Monthly Archives: November 2020

Lass dich verwirren! Hoffnung trägt

Wie unterschiedlich sind doch Morgen und Abend von ihrer Stimmung her! Das zeigen die heutigen Fotos von Steffi sehr anschaulich. Morgens ist das Licht wie ein Hoffnungsschimmer, das manchem ermöglicht, doch in den Tag zu starten, auch wenn die Nacht vielleicht kurz oder schwierig war. Nie ist die Dunkelheit schwerer zu ertragen als in der Zeitspanne vor dem ersten Licht. So ist es auch im Leben. Wenn Krisen heftig an einem nagen, ist der Zeitraum, bevor wir aus dem Chaos in die leise Ahnung einer Möglichkeit der Idee einer Zukunft hineingleiten, am schwersten auszuhalten. Lösungen sind noch nicht in Sicht, das Problem drückt immer schwerer und das kann oft ein Zeichen sein, wenn der Druck stark steigt, dass wir kurz vor einem Hoffnungsschimmer sind.

Hoffnung, sagte mir gestern jemand, sei ein mieser Lügner, der nicht halte, was er verspreche. Das sehe ich anders. Hoffnung ist nichts anderes als Hoffnung. Hoffnung verspricht keine Lösung, keinen Ausgang, kein „alles wird gut“. Hoffnung ist nur ein Stärkungsmittel, um in schweren Zeiten nicht allen Wind unter den Flügeln zu verlieren, sondern für einen gewissen Auftrieb zu sorgen, der notwendig ist, damit sich unser Geist in Richtung einer Lösung ausrichten kann. Deshalb ist Hoffnung kein Lügner, denn sie gibt keine Garantien, sie ist nicht mehr oder weniger als Hoffnung. Das reicht uns Menschen aus, um neue Kraft zu mobilisieren. Um in der allerletzten Gehirnwindung noch eine Idee auszugraben oder um etwas zu schaffen, was uns derzeit am meisten nutzen würde: die Erkenntnis, dass wir mit unseren bisherigen Tools Probleme selten noch langfristig lösen, sondern nur versuchen, zu große Löcher mit zu kleinen Fetzen abzudichten. Es braucht den großen Schritt.

Solange wir in Kleinkriegen und Grabenkämpfen darum streiten, den anderen von der Richtigkeit unserer Meinung zu überzeugen, sind wir maximal weit davon entfernt, unsere nicht so riesigen Energien besser zu bündeln, um auf einer anderen Ebene voranzuschreiten. Es wird nie mehr möglich sein, dass wir Menschen einander alle liebhaben, alles harmonisch finden und einander im tiefsten Herzen verstehen. Die Vielfalt ist oft nicht überbrückbar und wir ringen darum, diese Frage zu lösen, anstatt das Augenmerk woanders hinzulenken: Es geht nicht mehr darum, irgendwen von MEINER Wahrheit zu überzeugen, die genauso wenig wahr ist wie die anderer. Es geht darum, sich vom anderen durchaus verwirren zu lassen. Lösungen für die Fragestellungen und Herausforderungen der Zeit finden wir jenseits dieser Befindlichkeiten. Im Feld der Möglichkeiten, nicht im Feld der Schubladen, die wie Boxautos in einem kleinen Geviert versuchen, einander totzurasen. Hören wir auf, unsere Schubladen zu bewegen, sondern kommen wir aus selbigen und stellen wir uns ins Feld der Optionen. Aus Chaos entsteht Kreativität, erwachsen Lösungen wie Sonnenblumen. Dadurch kann Vielfalt Bereicherung sein; manches müssen wir als für uns nicht lösbar und inakzeptabel einfach stehen lassen. So, wie wir in einer Firma auch nicht die Kollegen lieben müssen, aber unsere gemeinsame Arbeit auf Respekt, Wertschätzung und Fachlich-Sachlichkeit basiseren darf und gut werden kann. Dann ist Vielfalt bereichernd, nicht angsteinflößend. Missionieren bindet Kraft, die keinem nutzt, nur schadet. Richten wir den Fokus auf die Gestaltung der Zukunft, nicht auf Gleichmacherei.

