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Mittwochs-Nachdenk-Input

Die gelben Sonnenstrahlen des Huflattichs lassen noch ein paar Wochen auf sich warten. Ich habe mir heute das Bild aufs Desktop gestellt, weil ich an einem Vortrag zum Thema „Trag den Müll raus“ arbeite (4. 2., Kitzingen, Alte Synagoge, 19.30 Uhr). Der Huflattich ist im Garten die erste kleine goldene Sonne im Jahr, meistens im März schon leuchtend, sie erfreut mich sehr und hilft mir beim Draufschauen, mich auf die Inhalte zu konzentrieren – was für einen Müll haben wir denn im Kopf, den wir gern loswerden würden? Spannendes Thema, wir werden nächsten Dienstag sehen, was daraus geworden ist.

Ein schöner Anruf am Abend – ein Kollege bittet in einem komplexen Fall um meine Meinung. Das liebe ich, denn es sind so spannende Herausforderungen, die uns jeden Tag begegnen, da sehen verschiedene Augen eben auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Solche Arten der Supervision sind anonymisiert, man erfährt nichts über die Person außer Alter und Symptome und was die Kollegen schon gemacht haben. Da fällt mir immer wieder auf, welche Behandlungsvielfalt geboten ist und wie wunderbar das ist – jeder Klient findet seinen Therapeuten, der gut zu ihm passt. Das freut mich sehr. Hoffen wir, dass die ergänzende Sicht die nächsten guten Schritte auf dem Weg des Klienten möglich macht. Und es ist immer spannend, sich mit Kollegen auszutauschen!

Es sind keine kleinen Themen, die die Klienten derzeit bewegen. Natürlich haben wir es jahreszeitlich bedingt mit Depressionen zu tun, auch mit schweren Erschöpfungszuständen, weil die kleine Winterpause eben doch nicht gereicht hat, die Batterien wieder aufzuladen, mit Folgen von körperlichen Infekten, die die Psyche geschwächt haben und wo jetzt langsam auch aufscheint, woher die Dauerinfekte stammen könnten – wie mutig, wenn man dann drangeht und die Dinge bewusst wahrnimmt und angeht. Mobbing ist ein Thema, vor allem geballt derzeit viele Jugendliche mit Angst. Sie befürchten, kein gutes Leben leben zu können, wenn sie erwachsen sind, die Umweltprobleme, die sozialen Verhältnisse und die Angst, die auch geschürt wird durch die Frage, wo es politisch hingehen wird, treibt die Jugendlichen in Krisen. Pubertät war noch nie einfach, aber früher war es mehr die Rebellion gegen die starren Ansichten von Eltern, gegen überkommene Gedanken, Kirchenkorsette oder „das macht man aber so, solange du die Füße unter unseren Tisch streckst“. Heute geht es oft nicht mehr um die Themen „Kleidung, Ausgehen, Lehrstelle finden“, sondern um die Verortung im Leben. Wo finde ich selbst den Ort, an dem ich mich ins Leben wurzle? Manchmal habe ich den Eindruck, die jungen Menschen müssten erst ihren Körper beziehen und ganz viel Bodenkontakt bekommen, damit sie nicht in lauter Angstwolken weggetrieben werden, in ihren Gedankenwelten kreisend wie der fliegende Robert.

Es gibt viel zu tun auf dem Planeten, gar keine Frage. Doch wir sind auch eine Menge Menschen, die was tun können! Wir sind nicht nur Konsumenten und gierige Egoisten, sondern sehr wohl in der Lage, ein neues WIR zu cokreieren. Also – machen wir mit beim Menschsein. Nehmen wir unsere Jugendlichen mit ins Vertrauen, weil wir selbst mutig sind. Auch wenn wir keine perfekten Lösungen für die Probleme unserer Zeit finden – den ersten Schritt können wir immer tun und dann den nächsten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mut und einen herrlich bewegenden Merkurtag mit der springlebendigen Kraft, wie es uns das Quecksilber eben zeigt.

Zielsicherheit

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder als jener, der ohne Ziel herumirrt.

