Monthly Archives: Dezember 2021

Licht, Luft und Sonnenschein

Was ist doch für ein großer Unterschied zwischen Tag und Nacht! Vergleiche man eine schöne Mittagsstunde, wenn die Sonne recht hell scheint und keine Wolken am Firmament sind, mit einer Mitternachtsstunde, wenn es bei der größten Finsternis ganz unheimlich ist und alle Gegenstände entweder gar nicht oder nur unklar geschaut werden können! Es ist, wie wenn man einen recht großen Saal mit schönen Bildern und Kunstgegenständen betrachtet und im Gegensatz hierzu einen recht dunklen, schaurigen Kerker, wo ringsum nur Finsternis und Unheimlichkeit herrschen. Wie der Anblick eines solchen Saales das ganze Gemüt hebt und erfreut, so kann ein derartiger Kerker nur Furcht und Wehmut einflößen. Wer möchte einen solch düsteren Ort sich zu seiner Wohnstätte auswählen? Einem solchen prächtigen Saal gleicht nun die Schöpfung, wenn sie vom Licht der Sonne beleuchtet ist. Würde aber einmal die Sonne einige Wochen gar nicht mehr auf- und niedergehen, welche Folgen müsste dieses für die ganze Schöpfung haben! Wie erst würde es dem vorzüglichsten Geschöpf auf Erden, dem Menschen, ergehen? Wie würde es mit der Gesundheit und selbst mit seinem Leben aussehen?

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Einen herrlichen Ausblick in die Berge hat man vom Balkon von Primavera in Oy-Mittelberg aus.

Türchen 22: Holundermagie

„Vor jedem Holunderstrauche möge man den Hut ziehen“, riet Sebastian Kneipp. Wie kaum ein anderes Gewächs in unseren Breiten ist der Holunder mit zahllosen Mythen und uraltem Heilwissen verknüpft. Früher gab es bei jedem Haus einen Holunderbaum, alles an ihm ist heilkräftig. Aus den Blüten wird der Fliederblütentee gemacht, der stark schweißtreibend wirkt und bei Infekten eingesetzt wird, um ins Schwitzen zu kommen. Gleiches gilt für die Beeren, die als heißer Saft auch den Schweiß anregen. Die Rinde ist heilkräftig bei Durchfall und Verstopfung.

Dem Holunder konnte man Krankheiten „anhängen“, er war das magische Tor zur Elfen- und Unterwelt, am 21. 6., dem Johannitag, konnte der, der unter dem Hollerbusch saß um Mitternacht, den Elfenkönig ausreiten sehen.

Aus den Zweigen schnitzten die Kinder Pfeifen. Der Sargtischler nahm einst Maß mit einem Zweig des Holunderstrauchs, die Reitgerte des Kutschers, der das Gespann lenkte, auf dem der Sarg stand, war auch aus Holunder. Niemals durfte man eine Wiege aus Hollerholz machen, sonst würden die Feen das Kind holen und stattdessen ein Feenwechselbalg dort lassen. An den Holunder schüttete man das Badewasser, vergrub die Zähne und band die Krankheiten hinein.

Der Holunder ist mit Sicherheit unsere magischste Pflanze. Er ist Frau Holle zugeordnet, die machtvolle Göttin an der Grenze zwischen Leben und Tod, die jetzt, wenn am 21. 12. die Rauhnächte beginnen – achtet auf eure Träume!! – mit Wotan und allerlei „Gelichter“ mit der Wilden Jagd, den Winterstürmen, über den Himmel zieht und im Alpenraum Perchta genannt wird. Deshalb wird jetzt keine Wäsche mehr draußen aufgehängt, damit sie kein Leichentuch wird. Die ungeborenen Seelen sitzen im Mantelsaum der Holle auf deren Reise um die Welt, um sich ihre Familien zu wählen, in die sie hineingeboren werden möchten.

Wohl dem, der einen Holunder im Garten oder vor dem Haus hat, diesen Schutzbaum der besonderen Art. Wer mag, startet heute mit einer großen Tasse heißen Holundersafts als Kick fürs Immunsystem und um sich gut mit den Kräften, die ab jetzt bis zum 6. Januar auf besondere Weise spürbar werden, zu verbinden.

