Monthly Archives: September 2025

Weitermachen, einfach weitermachen

Pflege bietet immer Überraschungen. Am Wochenende gab es krasses Auf und Ab im Gesundheitszustand des Bruders. Immer wieder versagt die Niere ohne erkennbaren Grund. Es liegt nichts Bakterielles vor. Klar, er hat nur eine Niere und bei 55 Lebensjahren bedeutet das, dass sie genau so lange die Arbeit von zwei Nieren leistet. Jetzt ist er wieder heiter aufgestellt, mir hängen solche Erlebnisse sehr in den Knochen, weil sie mich hilflos daneben stehen lassen ohne zu wissen, was zu tun ist. Mehr zu trinken geben, weniger? Medikamente ansetzen oder abwarten? Da er sich nicht äußern kann und ich auch Schmerzen durch sein Verhalten wahrnehmen muss, ist das durchaus nicht so einfach. Ich möchte nicht, dass er Schmerzen hat, weiß jedoch nicht, ob und wo ihm etwas weh tut. Wir müssen uns auch immer wieder daran erinnern, dass er durchaus auch andere Erkrankungen haben kann und wir nicht immer alles auf die Niere projizieren. Also beobachten wir den jungen Mann mit Argusaugen, jetzt  läuft alles wieder fast normal im wahrsten Sinne des Wortes. Bis zur nächsten Runde im Fragezeichenkarussell. Darauf bereitet einen keiner vor. Jedenfalls fahre ich am Abend beruhigter zum Vortrag halten, weil es ihm besser geht. Vor einiger Zeit meinte ich zum Hausarzt „Ich hätte echt Medizin studieren müssen, dann wüsste ich besser, was zu tun ist.“ Seine Reaktion war erstaunlich. Er meinte nur: „Sie kennen ihn besser als jeder andere und wissen viel schneller und zuverlässiger, was zu tun ist.“ Na dann, miteinander werden wir den Laden weiterrocken.

Was auch kommt

Was auch kommt,

Was mir auch die nächste Stunde,

Der nächste Tag bringen mag:

Ich kann es zunächst, wenn es mir ganz unbekannt ist,

Durch keine Furcht ändern.

Der Anfang des „Ergebenheitsgebets“ von Rudolf Steiner. Ein durchaus stärkender Text in schwierigen Phasen.

Heute Abend Vortrag

Das ist eine gut gepackte Woche. Ein Tag Uniklinik steht an, die Abschlussuntersuchungen nach über einem Jahr mit dem Ohrenimplantat. Das bedeutet lange Hörtests, Untersuchungen und Warten. Zudem Termin beim Hörgeräteakustiker, Kontrolle für das andere Hörgerät alle Vierteljahre. Ich muss gut hören können in meinem Alltag. Heute Abend um 19 Uhr geht es beim VHS-Seminar in Foyer der Alten Synagoge Kitzingen um „Die Reise zu mir selbst“. Hier ist keine Anmeldung notwendig, ein kleiner Unkostenbeitrag wird an der Abendkasse erhoben. Am Freitag ist ein Präsenzkurs im Haus zum Thema „Wickel und Auflagen“, alle Plätze sind vergeben. Am Samstag startet die neue Nautilusgruppe mit ihrem ersten Seminartag zum Thema „Salutogenese“, am Sonntag die angehenden Coaches mit ihrem Seminartag über Systeme. Alle Abende sind mit Vortrag, Übgruppe oder Klienten belegt und ich freue mich auf alle Begegnungen. Wie dankbar bin ich für die Vielfalt in meinem Leben. So spannende Themen und Menschen. Hab einen kraftvollen Marstag!

Kennst du es noch?

Ein Männlein steht im Walde

Ganz still und stumm,

Es hat von lauter Purpur

Ein Mäntlein um.

Sagt, wer mag das Männlein sein,

Das da steht im Wald’ allein

Mit dem purpurrothen Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde

Auf einem Bein

Und hat auf seinem Haupte

Schwarz Käpplein klein.