Gotthold Ephraim Lessing

Sigrid hat diese Schnecke mit ihrer Kamera entdeckt. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Seltsam im Nebel zu wandern, nannte es Hesse mal. Und Wilde schreibt, Nebel mache die Dinge wunderschön – klar, der perfekte Weichzeichner.

Viele fürchten den Nebel. Beim Autofahren ist er äußerst unangenehm, wir wissen ja nicht, was in 30 Metern auf uns wartet. Damit spielt jeder Horrorfilm. Jeder Psychothriller liebt wabernden Nebel, was die Hälfte der Furcht bei Nebel ausmacht. Bei uns ist seit Wochen ein erstaunliches Phänomen. Am späten Nachmittag schleicht er sich so heimlich an. Beim Blick auf die Straßenlaternen, die dann langsam angehen, denkt man erst „sind die Fenster dreckig!“, dann fallen einem die Ringe um die Lampen auf und es wird spürbar innerlich frostiger. Die Kälte kriecht hoch in die Knochen. Wir sprechen nicht von guten minus 20 Grad bei knackiger frischer Luft, sondern diese feuchte Schmerzhaftigkeit um die Frostgrenze herum, die sich des Nebels als Transportmittel bedient. Wie nannte es heute ein Klient: „Es fühlt sich an, als kriecht der Schmerz in die Knochen durch die Augen, die den blöden Nebel sehen.“ Wow! Ihm Oscar Wilde zu zitieren, wäre wohl fatal gewesen.

Ich bin ein wenig zwiegespalten in Bezug auf Nebel. Ich bin einerseits hochbekennender Nebelfan, aber nur, wenn ich nicht in einem fremden Moor herumstehe oder in einer Gegend unterwegs bin, in der ich mich nicht auskenne (was bei Nebel auch mit der eigenen Straße so geschehen kann). Andererseits habe ich Respekt vor dem Nebel, denn ich merke daran, wie wichtig uns klare Sicht ist (als ob die stets verhinderte, was geschehen wird).

Ich mag es sehr, wenn sich Nebel um kahle Bäume schmiegt und dann in zähen Tropfen von den Ästen baumelt, das Moos am Stamm aufseufzend wartet auf das lebensspendende Nass. Mich beeindruckt es, im Nebel herumzuschlurfen und mit nassen Haaren heimzukommen, weil die Feuchtigkeit natürlich auch den frohen Wanderer umhüllt.

Dieses feine novembrige Gefühl Ende Januar! Morbid irgendwie, herrlich. Und wie auf Steffis Foto die Bäume wie mit dem feinen Pinsel hingezeichnet, scherenschnittartig. Eine klare Aussage. So ist es! Mehr haben wir nicht zu bieten! Drei Schritte weiter verschwinden die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, das Auge kann sie nicht mehr greifen, alles im Grau schwimmend. Ist doch genau wie im richtigen Leben – ab und an siehst du alles scharf, klar, genau, wie mit Ausrufezeichen in die Himmel geschnitten. Und andere Zeit verbringt man suchend und aufs Licht hoffend in dichtem Nebel, weil es fürs Leben keinen Routenplaner gibt (doch, gibt es. Aber entweder ist er menschengemacht, also die direkte Einladung ans Universum, diese Planung sofort umzuwerfen, oder er ist von woanders her und wir müssen erst begreifen, dass es wenig Sinn macht, die Route zu wechseln, weil uns das „System“ immer wieder auf Kurs setzt). Anregend, diese Nebeltage. Wenn nur auch meine Knochen nicht so stur wären.

Allen gute Wege im Nebel draußen und vor allem gute Wege und grundlegendes Vertrauen, dass die Dinge sich fügen, für die Nebel im Inneren. Nichts bleibt. Weder Sonne noch Schnee noch Regen. Und auch kein Nebel! Es werden wieder lichte und helle Tage kommen, und auch sie haben die Nacht und die Dunkelheit. Der Wechsel macht es lebendig. UNS lebendig.

Einen feinen Marstag euch mit bester Energie für alles.

Danke an Steffen für das zauberhafte Foto der Hingabe mit dem zarten Nebelschleier im Hintergrund.

