilkräuterbeet bekommt viel Sand, damit der Boden lockerer wird.

Die Nächte sind interessant. Seit 30 Monaten lebt der Bruder nun bei uns, derzeit ist eine intensive Verarbeitungsphase alter Erlebnisse, er spricht laut, schimpft vor sich hin, zeigt Angst. Komme ich in den Raum, hält er den Kopf geschützt in beiden Händen. Momente, in denen er inzwischen annehmen kann, dass ich still neben ihm sitze und etwas vorsumme, bis er wieder ruhiger wird. Das sind die Zeiten, in denen er sich nicht hinlegt, keine Decke akzeptiert und wir ihn warm einmummeln, damit er nicht krank wird. Heute installieren wir eine Schaumstoffabpolsterung in Kopfhöhe an der Wand, damit er sich nicht verletzt, wenn er im Sitzen einschläft und nach hinten fällt. Pflege ist keinen Tag gleich. Ich bin froh, dass wir ihn hier gut versorgen können und er vielleicht nach und nach annehmen kann, dass er behütet ist.

 

Manchmal wäre ich gern am Meer und würde nichts hören außer Meeresrauschen, Wind und Vogelstimmen. Wozu hat man Phantasie und tolle Fotografen wie Stephanie, die das Foto geschickt hat. Danke dir!

Rosmarinliebe

Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue.

William Shakespeare

Unser Rosmarin ist im Frühjahr erfroren und wir hoffen, dass unser Neuling auch so prachtvoll wird mit den Jahren.

Oder lieber nicht

Was für eine feine Idee von Oscar Wilde, im Herbst alle Sorgen zu sammeln und im Garten zu begraben. Kommentar des Mannes: „Genau, im Frühjahr treiben die dann zehnfach aus. Lieber nicht.“ Nachvollziehbar ist das, er hat eine geraume Zeit damit verbracht, das ehemalige Heilkräuterbeet, das wir ganz und gar geleert haben für das Gewächshaus (die Pflanzen sitzen in Töpfen und warten aufs wieder eingepflanzt werden), von unfassbaren Mengen Wurzeln zu säubern. Meterlange Quecken, Schlehdornbüsche, die vom städtischen Grün über gewaltige Entfernungen im Garten Wege zurücklegen und an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Bald ist es geschafft und wir setzen alles neu ein, ergänzt um das, was neu dazukommen mag. Jetzt ist es auch viel ordentlicher, wir haben mehr Plattenwege, das gibt auch optisch eine gefasstere Form.

Am Sonntag startet der nächste Ausbildungsblock in meiner Fortbildung, ich schalte mich erst später dazu, wir haben den vorletzten Aufstellungssonntag in diesem Jahr. Darauf freue ich mich sehr. Ich bin tief dankbar für die Kliententermine in dieser Woche, es war so eine krasse Spannweite an Themen, ungewöhnlich für die Jahreszeit. Gleiches meldet mir eine Kollegin, die das treffend formuliert hat: „Die Welt dreht gerade etwas wild.“ Da kann eine Stunde Gartenarbeit reine Medizin sein.

 

Diese Ecke im Garten wird im nächsten Winter nicht mehr so aussehen. Alles ist nun anders. Mal sehen, ob es sich bewährt.

 

 

Au weia

Arbeiten im Garten stagnieren wegen Regen. Gut für die Vorbereitung kommender Veranstaltungen. Zudem merke ich das nahende Ferienende in Bayern. Die Klienten sagen, dass Urlaub nicht mehr die erhoffte Erholung bringt. Mit Sorge sehe ich viele Entwicklungen. Ein Beispiel vom Wartezimmer des Augenarztes am Morgen. Es ist voll, alle Menschen still in ihre Handys schauend. Neben mir chattet ein Herr mit seiner KI. Er freut sich über das, was sie schreibt. Ich frage ihn, was seine Freude auslöst, er antwortet, dass die KI freundlicher mit ihm umgeht als Menschen und er deshalb neuerdings weniger Kontakt mit Menschen hat. Ich will wissen, ob ihn die KI auch auf seine Macken und Kanten hinweist. Seine Antwort: „Nein, genau deshalb ist das so klasse. Endlich mault mal keiner mehr an mir herum.“ DAS wird eine Entwicklung, die in krasse Paralleluniversen einlädt. Menschen werden nicht mehr wie bisher dopaminbeduselt still überall warten oder in übersehen Glastüren und Pools stolpern, sondern sich Fake-Lob via KI abholen, wo vielleicht anderes notwendig wäre. Im schlimmsten Fall verlieren wir die Fähigkeit zu sozialer Verantwortung. Mahnungen wie die von Margot Friedländer nach Menschlichkeit dürfen nicht ungehört verhallen.

