Der Künstler Thomas Mogendorf hat den Wörishofener Kurpark aus Anlass des 200. Geburtstags von Sebastian Kneipp mit vielen Regenschirmen und Licht in ein besonderes Kunstwerk verwandelt. Blaues Licht wirkt wahrhaft krass mitten zwischen Bäumen und auf dem See bei weißen Schirmen. Mir fiel sofort Goethes Farbenlehre ein, denn Goethe hat sich 1810 in seinem Buch intensiv mit Farbe und Licht befasst. „Wär nicht das Auge sonnenhaft“ beginnt einer seiner Texte. Für uns Menschen ist in unserer Zeit der Sehsinn sehr ausgeprägt und dominant. Kein Sinn lässt sich jedoch leichter täuschen, das sieht man, wenn man „optische Täuschungen“ im Netz sucht.
Anders ist es mit dem Hören. Wir können optisch faken, aber nicht mit unserer eigenen Stimme. Jeder erkennt sofort am Telefon bei vertrauten Menschen, ob es diesem Menschen heute gut oder schlecht geht. Jacques Lusseyran, der als Junge sein Augenlicht verlor, arbeitete im französischen Widerstand und überlebte das KZ Buchenwald. In seinem Buch „Das wiedergefundene Licht“ (seine sehr lesenswerte Autobiographie) schildert er sehr anschaulich ein Erlebnis, als er noch sehen konnte und auf einer sonnigen Straße lief und erkannte – „Ich bin Jacques“. Wenige Menschen erleben den Moment, in dem sie sich als „Ich“ erkennen, so bewusst wie Jacques Lusseyran.
Am Wochenende waren wir abends im Kurpark und schauten uns die Lichter an. Die meiste Freude hatten wir an den zahlreichen Kindern, die barfuß auf allen Wegen (dort gibt es einen herrlichen Barfußpfad!) unterwegs waren, im Schlammloch Spaß hatten und dann mit schlammigen Füßen im Labyrinth die Füße mit Sand und Steinchen „panierten“, ehe sie zum Füße abspritzen gingen. Unermüdlich rannten die Kinder zwischen den Schirmen hin und her, rein ins Wasser, raus aus dem Wasser – da konnte man sehen, wie sich Menschen eigentlich verhalten, nicht nur als Kinder. Sich unbeschwert bewegen, Spaß am und im Wasser haben und sich am Licht erfreuen gehören zu den Qualitäten des Menschseins dazu. Nicht jeder kann gehen oder gar springen, nicht jeder kann sehen, aber Freude kann jeder Mensch empfinden. Es ist eine Wahl, die du treffen kannst.
Worüber hast du dich heute gefreut oder worauf freust du dich an diesem Tag – trotz allem, was du vielleicht gerade heute tragen und ertragen musst?
Allen einen freudigen Jupitertag, denn der Donnerstag gehört dem Bringer des Frohsinns!