Montags-Nachdenk-Input

Wir staunen als Erwachsene viel zu wenig, finde ich. Staunen war angesagt an diesem Wochenende! Staunen am Freitag über die neue Gruppe der angehenden Heilpraktiker für Psychotherapie, die hochmotiviert ihren ersten Kurstag absolviert haben und aus so verschiedenen Lebensphasen und Arbeitsfeldern kommen, wie man es sich nur wünschen kann. Es zeigt mir immer wieder, dass dieser Beruf etwas ist, der Menschen anspricht, die wirklich bewusst eine Entscheidung dafür getroffen haben, diesen nicht einfachen Weg zu gehen. Vielleicht wissen sie noch nicht konkret, wo sie das jetzt alles hinführen soll, aber das wissen wir alle nicht. Insofern: willkommen euch. Wer den Einstieg nicht mitgekommen hat – ihr könnt zum 2. Kurstag am Freitag, 31. 1., noch mit einsteigen! Bitte anfragen!

Staunen pur bot das Kursabschlusswochenende der Cardea-Therapeuten. Zwei Jahre haben wir miteinander im Kurs verbracht. Im ersten Jahr entspannter, weil viele Techniken der Gesprächstherapie Thema waren, das ist frühs Theorie und mittags üben. Im zweiten Jahr ist Samstagsmorgens Theorie der systemischen Arbeit und im zweiten Halbjahr zu Hypnotherapie, Samstagsmittags üben im kleinen Team und Sonntags  Aufstellungen in der großen Runde. Das ist eine gute Herausforderung. Drei Wochenenden sind reines Üben aller Techniken und das Finale – die Vorstellung der Abschlussarbeiten. Was für ein Bogen war gespannt! Wenn nach zwei Jahren die Absolventen da stehen, von innen heraus strahlen und ihre Herzensprojekte vorstellen, ist das etwas so Besonderes! Schnell sind alle heimgegangen, denn ein Abschied nach zwei Jahren intensiver gemeinsamer Arbeit ist nicht einfach. Aber Cardeas sind eine große Familie! Inzwischen reicht die Anfahrt der Teilnehmer von Xanten am Niederrhein bis nach Lechbruck am See. Ich freue mich.

Starten wir staunend in die Woche und lassen wir uns überraschen, was an Besonderem diese Woche unseren Weg kreuzen wird. Machen wir nur die Augen auf, die Welt ist schön! Entdecken wir die zauberhaften Momente im Leben. Es gibt sie zuhauf, wir bemerken sie oft nur nicht. Eine solche Entdeckung ist mein Stövchen, das gerade einen großartigen Duft verströmt – Orangenschale, Eisenkraut. Ganz ohne Räucherkohle, ohne Qualm liegen die getrockneten Pflanzenteile auf einem Edelstahlsieb und die Wärme eines Teelichts bringt sie zum Duften. Ist das nicht unglaublich?

Allen einen freundlichen Start in die neue Woche!

Danke an Theresa für das tolle Foto aus Afrika.

Wochenend-Nachdenk-Input

 

Ist das nicht ein wunderschönes Bild, das Rilke in seinem Text erstehen lässt? Die Vögel, erschrocken am Glockenton, schreiben ihren Schrecken fliegend in den Himmel. Das hat mich sofort an Mittwoch erinnert, da war eine Aufgabe in der Eurythmie bei Bianca (Mainrythmie Würzburg), wir mögen doch bitte die Bewegung, die unsere Arme mit einer Kugel in die Luft malen, genau beobachten. Welche Form schreiben wir da gerade unbemerkt in den Raum und wie würde der Raum aussehen, wenn das sichtbar wäre, was wir als Gruppe „gemalt“ haben?

Die Anregung hat sofort Fotos aus einem tollen Buch hochgeholt. Johanna Zinke hat sich vor vielen Jahren in ihrem Band „Luftlautformen“ mit der Sprache beschäftigt. Sie hat Menschen sprechen lassen und sie taten das vor der Kamera mit Rauch – so konnte man sehen, wie unsere Sprache die Luft formt und dass bei gleichen Lauten auch immer das vergleichbare „Luftlautformenbild“ herauskommt. Ist ja auch nicht so schwer vorstellbar, wenn wir ein „fffff“ sagen, da haben wir schnell ein Bild. Aber wie schaut die Form aus, wenn wir ein A, ein O oder gar Worte formen? Anhand dieses Buches ist mir aufgefallen, dass wir die ganze Zeit im Raum, wenn wir sprechen und atmen, die Luft umeinanderwirbeln und formen. Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in der Lage ist … denkt den Gedanken mal weiter!