Sagt, wer mag das Männlein sein,

Das da steht im Wald’ allein

Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

Das Männlein dort auf einem Bein,

Mit seinem rothen Mäntelein

Und seinem schwarzen Käppelein,

Kann nur die Hagebutte sein!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1843

Diese tollen Hagebutten haben wir im Garten von Primavera in Oy-Mittelberg entdeckt

Michaeligedanken

„Archangelos – du mit dem starken Schwert aus Himmelseisen (…) Im stillen Herbst, wenn sonnengolden die Blätter fallen, der Nebel steigt, erscheinst du uns in deinem Strahlenkleide und mahnst uns an der Himmel Herrlichkeit“ – heißt es in einem bekannten Spruch zu Michaeli. Ein Wendemoment im Jahreskreis. Immer stärker spüren wir die Zunahme der Dunkelheit im Außen und vielfach auch Dunkelheit, die sich wie ein unangenehmer Schatten auf unser Gemüt legen kann, wenn wir bewusst und wach in die Welt schauen. Doch was, wenn wir den Mut nutzen, der das Geschenk der Michaelizeit im Jahreskreis ist – den Mut, sich hinzustellen und einzustehen für das, was einem wichtig ist? Den Mut, Ja zu sich zu sagen und Ja zum Leben? Den Mut, den Fokus auf das richten, was großartig ist, was alles gerade geschafft und gewirkt wird, wo gerade überall Gutes geschieht. Die Überwindung des Drachen in uns selbst – der kann sehr verschieden aussehen. Es kann eine Angst sein, eine innere Bremse, die uns daran hindert, wir selbst zu sein, ein Widerstand, den es fortzuschaffen gilt. Was immer es ist, das dich belastet: Schau es genau an. Frage es, was es braucht und erlaube dir, es umzuwandeln in eine Kraft, die dich durch diese dunkler werdende Zeit im Jahreslauf tragen kann. Die Michaelizeit ist kraftvoll und stärkend – mit all der Farbenpracht im Außen, der Erntefülle und dem Wissen, viel erreicht zu haben in diesem Jahr, um nun durchzuatmen für das, was kommen mag.

Einen kraftvollen Wochenstart an diesem besonderen Montag im Jahreslauf!

Im September 2021 war das Abendlicht im Goetheanumsgarten sehr besonders mit dem Michael im Gegenlicht.

Natur, dein mütterliches Sein

Natur, dein mütterliches Sein

Ich trage es in meinem Willenswesen

Und meines Willens Feuermacht

Sie stählet meines Geistestriebe

Dass sie gebären Selbstgefühl

Zu tragen mich in mir.

Michaelistimmung aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner

In der Eremitage Arlesheim- aus dem Dunkeln ins Licht

Oktober-Gedanken

Ihr Lieben,

Sieh, des Herbstes Geisteshelle
klärt und adelt die Gelände;
Erdenbreiten, Himmelswände
kost dieselbe lautre Welle.

O du glückversunken Säumen,
eh die Sommerfarben sterben!
O du letztes Liebeswerben
aus den unbegriffnen Räumen!

Dass mir so die Seele leuchte,

wann ich einst des Winters werde!
Und in meines Auges Feuchte
spiegelt sich der Schmelz der Erde.

Christian Morgenstern

Michaelizeit. Ein Kipppunkt im Jahr ist die Tag- und Nachtgleiche im Herbst, verbunden mit dem Neumond im September, der für Neuanfang steht. Was mag Neues kommen? In der Welt erleben wir Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit, Chaos, Waffengerassel, Aggression, Gewalt. Dabei übersehen wir geniale Aktionen, die das Klima schützen, für mehr Menschlichkeit sorgen, beim Gesunden helfen, den Ackerboden fruchtbarer machen und vieles mehr. Negatives bleibt stärker haften, viele sind wie festgefroren vor ihren Bildschirmen mit Algorithmen, die uns Fakewelten vorgaukeln und uns hilflos machen.