 

Stephanie wandelt am liebsten auf Waldwegen. Danke für das Foto!

Check, Check

Um diese Zeit im Jahr lege ich immer alle Vorsorgetermine, weil das in Bayern die ruhigste Zeit ist am Ende der Ferien und damit das gemacht ist. Vieles sind heute Leistungen, die man selbst bezahlt, egal auf welchem Fachgebiet. Manche Untersuchungen sind – auch in Bezug auf die Versorgung mit Mikronährstoffen – sinnig, sei es Vitamin D oder anderes. Nicht mehr passende Mengen von z.B. Schilddrüsenhormonen und anderen Medikamenten können deutliche Probleme bereiten. Bis heute unterschätzen Menschen zudem Wechselwirkungen oder nehmen über Jahre Mittel ein, die mal verordnet wurden und einfach weitergenommen werden. Alles, was wir nehmen und alles, was uns fehlt, hat Wirkungen, nicht selten auch im Bereich der Psyche. Überdosierung kann Schaden anrichten, Mangel ebenfalls. Im Bereich Psyche betrifft das oft Vitamin D, B-Vitamine, Schilddrüsenhormon, Magnesium, Zink, Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien. Unterschätzt werden Entzündungen im Körper, die Auswirkungen auf unsere psychische Verfassung haben, ebenso Mangel an Schlaf oder Missbrauch von Stoffen wie Alkohol, Drogen und Fehlernährung. Eine Ernährungsumstellung unterstützt im Bereich Psyche sehr. Gemüse, Nüsse, Samen, hochwertige Öle, Vollkornprodukte, ausreichend trinken – all das kann ein Baustein sein. Sich Zeit für ein Mahl nehmen, selbst kochen, bewusst essen sind weitere Bestandteile, die eine Rolle spielen. Bevor man irgendwelche Mittel nimmt, macht ein Check Sinn, wie die Versorgung damit ist und ob Mangel besteht. Und dann sollte auch nicht vergessen werden zu schauen, wie der Mangel zustande gekommen ist. Grundlegende organische Probleme müssen immer behandelt werden, sonst nutzen irgendwelche Mittel, die nicht da ankommen, wo sie sollen, nicht viel.

Schwuppdiwupp

Schneller als gedacht fliegt ein Jahr vorbei – so ging es der Seminargruppe am Samstag. Gestartet waren wir vor einem Jahr mit dem Nautilusprojekt, flugs ist das Jahr vorbei! Mit einem wunderschönen letzten Austausch verabschiedeten wir die Mitreisenden. Manche gehen noch eine Weile mit im zweiten Jahr, das ist wundervoll. In 13 Seminartagen und vielen einzelnen kleinen Einheiten haben wir uns zahllose Themen erarbeitet von Achtsamkeit über Gehirnfunktionen, Sinnesschulung, Salutogenese, gelingende Kommunikation nach Carl Rogers, wir haben über Neurotransmitter ebenso gesprochen wie über Gehirnfrequenzen, Werte, Stille, Ressourcen, unser Mindset, Spiral Dynamics, Ken Wilbers Arbeit und vieles mehr. Es ist ein Training im Aufbauen eigener Ressourcen im Rahmen von Potentialentwicklung (Auswickeln, was an Schätzen in uns steckt) und eine Erarbeitung zahlreicher Skills im Umgang mit uns selbst, unseren Sonnen- und Schattenseiten und anderen, wenn wir uns und andere führen möchten. Am 21. 9. starten wir erneut. Alle Infos hier: http://nautilus.seelengarten-krokauer.de/

Danke allen, die das Jahr mit uns gegangen sind – möge eure weitere Lebensreise wundervoll sein! Willkommen allen, die in die nächste Runde mit einsteigen wollen. Ein Jahr erscheint lang, rückblickend erkennen wir, dass es gut ist, nun da zu sein, wo wir jetzt stehen mit neuem Blick auf viele Dinge, vor allem auf uns selbst und das Wunder, das wir sind.

 

Benediktushofimpressionen

Wert-voll

Wenn es ein Ranking der Wochensprüche gibt, dann ist es der für diese Woche „In Lichtesoffenbarungen mischen der Nebel dumpfe Schleier sich“. Passend legen sich nun wirklich die Schleier morgens über alles im Garten und hinterlassen tropfende Spinnweben. Magie jedes Jahr. Wobei ich mit zunehmendem Alter eher formulieren würde „Ich habe mich dem Sommer hingegeben“, denn Sommer strengt mich mehr an als andere Jahreszeiten.