Freitag ist der Venus gewidmet, dem Planeten, der für Liebe steht. Es wird Zeit, dass wir uns daran erinnern, dass unser Lebenselixier Liebe ist in jedweder Form. Es gibt keine Ausrede für irgendwen von uns, denn so viele Möglichkeiten der Liebe gibt es, da ist für jeden was dabei 🙂

 

Danke an Stephanie für die zauberhafte Lichtstimmung am Morgen 🙂

Hört auf zu jammern!

Über von Chamissos Anti-Klagezeilen bin ich gestern gestolpert. Im Grunde passen sie hervorragend auf unsere Tage. Wenn wie beobachten, wie das Jahr gelaufen ist, sind sie perfekt. Im Januar sind wir frohgemut ins Jahr gestartet, gewillt, es zu einem außergewöhnlichen Jahr zu machen. Ich denke, das hat für die gesamte Welt funktioniert, wenn auch anders als vermutlich gemeint.

Im Februar war Corona ein Wort, das immer wieder auftauchte, im März war klar: das ist mehr als ein Wort. Wellen der Solidarität, des Gemeinschaftsgefühls, des „wir schaffen das“. Die Bundesregierung beschwor die Bürger, den Lockdown mitzutragen und so kamen alle durch die Wochen mit mehr oder weniger heftigen Blessuren, aber irgendwie in der Illusionsblase, das Thema wäre damit so gut wie durch. Der jetzige Lockdown, der milder von den Maßnahmen ist als der erste, ist allerdings ein anderes Kaliber, weil ihm der Charakter des „wir schaffen das jetzt!“ fehlt. Es dringt allmählich in die Köpfe vor, dass Viren weder durch Sonnenschein noch durch längst erkaltete Solidargedanken oder anderes verschwinden. Die Pandemie erreicht nun jeden, denn jetzt kennt jeder jemanden, der in Quarantäne war oder ist oder erkrankt ist, also ganz anders als das Gefühl im Frühjahr, als viele dachten, das hätte vielleicht keiner, weil man keinen kennt, der betroffen war.

Nun haben wir eine andere Faktenlage. Aus einem akuten Zustand, den wir „gemeinsam überstehen müssen“, ist etwas Chronisches geworden. Aus Solidarität erwuchsen Lager. Das Land ist gesplittet in Meinungen, Auffassungen, Theorien und gegenseitiges Asocialmediamobbing. Kann man machen. Nur – was gewinnen wir damit? Wie viel Hirnforschung brauchen wir noch, damit jeder versteht, dass jede Form von Hass, Auseinandersetzung, Ausgrenzung regelrecht das Gehirn am klaren Denken hindert und genau das erzeugt, was Menschen schadet? Wem nutzt Jammern? Der Jammerer hat wenig davon, weil sein Gehirn Jammerspuren fräst, die künftig die benutzte Datenautobahn sind, sprich – er vergiftet sich regelrecht selbst. Jammern nutzt den anderen nichts, denn sie werden runtergezogen und auch mit ihrem Gehirn geschieht das Gleiche: wir sind einem schleichenden Gift erlegen. Klagen und Jammern, Nölen und Quengeln, Verurteilen und Werten sind Geistestoxine. Sie vergiften unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln. Sie zerstören alles.

