Mittwochs-Nachdenk-Input

Hegel verwendet in seinem Zitat den Begriff des Anstands. Ein Wort, das heute nicht mehr allzu viel Bedeutung zu haben scheint, aber doch auf der Wunschliste der meisten Menschen stehen dürfte. Anstand bedeutet, Werte zu haben, etwas mit Ethik anfangen zu können, bestimmte Vorstellungen zu pflegen, wie man mit Menschen umgeht. Hegel bringt die Begriffe Charakter, Ziele und Festigkeit in Verbindung mit Anstand. Wenn wir nun Fastenzeit haben, könnten wir ins Auge fassen, ob wir uns mit diesen Themen nicht näher beschäftigen wollen und stattdessen auf unsere gelegentlich überlässige Art (um das Wort Respekt- und Distanzlosigkeit zu vermeiden) zu verzichten.

Es ist einfach, sich hinter Nicknamen zu verbergen und im Netz Menschen zu verunglimpfen. Kritik ist oft sinnvoll, doch nach wie vor macht der Ton die Musik. Menschen beleidigen ist schlichtweg schlechter Stil. Wir bewerten den lieben langen Tag und dazu trägt auch bei, dass wir ständig dazu aufgefordert werden, hier einen Daumen hoch, dort einen Smiley, hier ein Wutgesicht oder ein Tränenemoji. Wertung ohne Ende und Vergleich. Bereits Kierkegaard bemerkte, dass Vergleichen das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit ist. Wir könnten auch sagen eine sehr gewaltige Quelle menschlichen Leids. Bedenken wir „Unter jedem Dach ein Ach“, das hilft, die schiefe Sicht etwas gerader zu rücken.

Bewertungen bedeuten, dass wir uns eine Meinung gebildet haben und diese auch kundtun. Auch dazu werden wir dauernd aufgefordert, „bewerten Sie unser Produkt, unser Portal, dieses und jenes“ – warum? Schönheit liegt im Auge des Betrachters und was dem einen gefällt und er es gut gebrauchen kann, ist einem anderen nicht nützlich. Wer wertet, teilt die Welt ein in „gut“ und „schlecht“ und genau das ist die Welt nicht, sie ist weder gut noch schlecht, sie ist einfach. Wer einteilt, eröffnet Schachteldenken, zieht Grenzen zwischen „den Guten“ und „den Schlechten“, wird stur und spaltet langfristig.

Sieben Wochen ab dem Aschermittwoch, in denen wir unsere Baustelle zwischen den Ohren aufräumen könnten. Einfach mal probieren, wie es ist, nicht zu werten und stattdessen Werte ins Leben einzuladen. Schauen wir, was sich verändern kann!

Allen einen guten Start in die Fastenzeit.

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