Am Freitagmorgen hatten wir einen sehr stillen andächtigen Moment – als beim Teamcoaching die Gruppe ihren Wertebaum gestaltet hat und wir uns auf die wichtigsten Wurzel- und Stammwerte geeinigt hatten. Die Krone war frei – hier konnte jeder seine eigenen Werte, die er ins Unternehmen einbringt, hineinsetzen. Das tiefe Bewusstsein, was eine Unternehmung im Innersten als Basiswerte hat, war eine wundervolle gemeinsame Erfahrung. In einer Übung begegneten sich die Menschen zum Abschluss unserer Coachingreihe mit Wertschätzung, Achtsamkeit und Freude. Ein wert-voller Vormittag war das. Sich seiner Werte bewusst werden, seinen eigenen Ehrenkodex schreiben – das kann so vieles verändern. Weiß jeder in einem Unternehmen, welche Werte zugrunde liegen, die nicht verhandelbar sind, ergibt sich daraus der Grundstock für die Kultur der Firma, die deren Kommunikation ebenso prägt wie Umgang mit Fehlern, Achtsamkeit, auch Raum für Stille und tiefe Begegnung lässt. Ich bin dankbar, dass diese Reihe möglich war und jetzt die Teams in ihre Umsetzungs- und Erprobungsphase gehen mit der Möglichkeit der Begleitung.

Einen kraftvollen Montag allen.

 

Die Arbeit im Team kann wie eine spannende Bergwanderung sein! Stephanie hat das Bild von einer Wanderung in der Schweiz vor einigen Jahren mitgebracht, lieben Dank.

 

Es dämpfet herbstlich sich ….

Es dämpfet herbstlich sich

Der Sinne Reizesstreben

In Lichtesoffenbarungen mischen

Der Nebel dumpfe Schleier sich

Ich selber schau in Raumesweiten

Des Herbstes Winterschlaf

Der Sommer hat an mich

Sich selber hingegeben.

Spruch aus dem anthroposophischen Wochenkalender von Rudolf Steiner.

Stephanie hat den ersten Nebel des diesjährigen Frühherbstes entdeckt. Danke für dein Foto!

Bewegender Abend

Manchmal geschieht Unerwartetes. So ging es mir am Donnerstag bei einer Onlineschaltung ins Goetheanum. Adam Blanning MD, Dr. med. Marion Debus, Dr. med. Karin Michael und Dr. med. Michaela Glöckler sprachen über ein 100 Jahre altes Buch, das als Band 15 in der Steiner Kritischen Ausgabe/SKA mit einem umfangreichen Vorwort und Erläuterungen von Dr. Glöckler neu herausgegeben wurde (#Verlag frommann-holzboog). Das Buch, das Rudolf Steiner zusammen mit der Ärztin Dr. Ita Wegman geschrieben und wo er kurz vor seinem Tod noch die Druckfahnen Korrektur gelesen hat.

Es geht nicht um das Buch – das allein würde ausreichen, sein Leben lang zu forschen und darin zu studieren – sondern darum, was an diesem Abend erlebt werden durfte: Alle schilderten ihre persönlichen Geschichten mit diesem Buch. Berührend, zum Weinen schön zu hören, wie mit diesem Buch gelebt, gearbeitet wird und wurde, dass es nicht nur eine unglaubliche Erweiterung der eigenen Vorstellungen darstellt, sondern die Menschen wachsen lässt an der Auseinandersetzung mit den Inhalten, sie ruft, in den Austausch geht mit dem lesenden Menschen und auch verbunden ist mit dem Austausch mit anderen und woher das Buch zu einem kam.

Das Buch von Steiner-Wegman war bisher für mich Herausforderung, ein Mysterium. Immer wieder fand ich darin Antworten auf ungestellte Fragen. Gestern schloss sich für mich ein Kreis zu den alten Heilungsmysterien – ein Thema, das mich das Jahr über schon in der Eurythmie mit der Arbeit am Tierkreis begleitet hat. Dieser Abend war „Lembasbrot für die Seele“, bevor wir in die kraftvolle Herbstzeit gehen.

 

Tafel in der Sonderausstellung im Goetheanum 2025.

Allergrößte Bedeutung

Es ist von der allergrößten Bedeutung, zu wissen, dass die gewöhnlichen Denkkräfte des Menschen die verfeinerten Gestaltungs- und Wachstumskräfte sind. Im Gestalten und Wachsen des menschlichen Organismus offenbart sich ein Geistiges. Denn dieses Geistige erscheint dann im Lebensverlaufe als die geistige Denkkraft.

Rudolf Steiner und Ita Wegman in: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen.

Das neue Heilmittellabor der Weleda in Arlesheim.