Was ist der Plan? Stoppt das Klagen. Stoppt das Jammern. Macht die Augen auf und unterstützt die Betriebe, die massiv betroffen sind, indem ihr Gutscheine kauft. Indem ihr dort bestellt und was abholt. Indem ihr euch meldet und Solidarität bekundet und fragt, ob es etwas gibt, was ihr tun könnt. Indem ihr Künstler bittet, für euch etwas zu malen, zu singen, zu gestalten. Indem ihr sie bittet, über die Technik, die wir inzwischen alle haben, zu euch heim ins Wohnzimmer zu kommen. Sie ermutigt, indem ihr Bücher, CDs, Kunstwerke aller Art kauft. Helft eurem Nachbarn, der einsam ist, denn Weihnachten wird schlimm für viele. Auch wenn es nicht möglich sein wird, Menschen einzuladen – ladet sie ein, virtuell mit euch Zeit zu verbringen mit Zooms und anderem. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sollten nicht am wichtigsten Knotenpunkt unseres Jahrhunderts als Generation Jammerlappen und Streithammel in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als die, die den Auftrag des Universums verstanden haben und Gesicht, Flagge, Haltung zeigen. WIR gestalten die Zukunft. Nie waren die Möglichkeiten besser, um Altes, was nicht mehr trägt, hinter sich zu lassen. Als Erstes wären das Hass, Jammern, negatives Denken, Mobbing, Sabotage, Unehrlichkeit, Dummheit, Schuldzuweisung und Wertung. Ich finde, das ist ein wackerer Plan für die nächsten Monate. Wer ist dabei?

Herzlichste Donnerstagsgrüße, der Tag ist Jupiter, dem Bringer des Frohsinns, gewidmet. Passt perfekt. Übrigens – Singen hilft. Nehmt Mantren oder „froh zu sein bedarf es wenig“. Test the best.

 

Sina zeigt uns den herbstlichen Weg. Überschreiten wir Brücken.

Singt! Singt!

Du musst nicht lange klagen, was dir alles wehe tut. Nur frisch, nur frisch gesungen und alles ist wieder gut.

Adelbert von Chamisso, 1781–1838

Katja schenkt uns diesen tollen Blick über das Nebelmeer.

Magie der Berufung

Gestern ging es beim Abendessen um eine bei uns beliebte Diskussionsfrage: Was ist Beruf, was ist Berufung? Auslöser war eine Aussage vom Tag, als jemand sagte, Berufung müsse doch etwas sein, das „groß“ sei. Irgendwie „der Oberhammer“. Da wäre es doch sicher so, dass man im Innersten wie geflasht von etwas sei, das einen von klein auf vorantreibe. Die dahinterstehende Frage war: Wie finde ich meine Berufung, wenn mich nichts „Großes“ ruft?

Vielleicht darf man mit ein paar Annahmen Schluss machen. Es ist keine Frage der „Größe“ der Aufgabe oder „der Berühmtheit“ oder was immer, um sich zu etwas berufen zu fühlen. Ich glaube, wenn wir das, was wir tun, aus vollstem Herzen lieben, egal, was das ist, sind wir berufen.

Beppo Straßenkehrer in Momo war berufen, Straßen zu kehren, denn er tat es mit Liebe, mit Sorgfalt und tiefstem meditativen Herzen. Andere Menschen pflegen alte oder kranke oder behinderte Menschen und sind dazu berufen. Es ist wenig spektakulär, jemanden zu füttern und für die Person, die gefüttert wird, lebenswichtig. Also – ist das dann groß? Es ist absolut lebenswichtig und wunderbar, wenn es achtsam und mit Geduld geschehen darf.

Wir wachen nicht eines Tages auf und „sind berufen“. Oft genug wachsen wir in unsere Berufungen hinein. Wir sind angekommen, wenn wir tun, was wir lieben. Wenn wir morgens aufstehen und unser „Ikigai“ ist präsent, der Grund, morgens aufzustehen. Es ist vollkommen egal, was wir tun, wenn es aus Liebe, Überzeugung, mit Freude geschieht. Es ist nicht notwendig, auf einen „Ruf“ zu warten. Da erscheint vermutlich keine gute Fee am Bett und schwingt funkensprühend einen Zauberstab und sagt: „Magic! Du bist dazu berufen, xy zu tun“.

Wie finden wir Berufung? Indem wir uns in die Stille begeben, denn nur dort hören wir die innere Stimme, die spricht. Sie ist sehr leise, wird den ganzen Tag überbrüllt vom Ego und seinen Dauerwünschen nach diesem und jenem. In der Stille finden wir die Freude und wenn wir der folgen, sind wir mitten auf dem Weg der Berufung. Den geh einfach. Schritt für Schritt. Wie Beppo Straßenkehrer. Und dann weißt du eines Tages – es ist genau das, was du schon immer machen wolltest. Und dann ist es mit einem Schlag groß. Herzensgroß. Magic.

