Author page: Christine Krokauer

Freitags- und Wochenend-Nachdenk-Input

Viele Wege führen nach Santiago di Compostela, hat Theresa bei ihren Wanderungen festgestellt. Das gilt auch für alle anderen im normalen Leben – es gibt viele Wege und Möglichkeiten, Dinge zu tun. Manche sind geschickter, andere ausbaufähig. Immer macht es Sinn, andere ihre Wege probieren zu lassen, es sei denn, es ist offenkundig, dass der Weg mit Schmerz und Chaos endet – da darf man was sagen, doch die Person entscheidet, ob sie einen Tipp annehmen will oder nicht.

Im Leben muss man sich oft entscheiden. Morgen müssen sich Ärzte wieder entscheiden, wie es mit meinem Bruder weitergeht, was mit seinem Knie passiert. Es steht eine Transplantation von Haut an, wir werden sehen, wie die Ärzte morgen vorgehen sind und hoffen wie immer, dass alles gut geht. Von außen ist es oft sehr schwer, weil man zuschauen muss und nichts selbst tun kann. Das bedeutet, dass Hilflosigkeit entsteht. Wenn wir nicht mehr das Gefühl haben, selbstwirksam zu sein, entgleiten uns die Dinge in unserer Vorstellung. Das sind die schweren Übemomente in Vertrauen und in Abgebenkönnen von Tätigkeiten an andere, die genau das, was wir da nicht vermögen, eben gut und besser als wir können. Schwer für Eltern. Hoffen wir das Beste und dass dann ein guter Genesungsweg möglich wird.

Allen, die vor wichtigen Wegentscheidungen stehen – fragt Kopf, Herz, Bauch. Fragt Menschen, die Erfahrungen haben und dann vertraut dem Prozess. Euer Weg wird euch genau da hinführen, wo es not-wendig ist, auch wenn wir vieles erst viele Jahre, Jahrzehnte später gar begreifen können.

Allen einen schönen Venustag und ein tolles Wochenende! Wer spontan noch Lust hat, beim Neustart des Kurses „Goldwege des Herzens – Einführung in die Anthroposophie“ mit dabei zu sein oder jemanden kennt, für  den dieser Kurs eine Bereicherung wäre, kann gern noch dazukommen, dann bitte per Mail bis morgen Abend anmelden, damit wir am Sonntag (9 Uhr, mehr Infos auf der Homepage) auch genug Futterage für alle vorbereiten können. Herzlich willkommen!!! Wir freuen uns riesig auf den Kurs und auf viele Menschen, die sich mit den Grundlagen vertraut machen möchten.

Danke an Theresa für das Foto.

Lebensfreude

Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Haltung und sie gedeiht mit der Freude am Leben.

Thomas von Aquin, 1225-1274

Das Foto hat Theresa in Porto gemacht auf dem Jakobsweg bei einer kleinen feinen Pause. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Eine herrliche Jugendstilecke hat Theresa mit ihrem Foto auf dem Jakobsweg entdeckt. Als mir heute das Zitat von Hippokrates begegnet ist, dachte ich mir, dass Menschen, die den Jakobsweg gehen, mit jedem Schritt viel für ihre Gesundheit tun. Das Laufen ist gesund, und mit jedem Schritt klärt sich auch im Kopf recht viel. Das bringt Ordnung ins Leben. Sebastian Kneipp hat mal gesagt, der schnellste Weg zur Gesundheit ist der Fußweg und vermutlich hat er damit sehr recht.

Viele Menschen sind derzeit krank, die Immunsysteme sind mit diesen Wetterereignissen oft überfordert. Es fehlt die Kälte des Winters, die Amseln singen schon wie im Frühjahr und im Garten tanzen Schnakenschwärme. Heute ist die erste Wespe ins Haus geflogen. Im Januar, oder habe ich irgenwie Zeit verloren zwischendurch? Unglaublich.

Am Jupitertag könnten wir uns ja mal viele Schritte auf dem Weg zur Gesundheit vornehmen. Zwischen 6000 und 10.000 Schritte am Tag gelten als gesundheitsfördern. Allen gute Wege an diesem Donnerstag!

Krankheiten

Krankheiten befallen uns nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickeln sich aus den täglichen Sünden wider die Natur. Wenn diese sich gehäuft haben, brechen sie scheinbar auf einmal hervor.

