Monthly Archives: Juni 2020

Trauer und Leidenschaften

Unter allen Leidenschaften der Seele bringt die Traurigkeit am meisten Schaden für den Leib.

Thomas von Aquin, Summa theologiae 2/1. 37,4

Theresa hat diese herrliche Rosette auf dem Jakobsweg fotografiert. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

 

Waldbaden, Shinrin Yoku. Was derzeit sehr gehypt wird, ist eine uralte Erkenntnis, dass nämlich der Mensch an und in der Natur gesundet. Die Natur hat eine enorme ordnende Kraft, denn sie lebt in Rhythmen, was wir so gern ignorieren. Wir Menschen haben ganztags und notfalls nachts das Licht an und nehmen uns so den Wechsel zwischen schlaffördernden Hormonen und dem natürlichen Erwachen durch Morgenlicht. Wir heizen, wenns kalt ist und merken nicht mehr durch unsere Klimaanlagen, was wir draußen für ein Wetter haben. Wir haben uns abgetrennt von Rhythmen und Natur, als wären wir eine Spezies, die das nicht mehr nötig hat. Wer ohne Rhythmen lebt, kommt aus der Balance.

Das Jahr zeigt uns viele Lernfelder auf. Eines davon ist hoffentlich die Erkenntnis, wie schräg wir gegen unsere Rhythmen handeln, ohne dass uns das bewusst wird. Ich werde für einen 22-Uhr-Termin angefragt! Auf meine Nachfrage, ob das ein Schreibfehler ist, kommt – nein. Ich bin dann mit Homeoffice fertig, weil ich morgens erst um 11 Uhr aufstehe. Ach so, na dann, logisch! Glücklicherweise stehe ich, weil die Schwimmbäder noch dicht sind, auch später auf, nur bedeutet bei mir eine Stunde später als normal eben 5 Uhr und 22 Uhr ist für mich Nacht. Ich gehe davon aus, dass der arme Klient jemanden auftreibt, der das passend findet.

Das ist die Allzeitverfügbarkeit, die menschliche Allmachtsfantasie, der die Pandemie den krönenden Deckel des „ätschbätsch“ aufgesetzt hat. Wir können nicht alles, wie wir es wollen, wir biegen die Welt, die Natur und die Menschen nicht so hin, wie es uns passt, mal so, mal so, je nach Idee und Stimmung.

Wenn wir nicht wieder zu guten Rhythmen und dem Lauschen auf das, was uns durch das Leben selbst gesagt wird, zurückkehren, wird dieser Virus nicht das letzte Lernfeld gewesen sein, das uns bremsen soll.

Steffen nimmt uns mit dieser wunderbaren Aufnahme mit in einen erholsamen Wald. Tief einatmen nicht vergessen!

Selige Inseln

Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts als meiner seligen Insel.

Hyperion, Friedrich Hölderlin

Danke an Anne für das feine Inselfoto!

Mittwochs-Nachdenk-Input

 

Mit vielen unterschiedlichen Maßen wird derzeit gemessen. Persönlichkeitsentwicklung darf nicht stattfinden, berufsbildende Kurse schon. Im Supermarkt treffen Menschen aus vielen Haushalten aufeinander, daheim geht das nur mit Menschen aus einem anderen Haushalt. Die einen morden, die anderen knien.

Es fehlt vielen Menschen derzeit an Orientierung und Maßstäben, Werte genannt. Werte sind wie Bambusstäbe für eine junge Pflanze, wir brauchen sie, um daran zu wachsen, sie geben Halt, die Richtung vor und halten, wenn sich das junge Grün überschätzt im alleine Stehen. Menschen brauchen einen inneren Kompass, der sie auf ihrem Kurs hält, finden ihn jedoch oft nicht.

Egozentrik und Spaßkultur scheinen exponentiell mit dem Sonnenschein zu explodieren, Vernunft und freundliche Zurückhaltung werden als spießig ausgelacht. Man ist entweder heftig dafür oder dagegen. In jedem Fall hat man Unrecht, wobei keiner so genau definieren kann, was denn eigentlich richtig ist. Es geht in der Hauptsache um eine Meinung, auch wenn dahinter oft nur heiße Luft steckt oder weniger.