„Weil man sich  an die überaus guten Dienste des Holunderbaumes, dieses treuen und früher so geachteten Hausfreundes, nicht mehr erinnerte, deshalb hat man ihn vielfach verworfen. Möchte dieser der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen!“ Dieser flammende Aufruf Pfarrer Kneipps möge euch daran erinnern, einen Holunderbaum zu pflanzen und so ein Stück wichtige Hausapotheke im eigenen Garten zu haben.

Allen einen freundlichen Jupitertag.

 

Annemarie hat im Theilheimer Steingarten fotografiert. Herzensdank!

Kräuterkenntnisse

Wenn einer ein Dutzend solcher Kräuter kennt und deren Wirkung, so kann er unendlich vielem Unheil vorbeugen, er kann verhüten, dass Krankheiten an ihn herankommen, und wenn sie kommen, so kann er sie in kurzer Zeit entfernen.

Sebastian Kneipp, 1821–1897

Der Holunder durfte auch in Kneipps Hausapotheke keinesfalls fehlen.

Türchen 20: Was für gestresste Nerven

Die Nerven liegen bei manchem blank vor den Feiertagen. Wer darf wen noch besuchen, was wollen wir wie machen, Geschenke, die nicht unter dem Baum liegen, weil die Lieferkette nicht klappt und viele mit Sorgen um die Gesundheit oder ihren Arbeitsplatz. Das bedeutet schlecht zu schlafen, schneller auszurasten und rasch erschöpft zu sein. Das dürfte gerade auf die meisten von uns zutreffen.

Deshalb stelle ich euch heute aus der Kräuterapotheke den Baldrian vor. Valariana officinalis ist eine  Pflanze, die bis zu zwei Metern hoch werden kann. Echter Baldrian gehört zur Familie der Geißblattgewächse und wächst gern da, wo es feucht ist. Er blüht weiß bis rosarot. Baldrian hat einen typischen Geruch (den Katzen lieben), das rührt von den Valetotriaten her, die je nach Art 1 bis 2%ig vorkommen. Ätherische Öle wie Bornylacetat sind ebenfalls vorhanden, auch Beta Caryophyllen und viele andere Stoffe, die vermutlich mit den GABA-Rezeptoren unserer Nervenzellen wechselwirken. Noch ist unklar, wie Baldrian genau wirkt, aus der Erfahrungsheilkunde weiß man jedoch um die krampflösende Wirkung des Baldrians. So wird er traditionell im Bereich Psyche eingesetzt bei Unruhe, Schlafstörungen, Spannungszuständen, schwacher Konzentrationsfähigkeit und Einschlafproblemen. Er wird nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit oder für Kinder unter 12 Jahren empfohlen.

Verwendet wird die Wurzel, in der Regel als Tinktur, doch gibt es auch zahlreiche Teemischungen, oft mit Hopfen, Melisse und Passionsblume gemischt, die als Schlaftees im Handel sind und ebenso gut wirken.

„Baldriantee beeinflusst das Nervensystem und wirkt über das Großhirn besonders auf seelische Erregungszustände beruhigend. Weit geschätzt ist die Verwendung als Schlafmittel, besonders wenn die Schlaflosigkeit eine Folge von Übermüdung und Erschöpfung ist. Ebenso werden Zustände von Herzunruhe mit Herzklopfen, soweit sie den Teil einer allgemeinen Nervosität bilden, beruhigt. Baldrianwurzel lindert Kopfbeschwerden und behebt krampfhafte Zustände (…) Hierbei ist die Mischung mit Fenchel. Anis, Kümmel oder Anserine und Kamille zweckmäßig. Menge: 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser, kurz aufkochen, 1 Tasse täglich.“ So lesen wir bei Pfarrer Kneipp im Hausbuch.

Wer sehr gestresst und genervt ist, kann auf viele Darreichungsformen der Baldrianwurzel zugreifen und ausprobieren, was ihm gut tut. Unterstützend wirkt ein kleiner Spaziergang vor dem Schlafengehen und das Runterfahren von Input rechtzeitig vor dem ins Bett gehen. Ansonsten gilt – atmen wir alle mal tief aus. Unser aller Nerven brauchen Entspannung. Seien wir nett und freundlich zu uns selbst und anderen. Wir können jede Form von Liebe, Freundlichkeit und Stille brauchen.