Hippokrates

Danke an Theresa für das Foto vom Jakobsweg!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Der japanische Kaiser hat in seinem kleinen Text über die Erwartung der Blüte einer Blume gesprochen. Für ihn war es Vorfreude, die das Herz füllt, Vorfreude auf die kurze Spanne der Blüte, auf die wir oft lange warten müssen. Es gibt Blumen, die blühen nur eine Nacht oder nur einmal in vielen Jahren, da darf man sehr geduldig sein. Das ist ein Ereignis, von dem Blütenfreunde lange zehren.

In unserem Alltag sind wir mit anderen Erwartungen konfrontiert. Wir erwarten dauernd irgendetwas. Dass der Bus pünktlich kommt, der Drucker genug Toner hat, die Zeitung zum Frühstück im Kasten ist, die Kinder gute Noten schreiben und der Partner treu ist. Das hat wenig mit einer Vorfreunde im Herzen zu tun, sondern das sind oft knallharte Forderungen, die wir an andere, die Umwelt, was immer stellen. Erwartungen enthalten das Wort „Warten“ und da kommt nicht selten Godot in Spiel.

Erwartungen neigen dazu, dass sie nicht erfüllt werden oder Widerstand auslösen. Es macht also Sinn, seine Erwartungen bezüglich anderer einer steten Prüfung zu unterziehen und eher von sich selbst etwas zu erwarten als von anderen. Vielleicht können wir Erwartungen eines Tages ganz sein lassen und sie durch Vorfreude ersetzen. Vorfreude, was die Zukunft uns mitbringt!

Wir sind so bestimmt von der Vergangenheit (in der wir und andere nicht immer Erwartungen erfüllt haben, wir darauf hoffen, dass uns Eltern oder andere uns wichtige Menschen Anerkennung geben, was immer Menschen auch dauernd erwarten), dass wir gar nicht erkennen, wie oft und freudig uns die Zukunft entgegentritt und uns einlädt, ihr die Tür zu öffnen. Damit nehmen wir uns viel an Lebensfreude und auch an gelingendem Leben. Mehr Vorfreude, mehr Zukunftsorientierung, weniger Erwartung und Rückwärtsgewandtheit!

Allen heute einen gänzlich erwartungsfreien, aber in vielen Dingen vorfreudereichen Merkurtag!

Vorfreude

Ach, wir wissen, dass die Blumen schon nach kurzer Frist welken, doch die Erwartung ihrer Blüte ist unseres Herzens Leben.

Meiji-ishin Tenno, 1868–1912

Für alle, die sich auf den Frühling freuen, ein Foto aus dem Garten der Klinik Arlesheim, allerdings vom Mai vor einigen Jahren

Dienstags-Nachdenk-Input

„Es wächst viel Brot in der Winternacht“ heißt es in einem alten Lied. Oh ja, in der Natur bewegt sich vieles. Die Temperaturen sind auch erstaunlich, so ein Hin- und Hergewoge. Schnaken tanzten im Garten. Meine Weihnachtsamaryllis ist aufgeblüht, sie ist weiß mit lachsfarbenen Rändern, erstaunliche Zauberblüten sind das. Und stehen ein wenig im Kontrast zu den ebenfalls daneben blühenden Hyazinthen am Fensterbrett. So begegnen sich Winter und Frühling auf eine besondere Weise.

Hui, geht das ab, das 2020! Was manche Menschen in diesen 13 Tagen des neuen Jahres bereits erlebt haben, würde für ein halbes Jahr reichen, ich staune. Das Tempo scheint sehr hoch zu sein, die Schwelle zum Ausflippen niedrig. Schnaufen wir doch erstmal durch, das Jahr kann nix dafür, dass mancherorts so viel Chaos ist. Es wird sich wieder lichten, keine Frage, die Wellen können hoch sein, sie bleiben es aber nicht. Und ja, viele Menschen sind zur Zeit sehr krank, egal, ob körperlich oder seelisch. Es ist schon sehr heftig. Was draußen in der Welt los ist, spiegelt sich im Mikrokosmos des Einzelnen.

Was ist zu tun? Erstmal Dampf rausnehmen. Erstmal durchatmen. Erstmal sich klarmachen, dass die Ereignisse, die uns widerfahren, nicht bedeuten, dass 2020 ein Horror wird. Das Jahr hat durchaus noch Chancen, abschreiben würde ich es frühestens am 31. 12. Aber versuchen wir immer wieder, die Meeresstille des Gemüts zu erreichen, die Mitte zwischen den Extremen, flexibel wie ein Bambusrohr, geschmeidig und beweglich, aber immer gewillt, die Mitte aufzusuchen, das Auge des Hurrican, in dem es ruhig scheint. Atmen, nur atmen, nur sein, sonst nichts.

