Wochenend-Nachdenk-Input

Nun nahen sie, die Rauhnächte. Manche setzen ihren Beginn auf den 21. Dezember, andere auf den 24. Es sind die Nächte, in denen die Schleier zwischen den Welten gelüftet sind. Pünktlich geht sie dieses Jahr los, die berühmte wilde Jagd, wo Wotan mit Frau Holle im Gefolge, die im Gebirg dann Perchta heißt, mit dem Sturm über den Himmel pfeift, weshalb man in dieser Zeit draußen keine Wäsche aufhängen soll, damit sich kein Geselle darin verfängt und daraus ein Leichentuch bastelt. Perchta birgt unter ihrem Mantel die ungeborenen Seelen, die sich auf ihrem Flug das Elternhaus für das neue Jahr auswählen. Alles wird weggefegt, was jetzt nicht mehr trägt und für das neue Jahr nicht mehr hilfreich ist. Am Thomastag soll man seine Schulden zahlen und Geliehenes zurückgeben und die Wintersonnwende, wir haben heute die längste Nacht des Jahres ist ein wichtiger Angelpunkt im Jahreskreis. In wenigen Tagen wird Mabon, das göttliche Kind, geboren, es bringt das Licht vom Himmel, das dann bis Maria Lichtmess am 3. Februar immer stärker wird, wenn der Winter immer kälter werden kann. Die Rauhnächte sind magisch. Wir überdenken das alte Jahr, was wir an Ernte aus dem Jahr mitnehmen möchten, aber auch, was wir an Gewohnheiten, Denkmustern, Eingeschliffenem und nicht mehr Hilfreichem voll Dankbarkeit und Wertschätzung zurücklassen möchten.

Tiefe Sehnsucht nach restloser Stille breitet sich dann in mir aus. Da könnte es ruhig in die totale Einsamkeit gehen, nur der Sternenhimmel und sonst nichts. Das steht auf meiner Wunschliste für spätere Zeiten, das Weihnachtsfest nicht im Familientrubel zu verbringen, sondern wirklich komplett zurückgezogen und ganz bewusst in diesen magischen Nächten zu ahnen, dass hoch oben im Norden die Polarlichter tanzen, zu wissen dass in Australien der Santa Claus in Badehosen am Strand steht und alles darf so sein. weit weg. Dann fällt mir vielleicht wieder ein, wie Eis klingt, wenn man das erste Mal auf dem zugefrorenen See Schlittschuh fährt. Welche Töne Holzscheite machen, wenn sie im Ofen knacken. Und es wird still, still und nochmal still. Dann darf es das Jahr über wieder laut werden, aber diese Zäsur brauche ich. In aller Regel schaffe ich das immer für einige Stunden, die deshalb zu den kostbarsten des Jahres gehören. Dann sitze ich in der Stille. Der Sternenhimmel über mir. Alles schläft. Und ich erlebe die Magie der Rauhnacht mit ihren Ahnungen, ihrem Geraune und Gewisper, wenn die Holzbalken knarren. DAS ist Weihnachten für mich. Nachtstille. Ruhe. Und über allem dieser unfassliche Himmel. DAS ist Frieden.

Allen ein entspanntes letztes Wochenende vor dem Fest. Macht langsam. Fahrt vorsichtig. Und bindet fest, was die Wilde Jagd nicht mitnehmen soll.

 

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