 

Eine Baldrianpflanze im Heilkräutergarten.

Türchen 20: Mahl-Zeit!

„Das größte Unglück ist, dass man bei den Kindern nicht anfängt, sie an die einfache Kost zu gewöhnen. Durch die Modekost, die heutzutage [Kneipp lebte 1821-1897] gang und gäbe ist, werden die Kinder verdorben und verweichlicht, so dass sie eine gesunde und kräftige Kost gar nicht mehr ertragen können.“

Kneipp regte sich sehr auf über die Ernährung der Menschen seiner Zeit. Damals war Kaffee für Kinder zum Frühstück angesagt, was dazu führte, dass die Kinder weder satt noch nervlich gut aufgestellt waren. Kneipp beobachtete sehr genau, dass für jeden Menschen etwas anderes in der Ernährung wichtig ist und legte größten Wert auf regionale Kost, die man gründlich kauen sollte. Unser heutiges Nahrungsangebot würde er kritisch sehen und uns die Frage stellen, ob wir glauben, dass das wahrhaftig sinnvoll ist.

Da wir uns ja in den letzten Tagen des Jahres gern irgendwelche Dinge vornehmen, die wir im neuen Jahr verändern möchten, wäre der Themenkreis Ernährung durchaus eine Beachtung wert. Regional, saisonal, so frisch gekocht wie möglich und so typgerecht wie es geht. Manche Menschen vertragen Rohkost, andere brauchen warme Süppchen, um sich geborgen und eingemittet zu fühlen. Jeder weiß im Grunde selbst, was ihm gut tut. Wir machen es nur nicht oder denken, das wäre zu viel Arbeit.

Frage: Du bist, was du isst. Wie kommen wir also drauf, dass das Essen nicht wichtig wäre? Davon abgesehen geben die Mahl-Zeiten unserem Tag Struktur und Rhythmus, gemeinsame Mahlzeiten in der Familie sind lebenswichtige Kontaktflächen. Essen ist mehr als essen, ist bedeutet auch, das „Brot miteinander zu teilen“, also am Leben mit allen Herausforderungen des anderen teilzunehmen und sich durch das gemeinsame Mahl zu stärken.

Nehmen wir uns stets ausreichend Zeit zum Essen. Überlegen wir, was wir uns an den Feiertagen auf den Teller häufen. Die beste Gelegenheit übrigens, um Brain fog wahrzunehmen, die „Fressnarkose“, wenn wir Dinge gegessen haben, die uns nicht wirklich gut tun. Beobachtet mal, wie die Mahlzeiten auf euch wirken, ob ihr danach fit und leistungsfähig seid oder der tiefe Wunsch entsteht, entweder drei Stunden zu schlafen oder einen Schnaps zur Verdauung zu trinken (kleiner Tipp: Artischocke, Mariendistel, Chicoreesaft als Aperitif oder Degistif können hilfreich sein).

Allen eine gute letzte Arbeitswoche vor den Feiertagen und den Kindern schöne letzte Schultage vor den Ferien!

 

Theresa hat dieses Foto auf dem Jakobsweg gemacht für alle, die ein wenig Sonne und Wärme brauchen können.

Winternacht

Winternacht

Wie ist so herrlich die Winternacht,
Es glänzt der Mond in voller Pracht
Mit den silbernen Sternen am Himmelszelt.

Es zieht der Frost durch Wald und Feld
Und überspinnet jedes Reis
Und alle Halme silberweiß

Er hauchet über dem See und im Nu,
Noch eh` wir`s denken, friert er zu.

So hat der Winter auch unser gedacht
Und über Nacht uns Freude gebracht.
Nun wollen wir auch dem Winter nicht grollen
Und ihm auch Lieder des Dankens zollen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874

Danke an Manuela für das tolle Winterfoto!

Türchen 19: Still, still

Bei unseren Filmaufnahmen an diesem Wochenende geht es unter anderem auch um Stille, um Achtsamkeit. Wichtiges und spannendes Thema. Für heute habe ich genug in grelle Scheinwerfer gestarrt, das Wohnzimmer kommt mir gerade wie eine dunkle gemütliche Höhle vor (erfreulich kalt, weil ich vergessen habe, die Terrassentür zu schließen, das ist so erholsam, denn wo viele Scheinwerfer stehen, wird es in Minuten gefühlt warm, nicht wirklich in echt).