Jetzt braucht es den Gang durch die Farbenfreude der Natur, Dankbarkeit für die Erntefülle des Jahres, den Mut, für den der Erzengel Michael steht, der den Drachen bekämpft und für die Freiheit des Menschen steht. Jetzt dürfen wir im Innen und Außen Mut fassen, Kraft tanken und die Wanderung tief in unser Inneres antreten zu den Herzenskräften in uns, der Beschäftigung mit dem, was uns trägt. Jetzt gilt es, Dämonen der Angst zu vertreiben, wir stellen uns unseren Schattenanteilen, feiern jedes Licht, das sich zeigt und nehmen freudig alle Wärme an, die entsteht, wenn wir voller Begeisterung mit roten Backen Dinge tun, die wir lieben. Was begeistert dich, was ermutigt dich, was gibt dir Kraft? Wo ist die Quelle deiner Stärke, was sind deine seelisch-geistigen Rankhilfen, an denen du dich hochentwickelst? Wer inspiriert dich, was bringt dich zum Lachen und wo singst du, um mit deiner Stimme sichtbar zu werden im Gemurmel und in der Unklarheit der Welt?

Fühl dich von Herzen eingeladen, ermutigt und begleitet, deinen Weg unter die Füße zu nehmen, deine Freude zu entdecken und Weggefährten zu finden, mit denen jede Wanderung leichter ist, wenn man verzagt, den Weg nicht sieht und mit Wetterunbill zu kämpfen hat. Gemeinsam geht vieles einfacher. Die Einsamkeit unserer Zeit ist vielfach hausgemacht, weil uns andere zu anstrengend sind. Zeiten wie diese lehren die Wichtigkeit einer vertrauenswürdigen Gemeinschaft. Jetzt ist die Zeit, die Wanderschuhe zu schnüren auf der Reise zu einer selbstgestalteten würdevollen Zukunft für uns alle auf diesem Planeten.

 

Eure Herzwerker

Christine und Christoph Krokauer

Wie mutig bist du in diesen Michaelitagen?

Michaeli ist die Zeit des Mutes. Das Licht sieht sich mit der massiven Dunkelheit im Außen konfrontiert, es geht darum, Drachen zu verwandeln in Stärke – genau das tun wir im übertragenen Sinn auf unserer Jahresreise. Am 21. 9. haben wir die Segel gesetzt, am 4. 10. werden wir den Hafen verlassen – wenn du noch mit an Bord springen willst, dann bitte jetzt! Mach dich mit unserer tollen Gruppe auf den Weg. Schau dir gern das Programm an mit seiner stärkenden Kraft. Der Kickstart steht kostenfrei online, darin erkläre ich den Kurs und die Werte, die dahinterstehen. Alle Infos, Termine, Testimonials, Kosten etc. findest du hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/nautilus/

Anmeldung hier: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/persoenlichkeitsentwicklung

Ein Jahr ist schneller vorbei als man denkt – wann hast du das letzte Mal in der Michaelizeit was WIRKLICH Mutiges getan?

Unsere Termine im Oktober

Für Kurzentschlossene: Am 30. 9., Dienstag, geht es um 19 Uhr im Foyer der Alten Synagoge Kitzingen im VHS-Vortrag um das Thema „Potentialentfaltung“. Ohne Anmeldung, an der Abendkasse wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. Neue Startzeit an der VHS: 19 Uhr!

Freitag, 3. Oktober: Wir starten mit dem Präsenz-Wickelkurs in der Praxis um 9 Uhr. Wir schauen an, wie Wickel und Auflagen gemacht werden und weshalb Anwendungen dieser Art wundervolle Zuwendungen sind. Der Kurs ist ausgebucht.

Am Sa., 4. 10., um 9 Uhr beginnt der erste Online-Nautilus-Seminartag und damit die letzte Einstiegsmöglichkeit für Interessenten 2025. Unser Thema ist wundervoll: „Was ist Salutogenese?“ Die Seminartage sind für alle Interessierten buchbar. Ende 16 Uhr. Hier kannst du dich anmelden: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-s01

Am So., 5. 10, starten die angehenden Coaches mit ihren Extramodulen im 2. Jahr und das Thema lautet: „Systementwicklung: Vom Chaos zur Ordnung“. Auch die Extramodule können von jedem besucht werden, der sich für das Thema interessiert. Anmeldung hier: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-em1

Die angehenden Cardea-Coaches® starten in ihre Ausbildung am 11. und 12. Oktober jeweils von 9 bis 16 Uhr. Ich freue mich riesig auf diesen Kurs! Wir steigen mit den Grundlagen des Coachings ein.