Eine Klientin betreut einen Wachkomapatienten. Gerade in der Umgebung von Menschen, die nicht direkt auf uns reagieren können, sollte man im Denken und Sprechen genau darauf achten, was man denkt und sagt – es wird registriert. Menschen, die wieder aus dem Koma aufwachen, berichten, dass sie Worte und Gedanken wahrnehmen können in diesem Zustand. Übertragen wir es einmal auf die gesamte Welt. Wir denken, sprechen und handeln oft sehr hart, unangemessen, aggressiv, zornig, verletzend. Was, wenn das nicht nur bei der Person, die es direkt „erwischt“, so negativ ankommt, sondern sich in der Welt als Form darstellt und ebenfalls Einfluss auf die gesamte Natur hat? Macht es nicht viel Sinn, sein Denken, Fühlen und Handeln auf eine freundliche Basis zu stellen? Es täte nicht nur dem Gegenüber gut, sondern vermutlich sehr, sehr wohl uns selbst und der gesamten Schöpfung. Dann verstehen wir auch die ganz tiefe Wahrheit hinter dem altbekannten Spruch: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte“ bis hin zu „denn sie werden dein Schicksal“. Und da alles mit allem verbunden ist, hängt unser aller Schicksal von der Qualität und der Freundlichkeit und Liebe unserer eigenen Gedanken ab.

Think big. In diesem Sinne allen ein freundliches und friedliches Wochenende. Das letzte im Januar übrigens. Ach so – in 11 Monaten ist Weihnachten.

Danke an Theresa für das Geysirfoto aus Amerika!

Wie die Vögel …

Wie die Vögel, welche an den großen

Glocken wohnen in den Glockenstühlen,

plötzlich von erdröhnenden Gefühlen

in die Morgenluft gestoßen

und verdrängt in ihre Flüge

Namenszüge

ihrer schönen Schrecken um die Türme schreiben:

können wir bei diesem Tönen

nicht in unsern Herzen bleiben.

Rainer Maria Rilke

Das bezaubernde Vogelfoto hat Sandra gemacht. Herzlichen Dank dafür!

Freitags-Nachdenk-Input

Ist das nicht ein zauberhafter Gedanke von Rilke – wie selig das Wissen ist, dass man ein Beginner sein darf! Immer wieder können wir im Leben Beginner sein. Jeden Morgen, an dem dankenswerterweise aufwachen dürfen, können wir etwas beginnen. Wir können damit beginnen, Freude in unseren Tag einzuladen, Dankbarkeit und Freundlichkeit. Wir können damit beginnen, einen anderen Weg zur Arbeit zu gehen, um neue Eindrücke zu erhalten. Wir können damit beginnen, den Staub aus alten Gewohnheiten zu klopfen, sie zu hinterfragen und neue zu erüben. Und wir können immer wieder einen neuen Weg unter die Füße nehmen, etwas ganz neues anfangen auch im Beruf.

Das werden wir an diesem Wochenende auf eine besondere Weise tun – am Freitag startet mein 32. Lehrgang für angehende Heilpraktiker für Psychotherapie. Über 30 Kurse durfte ich begleiten und prüfungsfit machen. Ich bin stolz auf die Menschen, die sich damit eine ausgezeichnete Basis geschaffen haben für ihre neuen beruflichen Wege, die sie danach gegangen sind und gehen. Das ist ein Beginn nach meinem Geschmack, denn er ist verbunden mit einer ausreichend großen Herausforderung, ohne die wir nicht wachsen würden, er ist mit viel Mühe, Arbeit und Neustrukturierung des Gehirns verbunden – was Besseres gibt es nicht, um unserem Energiesparhirn immer wieder zu zeigen, dass es neu vernetzen darf und uns somit insgesamt flexibel und beweglich hält.