 

Allen einen beweglichen und bewegenden Merkurtag.

Danke an Steffi für das Foto des Weges. Welchen möchtest DU gehen? So ganz aus tiefstem Herzen heraus ab sofort? Was hält dich davon ab? Wieso lässt du das zu?

Den Pfad gehen

Niemand rettet uns. Nur wir uns selbst. Niemand kann das und niemand sollte das. Wir müssen selbst den Pfad gehen.

Buddha

Den herbstlich umspielten Buddha hat Steffi entdeckt. Dankeschön!

Im Augenblick ist Ewigkeit

Erkenntnis ist nur der Trostpreis – wie oft sage ich diesen Satz. Klienten hören ihn, Schüler auch. Erkenntnis ist schön, wenn man sie denn hat. Doch nutzt alle Erkenntnis nichts, wenn wir nichts daraus machen. Es geht immer darum, aus einer Erkenntnis die notwendigen Handlungsimpulse abzuleiten und dann in einer feinen Teamarbeit zwischen Kopf, Herz und Bauch drei Buchstaben zu berücksichtigen: TUN.

Manchmal sind es Kleinigkeiten nur, die zu tun sind. Manchmal ergeben sich aus Kleinigkeiten hochumwälzende Dinge, bei denen dann kein Stein mehr auf dem anderen bleibt und sich alles verändert. So, als kaufe man ein neues Möbelstück und mit einem Mal fällt einem auf, wie unschön die Tapete ist, dann passt der Teppich nicht mehr dazu und irgendwann artet das in die Komplettsanierung des Hauses aus. Gelegentlich ist es das Beste, was man tun kann, gleich gründlich die Dinge zu verändern, anstatt über den Fleck an der Wand ein Bild zu hängen, bei dem man bei jedem Draufschauen WEISS, dass darunter ein Fleck ist.

So ist es derzeit in vielen Familien. Da hat sich in Jahrzehnten vieles angesammelt, fein unterm Teppich, und nun ploppen allseits viele Themen auf, ausgelöst durch das Jahr und seine Kraft. Wie alle Veränderungszeiten, in denen die Menschheit eingeladen ist, Quantensprünge für möglich zu halten, dürfen wir uns von vielem trennen, was nicht mehr in unser Leben passt – überkommenen Meinungen und Ansichten. Falschen Partnern. Berufen, die keine Berufung sind. Illusionen, denen wir uns keine Sekunde länger mehr hingeben können und wollen. Ehrlichkeit, Klarheit und Wahrheit, drei relativ unerbittliche Durchleuchter dunkler Ecken in unseren Herzen, unserer Seele und unserem Denken.

Wir steuern aufs Jahresende zu und auch wenn der Sonnenschein uns vorgaukelt, es sei noch restlicher Spätsommer – wir wissen, dass wir seit dem Monatsanfang in der dunklen Hälfte des Jahres sind, in der die Schleier zwischen den Welten durchlässig werden. Leben und Tod berühren sich eng und so geht es in den Praxisstunden oft um diese Fragen. Der Tod rückt näher in den Blick in diesem Jahr und so setzen sich endlich die Menschen ehrlicher und direkter mit diesem Thema auseinander. Jeder weiß um seine Endlichkeit, doch drängen wir das Thema gern sehr weit an den Rand, sourcen Krankheit, Behinderung und Sterbeprozesse aus in spezielle Einrichtungen, anstatt sie dahin zurückzubringen, wo sie hingehören: direkt in die Familie hinein. Wer den Kreislauf von Geborenwerden und Sterben manches Mal erlebt, steht anders in seiner Lebensrealität und weiß sich aufgehobener nicht nur in diesem großen Kreislauf, sondern auch in den Jahreszeiten und in jedem Tag, jeder Stunde, jedem Moment. Denn alles sind Fraktale der Ewigkeit, die einen schönen Blick durchs Kaleidoskop ergeben, wenn wir den Mut haben, ins Licht zu schauen.