Allen, denen das Chaos um die Ohren fliegt – nichts bleibt. Das Schöne nicht, das Schlimme nicht. Wir schicken euch beste Gedanken und Support, was möglich ist. Allen, die sich gerade zu Tode langweilen – keine Sorge. Es verteilt sich schon übers Jahr alles. Das Gute, das Negative. Wer weiß, ob das Negative nicht zum Guten sich wenden kann und das vermeintlich Gute sich als unerfreulich entpuppt. Bleiben wir also im Sturm entspannt und lassen unsere Ängste, unsere Wut, unsere Traurigkeit aufsteigen, benennen wir sie und erlauben ihr, zu sein. Aber lassen wir nicht alles an anderen aus. Unter jedem Dach ein Ach, jeder hat seine Sorgen zu tragen.

Im Wort Besonnenheit kommt Sonne vor – vielleicht braucht der eine oder andere ein wenig das Gefühl von Sonne. Wärmt mit einer Wärmflasche euer Sonnengeflecht und lasst eure eigene kleine Sonne langsam wieder aufgehen. Es wird für alles einen Weg geben, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Niemand geht alleine. Wir sind da.

Allen einen wenig angriffslustigen Marstag.

Montags-Nachdenk-Input

Wochenende 2 im neuen Jahr war bestens genutzt. Die HPP-Gruppe an der Akademie Vaihingen widmete sich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Schlaf- und Sexualstörungen und dem Anfang der Forensik. Ich glaube, weiter kann man den Bogen in drei Tagen nicht spannen. Im Februar ist der Kurs schon fertig, wie schnell fliegt die Zeit.

Raus aus der Akademie, rein ins Auto und ab ins Krankenhaus, denn am Freitag hat das Knie des Bruders zum xten Mal beschlossen, Keime am falschen Ort explodieren zu lassen, das bedeutet bei seiner Schwerstbehinderung ja immer ein Art Auszug aus Ägypten mit Begleitperson. So hat der Papa seinen 84. Geburtstag mal wieder unfreiwillig stationär verbracht, war der Abstecher dahin auch sehr notwendig zur Hebung der Moral. Daheim dann erstmal alles auf Stand bringen, damit die Woche gut starten kann.

Der Vorteil von Kursen in einer Institution, in der die Teilnehmer auch übernachten, ist einfach, dass man unglaublich viele Menschen kennenlernt. Wir hatten dieses Wochenende das große Glück, mit dem Kurs Organisationsentwicklung parallel zu laufen – was haben sie für tolle Sachen gemacht, leider ist meine Bücherbestellliste dick angeschwollen. Klasse, dass die Küchentischgespräche Einblicke geben in das, was die anderen Gruppen gerade tun oder auch, was einzelne Menschen so bewegt. Die Akademie bietet viel Raum, es gibt viele lauschige Ecken, in denen man sich zu zweit oder zu mehreren hinsetzen und sich austauschen kann. Das ist wunderbar bereichernd! Es weitet auf eine wunderbare Weise jeden Horizont! So habe ich meine sensationelle Sammlung von selbstgedrechselten und mit bestem wohlriechenden Öl eingelassenen Kugelschreibern aufstocken können (Danke, Doro!), ein mir unbekanntes Gedicht von Rose Ausländer „Im neuen Jahr“ hat mich tief bewegt (Danke, Ulrike!) und wir haben eine Menge wunderbarer Geschichten aus dem Leben von Menschen gehört. Das Miteinander Speisen hat ebenfalls eine wunderbar verbindende Qualität, vor allem, wenn es mit Liebe und besten Zutaten gekocht wurde. Da ich selbst ja immer für meine Schüler koche, genieße ich es, ein Wochenende lang selbst bekocht zu werden. Ach, das ist toll!

Der heftige Wind hat mich flott nach Hause geweht und so werden wir vielleicht mit warmen Temperaturen und viel Luft unter den Flügeln in die dritte Woche des Jahres starten. Allen eine wunderbare Vollmondnacht und einen herrlichen Monden-Tag!

Das Foto hat Sandra gemacht – ist das nicht wunderschön? Danke!

Mehr!

Alles, was mehr aus Ihnen macht, als Sie bisher in Ihren besten Stunden waren, ist recht.

Rainer Maria Rilke am 4. 11. 1904 in einem Brief an Franz Xaver Kappus

Danke an Theresa für das herrliche Januarfoto.