Am Wochenende endet die zweijährige Ausbildung der Cardea-Therapeuten. Zwei Jahren lang haben sich die Kursteilnehmer mit diversen Arten der Gesprächspsychotherapie, Hypnotherapie und systemischer Arbeit intensiv in Theorie und Praxis beschäftigt. Sie haben die Mühe auf sich genommen, eine Abschlussarbeit zu schreiben und diese sind auch dieses Mal so abwechslungsreich und persönlich wie die Jahre zuvor, ich freue mich! Mit diesem Abschluss verbunden ist der Beginn der eigenen therapeutischen Arbeit, in welchem Rahmen auch immer. Für den Abschluss und den Beginn, der sich daraus ergibt, wünsche ich allen künftigen Kolleginnen von Herzen gutes geistiges Geleit und segensreiche Arbeit!

Ich liebe Beginn. Ob das der erste Tag der Woche, die erste Minute des Tages oder eine Fortbildung ist, eine neue Seite, auf der noch nichts steht – etwas anfangen ist mit viel innerer Freude, ein bisschen Aufregung und der Spannung verbunden, wo das alles hinführen mag. Die Antwort ist einfach. Novalis hat sie uns geschenkt auf die Frage: wo gehen wir hin? Er sagte: immer nach Hause. Das wünsche ich allen, die morgen neu anfangen (und wer spontan mit dabei sein will, kann noch mitgehen) und allen, die am Sonntag das letzte Mal als Cardea-Schüler durch die Haustüre kommen werden. Vielen Dank für euer Vertrauen.

Und alle anderen – was beginnt an diesem Venustag für euch heute neu?

Beginner werden!

 

Ich kann mir kein seligeres Wissen denken als dieses Eine: Dass man ein Beginner werden muss. Einer, der das erste Wort schreibt hinter einem jahrhundertelangen Gedankenstrich.

Rainer Maria Rilke

Beginnen werden morgen die Kursteilnehmer im Lehrgang Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie. Herzlich willkommen.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Christoph hat sich bei seinem Vortrag in der Alten Synagoge am Dienstagabend einem komplexen Thema gestellt: Werde, der du bist! Mit ihm haben sich viele Mutige diese Frage vorgelegt und sind den Spuren der Glaubenssätze in ihrem Leben gefolgt, die oft verhindern, dass wir die Person werden, als die wir vielleicht angelegt sind.

Am Donnerstag geht es im Praxisvortrag um altes, vergessenes Wissen. Wir schauen auf die Zeit zwischen Dreikönig und Ostern, welche Feiertage gibt es, was ist die Bedeutung von Maria Lichtmess, was hat das Frühjahr mit der Göttin Ostara, mit der Heiligen Brighid zu tun und was können wir vom Märchen Hans im Glück lernen? Wer an dem Vortrag dabei sein will, kann sich einfach anmelden, 10 Euro, es gibt noch freie Plätze.

Gefroren hat es in der Nacht, die Kälte dringt durch die hohe Luftfeuchtigkeit schnell und unangenehm in die Knochen. Der Trag ist trüb und ganz wird sich heute der Nebel sicher nicht auflösen. Solche Tage lassen uns schnell frösteln, sorgen dafür, dass wir uns nicht immer wohl fühlen. Ich finde solche Tage wichtig, sie zeigen uns auf, wo Bedarf besteht. Bedarf an Wärme vielleicht, die sich sowohl auf ein warmes Kaminfeuer, einen warmen Tee beziehen kann als auch auf zwischenmenschliche Wärme, an der es mangelt. Bedarf an Schutz und Sicherheit, was wir in unserer modernen Welt nicht mehr erleben, was es allerdings auch früher niemals gegeben hat. Tage des Rückzugs, Tage, in denen Fragen auftauchen, die in der lauten Alltagshektik gern verdrängt werden. Wie wäre es, sich diesen Fragen genau jetzt zu stellen, bevor im Frühling alles zur Seite geschoben und mit dem prallen Frühlingsleben bunt übertüncht wird? Im Hintergrund bleiben die Fragen als Stachel und so verhalten sie sich auch. Sie schmerzen, sie können sich entzünden und sind dann groß, virulent und viel schwerer steuerbar, als wenn man sich mal hinsetzt und sich seinen Themen stellt. Mutige voran!