Allen einen tatkräftigen Dienstag!

Den Farbrausch, den der Herbst 2020 jeden Tag in Fülle schenkt, hat Maike im Weinberg festgehalten. Danke.

Schön oder nützlich?

Man ist jung, so lange man sich für das Schöne begeistern kann und nicht zulässt, dass es vom Nützlichen erdrückt wird.

Jean Paul

Das Schöne in der Natur – heute mit einem wunderbaren Foto von Maike! Dankeschön und willkommen im Kreis der großartigen Fotografen hier auf der Seite.

Irgendwas ist immer

Gaius Plinius Secundus Maior ist vermutlich 23 oder 24 nach Christus in Como geboren und starb im Golf von Neapel im August 79, als er versuchte, während des Ausbruchs des Vesuvs Menschen zu retten. Er war ein Gelehrter, Offizier und Beamter und schuf ein umfangreiches Werk mit Beobachtungen zur Natur. Erstaunlich finde ich seine Haltung in dieser Zeit. Mit der römischen Besiedlung wurden viele Wälder gerodet, um Ackerbau und Viehzucht betreiben zu können, aus der einstigen Waldlandschaft Europas wurde die Kulturlandschaft. Viele Jahrhunderte gestalten am Antlitz der Erde mit und doch kaum je so intensiv wie in diesen Tagen.

Die Woche startet mit neuen Entwicklungen in Amerika. Da wir nicht dort leben, können wir uns sehr schwer ein Bild machen von den Verhältnissen dort und was das an Veränderungen mit sich bringt. Wir werden sehen.

Was viel wichtiger ist: Es bewegt sich immer etwas. Auch wenn uns die Pandemiesituation verfahren vorkommt und festgefressen in vielen Punkten, bewegt sich viel. Was lernen wir aus diesem Jahr? Dass Dinge komplex und vielschichtig sind. Dass die Welt von einem Tag auf den anderen eine vollkommen andere sein kann. Dass es nur zwei Sicherheiten gibt: Die Tatsache, dass alles, was lebt, stirbt und dass nichts bleibt, sondern sich alles permanent wandelt. In guten Tagen ist das unschön, in schlechten Tagen hoffungsvoll. Wir sehen, wenn wir denn hinschauen, dass wir uns mit Nebenkriegsschauplätzen jede Energie verpulvern, anstatt zu begreifen, dass Kommunikation der Zukunft bedeutet, die höchst unterschiedlichen Standpunkte diverser Menschen einfach stehen zu lassen, weil wir uns niemals mit manchen Dingen einverstanden erklären können, es aber für die Aufgaben des Planeten und der Menschheit an sich darauf ankommt, ÜBER diese Themen hinweg cokreativ Zukunft zu gestalten.

Wenn das die Lektion ist, die wir 2020 gelernt haben und nun auch den Wandel leben können, besteht in allem Hoffnung. Es braucht offene Herzen, wache Geister und liebevolle Hände!!

Allen einen wunderbaren Wochenstart!

 

Danke an Theresa für das entspannte Koalafoto!!

 

Was für ein Ende

Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?

Plinius der Ältere, 23–79

Ein wunderbares Stück Natur wurde der Obhut der Aboriginees zurückgegeben – Ayers Rock in Australien. Theresa hatte das Glück, dort noch wandern zu dürfen. Danke für dein Foto.

Gemeinsame Lösungen

Bewegung ist derzeit mehr als genug. Man könnte auch sagen: Wallung allenthalben. Schnell sind die Menschen derzeit auf 180 oder reagieren sehr empfindlich. Wie oft höre ich: Meine Nerven liegen blank. Es wird also höchste Eisenbahn, die Nerven wieder schön zu ummanteln, damit sie nicht dauernd Notfall funken müssen.