Freitags-und-Wochenendnachdenk-Input

Was ist Glück? Erstmal eine Entscheidung im Kopf. Zu jeder Sekunde meines Lebens habe ich die Entscheidungsfreiheit, zu wählen, was ich denke und was ich fühle. Ich kann mich in das Hamsterrad des Jammerns und Klagens begeben mit dem Resultat, dass sukzessive meine gesamte Stimmung, mein gesamtes System, also mein körperlicher, seelischer und geistiger Zustand, Richtung worst case unterwegs ist. Schmerzt der Körper, sieht die Welt gleich noch viel schlimmer aus und das Rad bekommt mehr Fahrt.

Glück und Gesundheit werden oft gekoppelt. Ich denke, selbst schwer erkrankte Menschen können auf viele Weisen glücklich sein über Dinge. Das habe ich oft erlebt, dass Menschen mit einer massiven Krankheit einen auf etwas Wunderschönes hinweisen, was niemand vor lauter Rennerei bemerkt. Sie haben verstanden, dass Glück das Ausnutzen eines zauberhaften Moments ist und in diesem Augenblick haben sie für eine kleine Weile weniger Schmerzen, sehen einen wunderbaren Sonnenaufgang und strahlen mit der Sonne um die Wette. Im Krankenhaus sehe ich oft mehr Glück in den Augen der Menschen als wenn ich durch die Fußgängerzone gehe.

Also – in wie vielen Momenten kannst du dich heute für einen Moment des Glücks entscheiden? Beim Anblick von etwas, das dein Herz wärmt, in einem guten Gespräch, vor einem guten Teller Suppe? Bei der Lektüre eines tollen Textes, beim Hören deines Lieblingsstücks, wo immer du heute Glück entdecken kannst? Warst du heute schon Glücksdetektiv?

Allen feine Tage.

Die zwei glücklichen Ziegen haben wir im Garten des Goethanums vor einigen Jahren entdeckt.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Ein Eisstern. Die Natur ist eine Künstlerin, vor der wir staunend stehen dürfen.

An das Zitat über die Vergangenheit aus „König der Löwen“ musste ich heute denken, denn spontan ergab sich aus der Arbeit mit einem Klienten eine sehr intensive Aufstellungsarbeit zur Kindheit. Manchmal tut es weh, Dinge zu erkennen, sie dann in die eigene Biografie einzuschreiben, denn dort ist sie ohnehin verankert. Wenn wir Erlebnisse hineingearbeitet und verstanden haben, dass sie zwar unser Leben auf andere Bahnen brachte, so auch andere Ressourcen entstanden sind, die wir später nutzen können, hören sie auf, uns zu verletzen, sondern sind Bestandteil unseres Lebens. Nichts an der Vergangenheit können wir ändern, doch wir haben Einfluss darauf, wie wir damit umgehen. Das sind keine Prozesse, die in einer Stunde ablaufen, sie dürfen ihre Zeit brauchen. Dinge werden nicht bewältigbarer, nur weil wir mal eben den Blickwinkel gewechselt haben. Aber eine veränderte Sicht auf Dinge macht es möglich, noch einmal neu und anders hinzuschauen, andere Fragen zu stellen und dann ergeben sich vielleicht auch andere Wege des Einschreibens und des Umgangs, des Wachstums. Möge die Arbeit von heute lange Zeit tragen und stärken und die nächsten Entwicklungsschritte möglich machen.

Ich stehe demütig im Raum nach so einer Arbeit. Es ist unglaublich, was Menschen erleben, überleben, aushalten und wie sie damit umgehen lernen. Wie sie um ihre Verletzung herumwachsen, ihr System versucht, das alles einzuschließen und abzukapseln, damit das gesamte System überleben kann. Sehr beeindruckend, was über die Jahrtausende im Menschen für Mechanismen wachsen konnten, damit Überleben machbar ist.

Geben wir der Angst keinen Raum. Fragen wir sie, worauf sie uns hinweisen möchte, was ihr Anliegen ist. Schauen wir hin, nicht weg. Drehen wir uns um und blicken ihr ins Auge – manchmal ist da nichts. Manchmal doch, das Erkanntwerden macht den Unterschied. Dann ist Gespräch, Austausch, Entwicklung wieder neu möglich, kann etwas frei werden durch Bewusstheit. Mutig ist das, befreiend und stärkend.

Allen einen frohen Jupitertag und viele Momente mit einem guten Gefühl der inneren Stärke!

 

Das Eissternfoto hat Silke gemacht, vielen Dank dafür!

Vergangenes

Simba: Au. Hey, warum hast du das gemacht?