Oscar Wildes Aussage, dass jene gesegnet sind, die die Klappen halten können, wenn sie nichts zu sagen haben, nehme ich heute wörtlich. Ich habe heute so viel gesprochen, dass ich jetzt mit Christoph zusammen den Baum aufstellen und schmücken werde. Selbstverständlich zu Bachs Weihnachtsoratorium, da ist nichts zu sagen, nur mitzusingen. Morgen ist der letzte Filmtag für dieses Jahr, die neuen Filmprojekte sind noch im Schreibstadium und kommen nächstes Jahr. „Jauchzet, frohlocket“!

In diesem Sinne allen einen wunderschönen stillen 19. Tag. Ab und an ist es ja deshalb still, weil jeder einen Keks im Mund hat. Im Advent eine charmante Art zu schweigen.

 

Bäume im Winter: das Faszinierendste, was ich mir vorstellen kann. Jeder Baum erzählt seine Lebensgeschichte im Winter am ehrlichsten. DAS liebe ich. Danke, Ursula, für dein tolles Foto!

Türchen 18: Erste Hilfe in Tassen

Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, heißt es im Volksmund und dass die Apotheke die beste ist, die wir vor der Haustür haben. In vielen Gartenjahren durfte ich die Erfahrung machen, dass das, was in meinem Garten am besten wächst – und das ist sehr verschieden von Jahr zu Jahr – das ist, was ich, ob schon gewusst oder noch nicht, am meisten brauchen werde. Ich habe mir angewöhnt, darauf zu achten und gezielt zu trocknen, was mehr als üblich vorhanden ist, weil ich weiß, dass es nötig wird. In diesem Jahr ist das Johanniskraut, ich habe schon viel Rotöl in diesen nasskalten Tagen für schmerzende Gelenke und Muskeln angeraten und so manches Nervenkostüm profitiert von Johanniskrauttee oder Dragees gegen Stimmungstief.

„Das Johanniskraut führte seiner großen Wirkungen wegen früher den Namen Hexenkraut“, schreibt Pfarrer Kneipp, der durchaus erkannte, welche Wirkungen das Kraut entfalten kann und zwar äußerlich wie innerlich. Selbst Nervenschmerzen wie bei einer Trigeminusneuralgie vertragen einen Versuch mit Johanniskraut (oder alternativ Aconit-Schmerzöl), vielleicht angewärmt und sacht aufgelegt. Das Rotöl wird eingerieben an die schmerzenden Stellen. Habt ihr mal eine Blüte des Hartheus genau angeschaut? Die goldenen Strahlen entdeckt, sie sie zu einer kleinen Sonne machen, weshalb sie auch zu Johanni geerntet wird?

Ansonsten freut es mich, dass ich gestern ein Glasschneidebrett geschenkt bekommen habe, auf dem Glasgefäße mit Heilkräutern abgebildet sind, als Tee überbrüht. Ich finde das Foto so schön, so viele Heilkräuter frisch sind etwas Herrliches. Da bekommt man schon Vorfreude aufs Gartenjahr 2022. Und welche Schätze bieten sich da jetzt in diesen nasskalten Tagen an – kocht euch Tees, genießt die Geschenke der Natur, die wir im Sommer in Hülle und Fülle haben. Unsere heimischen Tees haben oft uralte, bewährte Heilwirkungen und zudem schmecken sie. Von Minze über Melisse, Himbeer- und Brombeerblätter, Ringelblumen, Blüten aller Art, Malven und Hibiskusblüten, die so herrliche Farben ergeben, genießt es, euch mit einer Tasse Tee hinzusetzen und zu entspannen.

Und wer keinen Garten hat – keine Sorge. Es gibt herrliche Teemischungen und ein Tässchen Kräutertee genießen geht fix. Achtet nur beim Überbrühen darauf, die Tasse oder Kanne abzudecken, damit die ätherischen Öle nicht flüchten können, sondern im Getränk bleiben. Habt Freude und einen wunderschönen vierten Adventssamstag ohne Stress und Hektik.

