„Wir schreiten dem Werden entgegen“ – dieser Satz Rudolf Steiners taucht immer wieder in meinen Notizen auf. Damit ist für mich nicht gemeint, dass wir nicht schon etwas sind, sondern ich empfinde darin eine Einladung zur Entfaltung dessen, was bisher vielleicht als ungehobener Schatz in mir lebt und ans Licht streben mag.
Das Wissen um die Basis, das „ich bin“, ist der Ort der Stille in mir, der heilige und damit heilende Raum, von dem heraus alles entwickelt werden darf. „Ich bin“ beschreibt die Essenz, den (göttlichen) Wesenskern im Menschen, es ist nicht verbunden mit weiteren Begriffen, die diese unendliche Weite nur einengen. Im Alltag folgt auf „ich bin“ oft eine Begrenzung: „Ich bin zu dumm“, „ich bin ungeschickt“, „ich bin nicht in der Lage, das zu tun“, „ich bin nicht bereit dazu“, „ich bin xy“ – oft Ansatzpunkt in der Erforschung von Glaubenssätzen bis zur Wurzel, die häufig lautet: „Ich bin nicht liebenswert“. Dagegen ist das „Wir schreiten dem Werden entgegen“ wie Heilsalbe auf die Wunde. Es hilft, auf die Kräfte zu vertrauen, die heilen können. Es öffnet den Horizont und die Tür zu dem, was Morgenstern beschreibt: „Wir brauchen nicht so fort zu leben, wie wir gestern gelebt haben. Macht euch nur von dieser Anschauung los und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.“
In diesem Sinne heute einen würdevollen Werdetag für dich!
Impression aus dem Goetheanum.