Rafiki: Ist doch egal. es ist Vergangenheit.

Simba: Ja, aber es tut immer noch weh.

Rafiki: Oh ja, die Vergangenheit kann weh tun. Aber wie ich es sehe läuft man entweder davon, oder man lernt davon.

Für diesen König-der-Löwen-Drachen schloss sich der ewige Kreis in der Krone eines Baums, dort hat ihn Sigrid entdeckt und setzt ihm mit ihrem Foto ein Denkmal. Danke!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Der Dienstagmorgen fühlte sich wie ein Montag an, wie oft nach Feiertagen. Jetzt steht der Wecker wieder gnadenlos auf ganz miesen Uhrzeiten. Was mich dann tröstet, wenn ich meine Hausrunde mache und alle Läden hochziehe, wohl wissend, dass die nächsten fünf Stunden kein Tageslicht hereindringen wird, ist die Tatsache, dass in vielen Häusern um uns herum das Licht brennt. Der Nachbar sitzt am Tisch, liest Zeitung und trinkt Kaffee. Seine Katze hängt im Fenster und starrt hinaus in die Dunkelheit. Die Ersten werfen verbotenerweise vor 7 Uhr Tonnen von Altglas in den Container, ist ja wurscht, ob das die ganze Straße weckt.

Dauertelefon und viele Mails zeigen – Weihnachtsferien halten nicht immer, was sie versprechen. Familienfeiern sind nicht nur schön, Konflikte brechen schnell auf, weil die Fluchtmöglichkeiten nach draußen im Sommer einfach größer sind. Viele haben über die Weihnachtsferien wahre Alpträume mit Krankheiten und Tod erlebt. Oft gehen meine Gedanken nachts in die Kliniken, denn nachts ist bei den Menschen die Angst am größten, die Dunkelheit fühlt sich bedrohlich an, die Einsamkeit und die Konfrontation mit sich selbst ist massiv. Schmerzen werden verstärkt wahrgenommen oder Sorgen, wie es denn mit der Gesundheit werden wird, nehmen zu. Vom Pflegepersonal höre ich von Kürzungen und für wie viele Betten jeder zuständig ist. In anderen Ländern übernehmen die Familien die Pflege der Patienten im Krankenhaus, da ist nur der Arzt, der die notwendigen Interventionen durchführt, aber gepflegt wird der Patient von seiner Familie. Wie sähe das bei uns aus? Familienmitglieder sind oft Hunderte von Kilometern weit weg, sie arbeiten, sie haben keine Zeit oder kein Interesse, man hat sich auseinandergelebt. Da käme keiner zum pflegen, weil jeder das Recht auf sein eigenes Leben, seine Verwirklichung proklamiert. Das Pflegepersonal soll beim Patienten leisten, was Erzieher in den Kitas (wie vermisse ich das zauberhafte Wort des Kindergartens) leisten sollen – wir verlagern grundmenschliche Tätigkeiten nach außen, schieben Verantwortung weg. Gründe gibt es viele. Mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Angst, etwas falsch zu machen, Bequemlichkeit und tausenderlei mehr, viele Gründe sind nachvollziehbar, andere weniger.

All das wird langfristig die Welt, die wir kennen, unterhöhlen. Im Außen zeigt uns die Natur, das vieles nicht mehr zusammenpasst, das „Imperium zurückschlägt“ und in unseren familiären Systemen sehen wir zunehmend Vereinsamung, mangelhafte Bindungen, die zu vielen Trennungen führen, Patchworking, Familien, die sich auf Zeit zusammenbinden, um sich leicht wieder zu lösen und neue Bindungen einzugehen. Menschen haben Angst, weil ihnen Sicherheit fehlt, Vertrauen und Verbindlichkeit, Verlässlichkeit. Lösung: fange bei dir selbst an. Sei du selbst verbindlich, verlässlich, das Vertrauen wert, das andere in dich setzen. Sicherheiten gibt es nur die, dass alles, was lebt stirbt und nichts bleibt, wie es ist, mehr Sicherheiten haben wir nie. Aber wenn ein Mensch weiß, dass da ein anderer Mensch ist, der zuhört, die Hand anbietet, ist das Gold wert.

Allen einen bewegten Merkurtag mit dem Schwung des Tanzes.

Danke an Christoph für die Gartenfotos. Der Kräutergarten träumt dem Frühling entgegen und ich meiner Warenlieferung der Blumenschule Schongau, wo ich am Wochenende meine Pflanzenfrühjahrsbestellung abgegeben habe * vorfreu*