 

Gartenschönheit Feuerdorn.

Für bewährt befunden

Lange Jahre hindurch habe ich sondiert und geprüft, getrocknet und zerschnitten, gesotten und gekostet. Kein Kräutchen, kein Pulver, das ich nicht selbst versucht und als bewährt befunden habe. Ich wünsche nur das Eine, dass die alten Bekannten zu neuen Ehren gelangen.

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Pfarrer Kneipp hätte an diesen Ringelblumenbeet, das Maike in den Bergen fotografiert hat, seine helle Freude gehabt. Übrigens – in sechs Monaten schauen unsere Gärten auch wieder so aus, das als Memo für alle, die derzeit den Nebel nervig finden.

Türchen 17: Lebensordnung

Danke fürs Lesen!

„Handle nicht unvernünftig gegen dich selbst“ – das könnte ein hilfreicher Satz sein. Er beinhaltet die grundlegende Lebensregel – was brauchst du wirklich? Kneipp findet, dass die Arbeit im Sonnenlicht mit guter Vitamin-D-Versorgung für Knochen und Immunsystem sowie die Seele wichtig ist. Frische Luft war Kneipp lebenslang ein Anliegen, dass sie nicht mit irgendetwas verdorben wird und das Einatmen dadurch negative Folgen hat. Frevelhaft gegen den Körper darf man nicht handeln und „frevelhaft“ hat viele Gesichter. Die einen kasteien sich, die anderen stopfen sich voll, die einen bewegen sich nicht, die anderen zu viel oder auf ungesunde Weise – wir tun eine Menge gegen unsere Gesundheit.

Das Wichtigste für unsere Zeit ist kurz zusammengefasst:

Schlafen, schlafen, schlafen

Seelenhygiene: halte deine Seele frei von zu viel Belastung, zu viel Negativem, Informationsmüll und Sorgen, bösartigen Gedanken, die dich vergiften und reinige die Seele jeden Tag, so, wie du den Körper wäschst – raus mit Negativem, rein mit Klarheit. Und nein, wenn was wirklich schrecklich ist, kann ich es mir mit Glitzerspray und rosa Farbe definitiv NICHT schönreden. Das muss auch nicht sein.

Körper: Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist. Sprich: ausreichend Bewegung auf gute Weise. Gute Ernährung, so schlicht und unbearbeitet wie es für deinen Körper dienlich ist, frisch, am besten selbst zubereitet mit Lebensmitteln, die vor der Haustür wachsen und genug Wasser/Tee zum Trinken

Geist: Gute Gespräche mit inspirierenden Menschen, Musik, Kunst aller Art, sich im Denken üben durch Beschäftigung mit Philosophie, Interesse entwickeln an vielen Dingen, Begeisterung für das, was du tust

Lebensfreude ist ein wesentlicher Faktor, die nehmen wir uns gerade selbst. Muss das sein? Was freut dich heute, wofür wirst du heute Abend dankbar sein? Was stärkt dich seelisch, was freut dein Herz, welche Begegnungen kannst du heute haben, die dich nähren, auf deinem Weg voranbringen und dich ermutigen?

Ärger, Verzweiflung, Angst, zu viele Sorgen, Unzufriedenheit, Hadern, Missmut, Missgunst/Neid und Lieblosigkeit (zu 95 Prozent uns selbst gegenüber) zerstören langfristig jeden Hoffnungsboden, lassen keine Lebensfreude wachsen und erlauben keine Inspiration.

Deine herzliche Einladung für heute aus dem Bereich Lebensordnung: Wie wäre es, wenn du heute einen Unterschied in deinem Tag machst? Gestalte ihn so, dass du Freude hast, am Abend stolz darauf sein kannst, im Leben anderer – Kolleg:innen, Mitmenschen aller Art – zu bewirken, dass sie lächeln, sich freuen, singen, Mut fassen und einen guten Tag haben. Du wirst merken, dass dann auch dein eigener Tag wunderbar wird. Welche Schätze wirst du heute für dich und andere zutage fördern? Achte auf die Zeichen, schau genau und genieße die Entdeckerfreude.

 

Theresa hat auf dem Jakobsweg gut gefrühstückt. Danke für dein Foto!