Die Welt ist so komplex, dass wir mit unserer bisherigen Einteilung in „gut“ und „schlecht“, „richtig“ und „falsch“, also schwarz oder weiß, nicht mehr durchkommen. Alles hat so viele Ebenen, dass manches eingeschätzt werden kann, anderes nicht. Im Klartext bedeutet das, dass wir mehr Informationen brauchen und mehr verschiedene Ansichten, damit wir uns eine eigene Ansicht bilden können im Wissen, dass wir sie vielleicht auch wieder verändern und anpassen müssen, wenn neue Erkenntnisse dazukommen. Am nächsten Tag ist man immer schon ein Stück schlauer.

Die Art der Informationsbeschaffung ist schwer, weil Wahrheit ein so kostbares Gut scheint, dass keiner mehr damit aufschlagen will. Schade. Fakten schenken Klarheit und wo Klarheit herrscht, kann das Schwarmwissen an Lösungen arbeiten. Unklarheit, Verwirrung und Schattenspielchen hingegen schüren Unmut, Rebellion, Widerstand. Oft entwickelt sich da Ungutes aus einer Angst heraus. Ein Tier, das man in eine Ecke drängt, beißt schneller zu. Viele von uns verhalten sich zur Zeit ein bisschen bissig oder im Tonfall unangemessen. Wir schlagen uns gern auf eine Seite und haben einen Standpunkt, ohne zu bedenken, dass das heute fast nicht mehr geht, wir brauchen eher eine Art Standfläche, die flexibel angepasst werden darf und muss. Damit wir mit so einer neuen Haltung klarkommen, brauchen wir Vertrauen. Vertrauen entsteht, weil wir etwas einschätzen können. Weil wir wissen, dass unser Gesprächspartner versucht, seine Meinung nach bestem Wissen und Gewissen darzutun. Weil unser Mitmensch empathisch und vor allem authentisch ist – dann vertraue ich. Dazu brauchen wir Werte und Tugenden. Ehrlichkeit, die Grundlage der Authentizität, ist so hochkostbar und so hilfreich. Je verwirrender die Zeiten, desto offener und ehrlicher, gradliniger und einladender sollte die Kommunikation sein, damit wir alle mit unserem verknüpften Wissen und unseren 80 Millionen Blickwinkeln in diesem Land gemeinsam Lösungen erarbeiten können, anstatt Schafherden von einer Ecke des eingezäunten Geländes zum anderen zu jagen.

Alle Menschen sollten daran interessiert sein, in Ruhe, Frieden, Freundlichkeit und Selbstverantwortung ein gutes Leben zu leben und dazu beizutragen, dass es der Gemeinschaft und dem Planeten gut geht. Das Problem liegt eher bei denen, die das nicht möchten, weil sie aus Angst sehr viel Profit machen können.

Deshalb ist jeder Einzelne in diesen Tagen aufgefordert, darüber nachzudenken: Wo bin ich authentisch? Wo raste ich aus und hau Meinungen raus, die vielleicht noch nicht final durchdacht sind? Wo brauche ich mehr Infos und wer kann sie mir geben? Verhalte ich mich selbst so, wie ich mir das von anderen wünsche? Was kann ich tun, damit ich mich so verhalte? Es beginnt immer bei MIR selbst. Meiner Art zu denken, zu sprechen, zu reden oder mich aufzubrezeln mit Agitation oder unwahren Thesen (die vielleicht nicht einmal absichtlich unwahr sind, sondern auf mangelnder Einsicht, Erkenntnis und Möglichkeiten des Faktenchecks beruhen).