Am So., 26. 10., werden wir uns im Online-Extramodul bei Nautilus von 9 bis 16 Uhr mit dem Thema Werte und dem Richard-Barrett-Wertemodell befassen. Wer mit dabei sein mag, kann sich hier einbuchen: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-em2

Am 19. 10. darf ich wieder einmal bei der SHG Depression Kitzingen zu Gast sein. Die Gruppe hat sich wunderbare Themen ausgesucht: Märchen/Hans im Glück und Stille/Achtsamkeit. Das wird sicher ein wunderschöner Abend! Ich freue mich auf euch!

Am 2. 11. werden wir einen berührenden Online-Seminartag haben mit der Einführung in Leben und Werk von Carl Rogers, der für Empathie, Wertschätzung und Authentizität steht. Du möchtest gern dabei sein? Hier der Link zum Anmelden: https://myablefy.com/s/SeelenGarten-Krokauer/np-s02

 

Keine Erreichbarkeit vom 16. bis 19. Oktober

Vom 16. bis 19. 10. bin ich in einem Schweigeretreat. In dieser Zeit gibt es keine Termine und ich bin nicht erreichbar. Alle Mails und AB-Ansagen werden ab 20. 10. gelesen und beantwortet.

 

Aufstellungen

Unser letzter Aufstellungstermin in diesem Jahr mit dem Team: 23. 11. Verbindlich sind ein Vor- und ein Nachgespräch. Aufstellungen mit Kissen, Brett und Zetteln sind in der Praxis jederzeit möglich! Gern bei mir melden!

 

Neues aus der Praxis

Normalerweise ist es in den Sommerferien ruhiger, das war nicht der Fall. Die Themen waren teilweise deftig: Massive Trennungsprobleme, krasse Diagnosen mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen und ihre Familien, die verarbeitet werden wollen. Wir erlebten bereits den Auftakt von Kündigungen – das wird sich leider fortsetzen und löst nicht selten eine Identitätskrise aus. Die meisten Menschen befinden sich in Wartestellung und „halten den Ball flach“. Der Grund ist bedenklich: Angst. Unsere Welt wird nicht mehr „ruhig und übersichtlich“, sie ist nicht mehr linear und überschaubar, wir erleben den Sog der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“. Viele beginnen, sich in der KI-Blase zu verlieren und sprechen lieber mit ihrem PC als mit echten Menschen, die sind „zu nervig“. Damit löst sich das Menschliche am Menschen auf, sensiblere Menschen spüren das als tiefe Verlustangst (die berechtigt ist).

Jetzt brauchen wir Mut, Klarheit und die Kraft, Veränderungen zu gestalten, anstatt sie zu ertragen. Wir brauchen eine persönlich stabile Mitte, eine intensive Pflege unserer Beziehungen, sei es zu uns selbst, in der Partnerschaft, der Familie oder unserem Freundeskreis. Wer bin ich? Wer will ich sein? Genau diese Fragen tauchen seit Wochen geballt auf und sie sind wundervoll! Hast du schon Antworten oder wollen wir sie gemeinsam suchen?

 

Termine: Am einfachsten geht es per Mail an christine@seelengarten-krokauer.de

Sei von Herzen willkommen. Bei mir findest du einen geschützten Raum, Ruhe, offene Ohren und ein offenes Herz.