Vernünftig leben

Lebe recht vernünftig; schätze es hoch, im Sonnenlicht dein Tagwerk vollbringen zu können; verdirb nicht selbst die gute Luft, welche du einatmen kannst, und sei nicht frevelhaft gegen deinen Körper, indem du mehr von ihm verlangst, als er zu leisten vermag, oder mit anderen Worten: Handle nicht unvernünftig gegen dich selbst!

Sebastian Kneipp, 1821-1897

Steffen hat uns dieses Foto von einer Reise durch China mitgebracht. Danke dir!

Türchen 16: Lebensordnung, heute: Mut

 

Angst essen Seele auf, hieß ein Film vor Jahren und diese Aussage trifft zu. Derzeit stelle ich viel zum Thema auf und arbeitet an inneren Kraftteams der Menschen. Immer häufiger taucht dort ein Begriff auf, der wichtiger wird: Zuversicht. Zuversicht ist etwas anderes als Hoffnung. Bei Zuversicht bin ich schon einen Schritt weiter als bei Hoffnung, denn ich sehe bereits etwas, ich habe eine Sicht. Das „Zu“ deute ich als „Hinwendung zu einer Sicht“.

Was nutzt uns Angst? Sie macht wach, achtsam, warnt vor Gefahren, schützt unser Leben. Verselbstständigt sie sich, beengt sie uns, engt uns ein, der Radius unserer noch betretbaren Welt wird immer kleiner, bis wir am Ende sogar auf der Couch sitzend in Panik verfallen.

Was hilft gegen Angst? Weite im Brustkorb. Atmen können. Vertrauen. Sicherheit, die in uns selbst liegt. Ein Warum im Leben. Mut. Respekt vor der Herausforderung. Freundlichkeit sich selbst gegenüber. Atmen, atmen, atmen. Das Gefühl, tiefste Wurzeln in der Welt zu haben, stabil wachsen zu dürfen und mit den Ästen des Lebensbaums den Stürmen gut trotzen können, weil der Stamm beweglich ist, tanzt mit dem Wind. Weil mutig sein nicht handeln ohne Angst ist, sondern handeln TROTZ Angst. Deshalb sind die Menschen Helden, die ihrer Angst trotzen. Die etwas versuchen, auch wenn die Panik im Anmarsch ist. Die Schritt für Schritt aus dem Gefängnis der Angst heraustreten, atmen gegen die Mauern, die einengen, die im Kopf ganz weit und frei werden und in ihrem Herzen ein Feuer des Muts entfachen können.

Mut richtet sich nicht nach außen, gegen etwas, sondern stärkt denjenigen, der ihn entwickelt, seiner inneren Stimme und Wahrheit zu lauschen und aufrecht stehen zu bleiben. Mut ist Kraftquelle, ist ein Geschenk, das sich ein System nur selbst machen kann. Ein anderer Mensch kann ermutigen, einladen, zu wachsen an der Überwindung von Angst, doch nur der Betroffene selbst kann die Entscheidung treffen, sein Gefängnis zu verlassen.

Was stärkt uns innerlich? Vertrauen, das oft durch Beziehungen zu Menschen entsteht, die verlässlich sind. Das Gefühl des Angenommenseins, Getragen sein von einer Gemeinschaft. Hoffnung. Liebe. Wertschätzung. Einander achtsam mit dem Herzen lauschen. Ein Händedruck von außen, ein ermutigender Blick, Kerzenschein, ein liebes Wort, ein Lachen. Dann entspannen sich unsere verkrampften Muskeln, können sich bereit machen zu guter Bewegung, losgehen, springen, laufen, tanzen.

Das Singen eines Mantrams kann unglaublich stärken, ebenso wie andere Arten von Gebet. Wir stellen uns damit in ein Energiefeld hinein, das groß ist, stark und mächtig und in dem wir geborgen sein können. Probiere es aus und suche dir ein Gebet, das dich anspricht. Lies es, sprich es, nimm es mit in deinen Tag. Schau, was geschieht, wenn du es häufiger wiederholst. Nur beobachten, was in und mit dir geschieht dadurch.

Allen einen beweglichen und bewegenden Merkurtag!

Nebelig ist es derzeit, wie Steffis Fotos heute belegen. Herzlichen Dank dafür!