Allen einen freudigen Jupitertag mit der Wärme, die durch Mut entsteht!

Danke an Theresa auch für dieses Foto für alle mit Sehnsucht nach mehr Meer.

Baum-Betrachtung

Betrachte jeden Baum und merke:

Auf jedem Baum ist jedes Blatt

ein Blatt von einem Buch,

darin der Herr der Stärke

die Schöpfung aufgezeichnet hat.

Saadî, 1210-1292

Danke an Theresa für das Foto des Baumriesen, den es vielleicht gar nicht mehr gibt wegen der Feuer in Australien.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Sie ist vorüber, die erste Würzburger Fuck up-Night unter dem Motto „Was wir vom Scheitern lernen können“. Zunächst ein wenig vorsichtig war die Runde, Scheitern ist ja schließlich in unseren Breiten nicht das, womit man fein angeben kann. Und genau das wollen solche Events  ändern, denn niemand lebt in stetigem Aufwärtslauf, sondern unser Leben ist ein Hangeln zwischen den berühmten Bifurkationspunkten, Momenten im Leben, in denen sehr weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Wir wären keine Menschen, wenn wir stets die perfekten Entscheidungen träfen. Wenn was schiefgeht, dann meistens ganz und gar. Große Momente im Negativen, doch wo so eine Energie drinsteckt, steckt auch die Gegenkraft drin, das vergessen wir dann halt schon in solchen dunkelsten Stunden der Verzweiflung (und wenn uns jemand drauf hinweist, ist das nicht gut für seine Gesundheit).

Ich habe im Leben oft mehr von dunklen Stunden gelernt als von den Augenblicken des Glücks und der Freude. Die waren super, keine Frage, gern mehr, aber so wirkliche Entwicklungsschritte finden nicht immer in der Wohlfühlzone statt, sondern im Überwinden von Widerständen, im Aushalten und Beantworten von Fragen, im Weitergehen, auch wenn es schwerfällt und im Suchen von neuen Wegen, weil alte nicht mehr taugen.

Die guten Phasen dienen so gefühlt nach unserem gestrigen Austausch dem Aufbau von Mut und Kraft, die anderen Zeiten brauchen das wieder auf, aber geben dafür auch etwas zurück – Enttäuschung ist nicht selten Ende der Täuschung, der wir aufgesessen sind. Manchmal waren unsere Ideen einfach unausgegoren. Manchmal lag es am falschen Zeitpunkt, an zu wenig Geld, Durchhaltevermögen und manchmal wissen wir es einfach nicht. Fakt ist – wir finden uns am Boden wieder und die Lektion lautet: Aufstehen, Krone richten und weiter geht’s.

Keiner von uns hat es auf Edisons Geduld gebracht und 1000 Versuche gewagt bei einer Sache. Aber wir haben schon tausend Sachen versucht. Ich überlege gerade, ob „finde den Fehler“ hier nicht auch sinnig wäre …

Es war ein spannender Abend, der uns eines aufgezeigt hat – kein Leben läuft rund. Kein Mensch trifft immer die richtigen Entscheidungen. Krisen sind hart, nicht so erwünscht und führen uns manchmal auf ganz ungeahnte Wege. Nicht immer können wir rückblickend sagen „schön wars, was sind wir jetzt schlau und wir wären nicht die, die wir jetzt sind ohne diesen Mist!“, aber Erkenntnisgewinn war jedes Mal dabei. Entscheidend ist, aus diesen Erkenntnissen – die der Trostpreis der Lebenslotterie sind – Trittsteine zu machen, damit wir auf dem Wasser des Lebens gehen können. Nur Mut. Übung macht den Meister. Wer keine Fehler macht, macht meistens nicht viel. Auch ein Plan. Leben ist aber das Gesamtpaket. In diesem Sinne allen einen hochbeweglichen Merkurtag!

Das Pferdefoto hat Sigrid aufgenommen, Danke!

Vom Frost

Ein großer Teich war zugefroren,
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber im halben Traum,
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit.

Johann Wolfgang von Goethe

Das Winterfoto hat Ursula gemacht. Danke dir!