 

Neues aus dem Coaching

Werte sind großartig. Ein wundervolles Team hat sich zum Abschluss einer Jahresreihe an Coachings genau dieses Thema ausgesucht und gestaltet nun seinen eigenen Wertebaum fürs Foyer, sichtbar auch für alle, die das Haus betreten. Ein anderes Team ringt um angemessene Kommunikation und ich darf es dabei begleiten – da werden wir erst Grundlagen legen, denn der Tonfall hat sich rapide verschlechtert. Ein weiteres Team begleite ich beim sensiblen Übergang der Leitung von einer zur anderen Person, was bedeutet, das Vergangene wertzuschätzen, auf dem das Künftige fußen und eingeladen werden darf. Bei einem weiteren Team geht es um den Aufbau einer neuen Mitarbeiterkultur – herrlich. Im Einzelcoaching haben wir einen klaren Fokus: Fokus! Immer mehr verlieren wir offenbar die Fähigkeit zur Konzentration, zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht und wo wir Prioritäten setzen müssen. In den Einzelcoachings geht es um diese Punkte: Schlaf, Balance, innere Mitte, Klarheit, Konzentration, Nervosität raus und Ruhe rein. Das betrifft auch dich? Dann gib Bescheid und wir gehen es gemeinsam an! Aufschieben löst nicht alle Probleme, das als kleiner Tipp.

 

Terminvereinbarungen für die Praxis/Coaching

Bitte per Mail an christine@seelengarten-krokauer.de

Ansonsten bitte gern auf den AB sprechen, DANKE. Termine nur nach Vereinbarung!

 

Seelchen können Türen öffnen

Das Seelchen ist ein Gutschein für eine Coachingstunde, das kannst du herunterladen, ausdrucken und verschenken. Hier findest du das Seelchen: Klienteninformation – Seelengarten (seelengarten-krokauer.de). Es wird erst nach dem Stattfinden der Stunde berechnet.

 

Testimonials – Dankeschön!

https://www.seelengarten-krokauer.de/testimonials/

Du magst auch gern etwas über uns sagen? Gern! Einfach mailen. Ich freue mich über jedes Testimonial.

Foto: Stephanie Heger

Mit wem sprichst du?

Mit wem sprichst du?

Immer mehr Menschen „kommunizieren“ mit KI. Sie fragt: „Soll ich dir einen stärkenden Spruch für den Tag mitgeben?“ Eingehüllt in eine Maschinenwärme wähnt sich der Mensch geborgen und gesehen. Ich habe bewusst „wähnt“ gewählt. Wahn kommt von wan = mhd. leer, von Sinnen sein. Wahn ist eine Art „Privatwirklichkeit“, die Besitz ergreift vom Menschen und verhindert, dass er die Welt, in der alle anderen sind, wahrnehmen kann.

Mit wem sprichst du? Mit deinem Herzen und deinem gesamten Körper? Zu dem haben wir oft nur noch Kontakt, wenn wir krank werden, da nehmen wir ihn als lästig wahr. Dass er der Tempel unserer Seele ist und ein wundervoller Lehrer für unser Leben haben wir vergessen.

Mit wem sprichst du? Mit anderen Menschen, was Reibung erzeugt, weil sie dir nicht wie ein Algorithmus „nach dem Munde reden“? Die deine Schattenanteile zeigen, dich wirklich tief berühren können, deren auch körperliche Wärme Qualitäten hat, die nichts ersetzen kann? Die im wahrsten Sinn des Wortes „kommunizieren“, also einen gemeinsamen, vielleicht heilenden und heiligen Raum teilen?

Schau die Schönheit dieser Welt! Erlaube dir wirkliche Kommunikation mit der Natur, mit dir selbst und allem, was lebt. Lebendiges braucht Lebendiges, um das Leben zu spüren. Der Kontakt mit Maschinen friert ein.

Ein Wochenende voller guter Momente in der Natur!

In der Schweiz hat Stephanie auch dieses Traumfoto gemacht bei einer Wanderung. Wundervoll, Danke für das Bild!

Des Herbstes Geisteshelle

Sieh, des Herbstes Geisteshelle
klärt und adelt die Gelände;
Erdenbreiten, Himmelswände
kost dieselbe lautre Welle.

O du glückversunken Säumen,
eh die Sommerfarben sterben!
O du letztes Liebeswerben
aus den unbegriffnen Räumen!

Dass mir so die Seele leuchte,
wann ich einst des Winters werde!
Und in meines Auges Feuchte
spiegelt sich der Schmelz der Erde.