Was ist zu tun? Werfen wir unser Wissen zusammen. Machen wir uns klar, dass alle Menschen sehr belastet sind aus ganz unterschiedlichen Gründen. Machen wir uns auch klar, dass wir Probleme nicht lösen, indem wir Angst füttern, sondern Vertrauen aufbauen. Alle helfen mit, wenn sie den Sinn von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen nachvollziehen können. Wer einen anderen um Hilfe bittet, bekommt eher etwas, als wenn man ihm befiehlt. Gegnerschaften wird es immer geben. Auch unlautere, unehrliche und gemeine Menschen. Aber eine Menge aufgeschlossener Menschen mit dem Wunsch, gute Lösungen gemeinsam zu erarbeiten und umzusetzen, sind eine gewaltige Kraft. Und liebevolle Menschen heben die Welt aus den Angeln und überwinden gemeinsam jede Krise. Es geht nur miteinander. Alles andere ist Krieg und da hat noch niemals jemand wahrhaft gewonnen, sondern alle verloren. Holen wir uns die Menschenwürde, den Respekt und das Hinlauschen auf das, was andere sagen, wieder in unser Leben. Jetzt. Sofort. Gehe nicht über Los und ziehe nicht 4000 Euro ein, sondern fang bei dir an. Jeder zählt, denn jedes Menschenleben ist bedeutsam. Danke.

Allen ein schönes Wochenende!

Die Spirale ist das Zeichen des Lebens – der Entwicklung, wenn sie nach außen dreht und des Zurückkehrens zum Ursprung allen Seins, wenn sie nach innen dreht. In Verbindung steht sie für das gesamte Leben, das sich entfaltet, wächst und wieder eingeht in den großen Kreislauf. Danke an Gabi für das Foto.

In Balance

Das Leben ist wie Fahrrad fahren, um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben.

Albert Einstein, 1879–1955

Die Steine in Balance hat Gabriele auf La Palma fotografiert (vor Jahren). Danke dir!

Was brauchst du gerade?

Lebe dem inneren Gesetz gemäß, nicht dem, was im Außen manche tun – Mark Aurel hat viele seiner Gedanken niedergeschrieben, obwohl er vermutlich nicht weniger zu tun hatte als Menschen heute. Er achtete jedoch auf einen Ausgleich zwischen otium und negotium, der Pflicht und dem Nichtstun, das er gern mit Nachdenken verbrachte.

Dem inneren Gesetz folgen – das ist nicht einfach. Am Morgen war ein Gespräch mit einer wunderbaren jungen Frau, die schon viel in die Welt gestellt hat, ein Sonnenscheinmensch, der nun studiert und Prüfungssorgen hat. Immer früher am Morgen steht sie auf, um fleißig zu lernen und sie hat sich alles versagt, was Freude macht. Der Tag beginnt am Schreibtisch und endet auch dort. Das, so haben wir heute festgestellt, entspricht nicht ihrem inneren Gesetz. Wer ein Nachtmensch ist und bestens lernen kann, wenn alles außen ruhig ist, sollte das tun, wenn es möglich ist. Wer frühs schon hellwach ist, sollte seine Hauptarbeit in diese Zeit legen. Pausen sind Nahrung fürs Gehirn, wenn wir nur reinstopfen, verwurstelt sich am Ende alles. Ein gutes Essen ist notwendig, denn wenn wir intensiv lernen und denken, brauchen wir sehr viel Energie. Wir werden krank, wenn wir lange gegen unseren inneren Rhythmus, ein Teil unseres inneren Gesetzes, agieren.

Gleiches gilt, wenn wir handeln müssen, obwohl wir nicht denken, dass das richtig ist in dem Moment. Wir tun dann Dinge, obwohl wir überzeugt sind, dass das nicht gut ist. Oft genug serviert uns das Leben postwendend die Quittung für unser Zuwiderhandeln.

Es ist oft klug, sich zuerst zu besinnen und zu spüren: was ist es, was jetzt gerade notwendig ist? Braucht es eine Pause? Braucht es Bewegung? Ein Mittagessen? Oder braucht es auch mal ein „jetzt ist genug geschludert, ich fange an!“

Nehmen wir unsere innere Stimme wieder wahr, bevor sie einmal sehr laut wird und uns mächtig Probleme bereiten kann. Achten wir auf Ausgleich von An- und Entspannung, von Über- und Unterforderung. Umgeben wir uns mit Menschen, die uns innerlich auch in diesen Fragen wachsen lassen und uns die Verantwortung an die Hand geben, unseren Rhythmus zu finden. Wer gegen die Rhythmen seiner Natur agiert, muss früher oder später die Rechnung dafür begleichen.

