In welcher Welt wachen wir morgen auf?

Ich bin gespannt, in welchem Land wir morgen erwachen. Nutzt die Wahlchance. Es braucht ein zukunftsweisendes Votum.

Viele freuen sich über die sommerlichen Temperaturen – genießt es, Wetter ändert sich rasch. Früh dunkelt es nun, lang ist es dunkel, längst stehen wir mit Licht auf, seit Wochen schon. Die letzten Äpfel reifen, die Pfirsiche sind geerntet, die Brombeeren auch, nun warten noch Quitten und nach dem Frost die Schlehen auf Verarbeitung. Der Garten ruft nach mir, doch fehlt es mir an Zeit in diesem Jahr, mich so zu kümmern, wie es nützlich wäre, zu vieles läuft in diesem Jahr parallel und lässt sich nicht ändern. Es freut die Igel und schafft viele Überwinterungsmöglichkeiten für die Tiere, die in den super aufgeräumten Gärten keine Chance haben.

Der 86. Geburtstag meiner Mutter wurde am Wochenende gefeiert, bald folgt mein Vater mit seinem 86. Geburtstag. Es ist ein hohes Alter (wobei meine Schwiegermutter ihren 97. bald feiert) und die Begleitung der Eltern in diesen Jahren lehrt mich sehr viel über das Alter und wie unterschiedlich Menschen damit umgehen. Es ist sehr stark abhängig von der körperlichen Verfassung und die hängt mit der seelisch-geistigen Verfassung zusammen.

Ich denke, es macht für alle Menschen sehr viel Sinn, sich in allen Bereichen – Körper, Seele und Geist – bestmöglich aufzustellen, für Gesundheit sorgfältig zu sorgen, denn Defizite, egal in welchem Bereich, rächen sich im Alter massiv. Alter kann eine gute Zeit des Weitergebens, des Mentorings, der Unterstützung für die Jüngeren sein, doch im Fall von Pflegebedürftigkeit und Not sieht das anders aus. Ich begleite viele Familien, in denen dies massiv Schwierigkeiten macht, erlebe beide Varianten in der eigenen Familie selbst und weiß sehr wohl, wie das Kraft zehren kann.

Deshalb lerne ich gerade aus nächster Nähe, was ich mir für mich wünschen würde und was nicht. Manches suchen wir uns freilich nicht aus und sind dann darauf angewiesen, dass wir Hilfe bekommen. Doch was ich vorbeugend tun kann, sollte ich tun, damit ich möglichst lange frei von solchen Fragestellungen leben kann. DAS ist eine große Aufgabe in einer Welt, in der ganz junge, alte, kranke und behinderte Menschen nicht mehr in einem Familien- oder wenigstens Wertesystem getragen sind. Das hat Vor- und Nachteile. Ganz sicher ist es ein wesentlicher Beitrag zur beobachtbaren Einsamkeit der Menschen. Wenn uns der Anschluss an ein vertrautes System fehlt, verlieren wir den Lebensgrund.

All das sind Fragen, die unsere Zeit aufwirft, neben Bildung, Eigenverantwortung stärken, neues Wirtschaften, andere Wege, mit dem Planeten umzugehen und tausenderlei mehr. Nach den Monaten der Pandemie mit all ihren Auswüchsen in diverse Richtungen hoffe ich, dass wir aufwachen und begreifen, dass WIR es sind, die sich dieser Themen anzunehmen und sie auf bestmögliche Wege für die Zukunft der Menschheit zu bringen hat. Dazu brauchen wir Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Grenzen zu sprengen. Ihren Geist weit zu dehnen. Aufhören, Recht haben zu wollen, weil es das nicht gibt. Anfangen, aus Freude, Freundlichkeit und mit einer liebevoll offenen Grundhaltung der Neugier auf den anderen gute Fragen zu stellen, wie wir alle miteinander diesen Planeten zu dem großartigen Ort machen können, der die Erde ist. Wir leben auf einem Planeten, der uns alles gibt, was wir brauchen.

Was wir im Innersten denken, wird geschehen – wie großartig ist deine Vision von einer wunderbaren Welt und wie bereit bist du, dafür einzutreten?

Allen einen sanften Wochenstart und einen ermutigenden Neubeginn. Das jedenfalls werden wir heute Abend, wie ermutigend, ob wir für einige Jahre auf der Stelle treten oder in eine Welt zurückfallen, in der Angst und Macht regieren.

 

Ein Blick, der begeistern kann – viele, viele Meter lange Gemüsebeete, unterbrochen von Blumenbeeten am Goetheanum in Dornach zeigen: Wir ernten, was wir säen. Wer etwas sät, investiert in jedem Fall in die Zukunft. Die Frage ist immer nur, in welche.

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