Christian Morgenstern

Das Foto hat Stephanie gemacht. Herzensdank!

Erdentag – Weltenjahr

Früh wird es nun dunkel, es ist nass und kalt, der Herbst sendet seine ersten Boten. Die Blätter antworten mit zauberhaften Farben, dunkel leuchten die Schlehenfrüchte und die Quitten werden groß. Es ist eine Zeit der Umstellung, sie ist wichtig für Körper, Seele und Geist, wenn es nach all den sommerlichen Ablenkungen nun wieder eher nach Innen geht.

In der Arbeit mit Klientinnen und Klienten geht es nun wieder darum, bei sich gut in der Mitte anzukommen, sich seiner Ressourcen zu erinnern und die Wärmequellen des eigenen Systems zu stärken. Das geschieht zum Einen durch viel Bewegung und Aufenthalt an der frischen Luft, zum anderen durch die Einladung, sich die Rhythmen des Lebens zunutze zu machen und Kraft aus einer gewissen Regelmäßigkeit der Lebensführung zu ziehen wie festen Mahl-Zeiten ohne Ablenkung, Zeiten der Aktivität, Zeiten des Loslösens, und die Frage zu stellen: Was begeistert dich? Womit möchtest du dich jetzt befassen, um auch deinen Geist zu stärken? Ein gutes Buch, Theater, Musik, Kunst aller Art, das Kultivieren von Dankbarkeit und (Selbst) Mitgefühl erzeugen Interesse. Dieses Dazwischen-Sein, wie das Wort schon sagt, schafft einen Raum, in dem wir uns zusammen mit anderen entfalten und entwickeln können. Der einfachste Rhythmus, mit dem du dich wieder achtsam verbinden kannst, ist dein Atem. Rund 25920 Atemzüge am Tag hast du die Gelegenheit, dein Inneres zu weiten und wieder loszulassen – ein Erdentag. Rund 25920 Jahre braucht die Sonne, um einmal den Tierkreis zu durchwandern, das platonische Weltenjahr. Mikro- und Makrokosmos und wir Menschen mitten darin.

Einen freundlichen Venustag für dich.

 

Danke an Stephanie für das grandiose Bild.

Abendgedanken

Abend

Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt.

Und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt.

Und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so dass es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechseln Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke

Das stimmungsvolle Foto hat Rebekka gemacht. Lieben Dank!

Dämmerstunde

Dämmerungszeit – morgens und abends. Die meisten von uns erleben diese Übergangsphasen aus der Nacht oder aus dem Tag nicht mehr wirklich bewusst. Dabei sind sie wunderbare Erinnerungen daran, dass wir nun langsam unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist aufrichten, um unser Tagwerk zu beginnen oder sacht loslassen, um allen drei Bereichen die Möglichkeit zu geben, das am Tag Erlebte zu verarbeiten, um in eine erholsame Nachtruhe zu kommen. Die Veränderungen des Lichts in diesen Zwischenzeiten, heller oder dunkler werdend, haben Einfluss auf unsere Hormonausschüttung, ob Cortisol oder Melatonin, und sind wichtig für ein gutes Wach- oder Müdewerden.

Langsam mit der Dämmerung in den Tag kommen, sich ausrichten auf das, was ansteht oder am Abend das Loslassen, das Durchgehen des Tages rückwärts, um offene Loops zu entdecken und zu notieren für den nächsten Tag, die kleinen Goldnuggets ins Bewusstsein zu holen wie alle Freumomente, die kleinen und großen Erfolge und guten Begegnungen des Tages noch einmal zu feiern sind Rituale, die das Hinein- und Herausgehen in Tag und Schlaf erleichtern.

Probiere doch mal aus, wie es dir geht, wenn du bewusst auf diese Einladungen der Natur achtest und mitgehst mit diesen Atem- und Gestaltungsprozessen im Außen, die tiefgreifend auf dich wirken. Wenn du Kinder hast – die Dämmerstunde ist wundervoll zum Vorlesen am Fenster geeignet, wenn der Blick in die Natur geht, bei Kerzenschein, ehe es Zeit für das abendliche Programm ist. Da wir uns selten Zeit für solche Atempausen im Alltag nehmen, erleben wir unsere Tage als zu voll und zu getaktet. Wir haben nicht zu wenig Zeit. Wir wissen nur nicht mehr, wie gut wir mit und in der Natur zusammenklingen.