Allen einen freudvollen Venustag mit Herausforderungen, die anregen und Pausen, die runterfahren.

 

Das Kneippbecken ist toll, es ist in Oy-Mittelberg zu finden. Jeder sollte sowas Wunderbares in seiner Nähe haben. Das sind Pausen mit enormem Mehrwert für die Gesundheit.

Der Schlüssel zur Pforte

Für die von Proust beschriebene Situation gibt es den Begriff des Wu-Wei, oft übersetzt mit „Handeln durch Nichtstun“. Gemeint ist allerdings nicht, nichts zu tun. Gemeint ist, dass ich alles beigetragen habe, was mir zur Lösung eines Problems machbar und sinnig erschienen ist. Ich habe Fachleute zur Beratung hinzugezogen, das Schwarmwissen gebeten und mir den Kopf zerbrochen, vieles unternommen und ich bin an den Punkt: Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, keinen Plan und sehe keinerlei Weg aus dieser Situation. Dann lasse ich los. Übergebe es einer höheren Weisheit, weil meine nicht ausreicht. Das ist der Moment des vollkommenen Loslassens. Der absoluten Desillusionierung, der Enttäuschung im Sinne von „Ende der Täuschung, dass ich es lösen kann“. Ich lasse los. Ich merke, wie ich durchatme. Ich spüre, dass sich etwas verwandelt. Nicht ich atme, sondern es atmet mich. Ich schlafe eine Nacht darüber.

Das ist oft der Punkt, an dem sich das Blatt wenden kann. An dem Veränderung initiiert wird und Neues entstehen darf. Erst dann. Es hat die Erfahrung gebraucht, dass ich alles gegeben habe und es hat nicht gereicht. Dann MUSS ich ins Vertrauen gehen, kann ich losgehen und hoffen, dass irgendetwas meine Schritte lenkt. Da bemerke ich das Tor, von dem Proust spricht. Erst jetzt kann ich es sehen, erkennen, das Tor öffnen und durchgehen.

Wir erkennen in diesen Wochen: es gibt keine Daseinssicherung. Keine Lösung, die für alle gut ist. Kein Wunder. Also geben wir unser Bestes, was uns jeden Tag möglich ist, machen, was in unserer Macht steht, und alles andere lassen wir los. Jenseits der Wertungen, jenseits der Hoffnungen und ihrer Enttäuschungen, jenseits dessen, was wir gern gut oder schlecht nennen, ohne zu bemerken, dass die meisten Dinge und Themen viel komplexer sind als wir erkennen, ist ein Garten, wie Rumi schreibt. Dort treffen wir uns. DAS ist das Feld der Möglichkeiten, das wir erst dann betreten können, wenn wir uns unserer Begrenzungen bewusst geworden sind UND sie angenommen, akzeptiert, zugelassen haben. DAS erst ist der Schlüssel zu dieser Pforte.

Wir haben es in diesen Tagen sehr nötig, unser Bestes zu geben UND ins Vertrauen zu kommen, dass nicht nur wir Lösungen finden müssen, sondern das Feld sich dann zeigt, wenn wir aufhören zu erwarten, zu werten, zu wollen und uns gegenseitig zu zerstören. Erst dann sehen wir die Pforte, durch die dann hindurchzugehen sein wird.

Allen einen Tag voller Vertrauen. Voller Momente, in denen wir die vielen kleinen wunderbaren Momente des Alltags erkennen und als Seelennahrung mitnehmen dürfen. Wo kannst du heute deinem Mitmenschen ein Zeichen der Freude, der Wertschätzung schenken in diesen Zeiten? Jedes Lächeln erhellt die Welt und wärmt das Herz. Das eigene und das der anderen.

 

Wasser – faszinierend, wie es über Felsgestein perlt mitten im Wald. Sina hat das für uns im Bild festgehalten. Danke!