 

Ein wunderschönes Träumefoto von Sigrid. Danke dir!

Zeit für unseren Klassiker

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

Ein Birnbaum in seinem Garten stand,

Und kam die goldene Herbsteszeit

Und die Birnen leuchteten weit und breit,

Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,

Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

Und kam in Pantinen ein Junge daher,

So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«

Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam

Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,

Wieder lachten die Birnen weit und breit;

Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.

Legt mir eine Birne mit ins Grab.«

Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

Trugen von Ribbeck sie hinaus,

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

Sangen »Jesus meine Zuversicht«,

Und die Kinder klagten, das Herze schwer:

»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –

Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

Der neue freilich, der knausert und spart,

Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.

Aber der alte, vorahnend schon

Und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn,

Der wusste genau, was damals er tat,

Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus

Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,

Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

Und in der goldenen Herbsteszeit

Leuchtet’s wieder weit und breit.

Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,

So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«

Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand

Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane

Sigrid hatte zwar keinen Birn-, sondern einen Apfelbaum vor der Linse, damit würde es jedoch auch funktionieren. Danke für dein Bild.

Bei der Herde sein

Einen spannenden Gedanken fand ich beim Studieren des großartigen Buches „Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung“ von Walter J. Dahlhaus (aethera/Urachhaus). Dort zitiert Dahlhaus den Hinweis des Analytikers Donald W. Winnicott, dass das „Alleinsein in der Anwesenheit anderer“ ein wichtiger Zustand ist, den vor allem Kinder immer wieder brauchen, um ein stabiles „Selbst“ zu entwickeln. Das hat mich deshalb so berührt, weil ich das jeden Tag in der Pflege meines Bruders erlebe. Er ist am ruhigsten und glücklichsten, wenn er „mittendrin in der Herde“ sitzt, das normale wilde Alltagsleben sich rund um ihn herum entfaltet; er ist dabei und kann sich doch mit seinen Aufgaben befassen. Ihm gibt das die notwendige Vertrauenshülle, dass er aufgeräumt und aufgehoben ist. Irgendeiner von uns ist da oder kommt vorbei, spricht mit ihm, schaut, dass alles passt, tauscht Puzzles aus oder legt ihn hin, wenn er müde aussieht. Dann liegt er einfach mitten im Leben und schnarcht ein Viertelstündchen vor sich hin, im tiefen Wissen, dass er angstfrei loslassen kann.

Mich bewegt das sehr, weil es mir immer wieder zeigt, wie enorm wichtig für uns Menschen das Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Aufgehobensein ist, welchen Stellenwert das „Dabeisein“ und dennoch sein Eigenes machen dürfen hat. Das ist ein Gefühl, das wir alle brauchen und in unserer mehr egozentrierten Gesellschaft nicht mehr pflegen. Wir sind lieber einsam frei als gemeinsam in Reibungsprozessen, die Familienleben mit sich bringt. Selbiges ist eher eine Form von Egotod, vor allem wenn man pflegt.

 

Alles wild durcheinander ist von bezaubernder Anmut wie hier im Goetheanumsgarten.

Brücke sein

Eine Brücke ist der Mensch

Zwischen dem Vergangnen

Und dem Sein der Zukunft;

Gegenwart ist Augenblick;

Augenblick als Brücke.

Seele gewordner Geist

In der Stoffeshülle

Das ist aus der Vergangenheit;

Geist werdende Seele

In Keimesschalen

Das ist auf dem Zukunftwege.

Fasse Künftiges

Durch Vergangnes

Hoff‘ auf Werdendes

Durch Gewordenes.

So ergreif das Sein

Im Werden:

So ergreif, was wird

Im Seienden.

Rudolf Steiner

Wie Brücken wirkt der Beton an vielen Stellen im Goetheanum, wenn man den Blick nach oben richtet.