Ich finde, dass wir in diesem Sommer und der zweiten Jahreshälfte viel zu lernen haben. Vor allem das, was uns selbst immer wieder aufrichten kann, wonach wir uns selbst immer wieder orientieren möchten, um im Chaos des Außen in innerer Ruhe zu sein. Innere Stabilität, Sicherheit, Werte, Orientierung und Kompass vermitteln unsere Kurse und Ausbildungen, in denen wir Menschen fit machen, andere gut in Krisen zu begleiten. Das kann ich nur leisten, wenn ich eine erprobte Selbstführung habe und darin trainiert bin, in den Extremen des Lebens immer wieder in eine stabile, flexible Mitte und Freundlichkeit mir selbst und anderen gegenüber zu kommen. Das geht nicht im Lärm und mit Krawumm, dazu braucht es Stille, Achtsamkeit und die Bereitschaft, das irrlichterlierende Ego einzuladen, sich zu einer ruhigen Kraft zu verwandeln, die stützt und trägt, nicht quengelt und dauernd Nervenkitzel fordert. Ein spannender Prozess ist das und kein einfacher, aber der, der uns in die Zukunft tragen kann.

Allen einen beweglichen Merkurtag.

Die Schafe auf dem Deich hat Sigrid entdeckt. Dankeschön!

Morgenrot

Dem Morgenrot einer neuen Idee geht es wie dem Morgenrot überhaupt – die meisten Menschen findet es schlafend.

Peter Sirius, 1858 – 1913

Sigrid hat für uns am Strand die Drachen fotografiert. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Volle Tage. Auf den Straßen. In den Nachrichten mit Szenarien grauenhafter Art in vielerlei Hinsicht. Mit Gesprächen und Planungen, Aktionen und Gartengießen.

Out of the box ist das Denken der Zukunft. Die letzten Abende konnten wir spannende Querdenkermomente erleben, visionäre Menschen, die gegen den Strich gebürstet sind. Hoch angenehm, mit Menschen am Tisch zu sitzen (und köstlichst bewirtet zu werden, DANKE) und die Gedanken frei laufen lassen zu können, weil die Atmosphäre entsprechend ist. Auch zuhause waren die Tage spannend, neue Projekte sind jetzt fixiert und können umgesetzt werden. Nun geht die Umsetzungszeit los. Das ist so spannend wie Ideen bebrüten.

Ich bin bekennender Seminarfreak, die Planung und Entwicklung von Kursen ist mein absolutes Hobby. Der begrenzende Faktor liegt in vier Wochenenden pro Monat. Die letzten Wochen habe ich mit Beobachten, Hinhören, Erkenntnissen verbracht und die werden jetzt in die neuen Themenkreise einfließen. Dazu brauche ich eine Zeit des Rückzugs und der war nun naturgegeben vorhanden, insofern nützlich. Tief konnte ich eintauchen in das, was die Menschen in diesen Wochen bewegt hat.

Ich hoffe, dass es nicht so wird wie bei einer fieberhaften Erkrankung. Während der hochfieberhaften Phase schwört sich der Patient, künftig gesund zu leben, Sport zu treiben, viel zu schlafen etc. pp. und kaum genesen, ist das alles „vergessen“ und der Körper fühlt sich nicht zu Unrecht ein wenig gefoppt (was er sich übrigens merkt und zwar lebenslang). Ich bin gespannt, was die Menschheit von diesem „Infekt“ mitnehmen wird oder ob wir dem Irrsinn folgen, den ich am Wochenende in vielen Formen in den Medien gesehen habe. Mir war ein anderer Weg die letzten Wochen hilfreicher und die Anregung verdanke ich, wie oft im Leben, Mark Aurel: „Blicke in dich. In deinem Inneren ist eine Quelle, die nie versiegt, wenn du nur zu graben verstehst.“

Allen einen guten Marstag heute mit einem kleinen Froschgruß vom Mühlstein im Garten.

Vom Wollen und Können

Wer nicht kann, was er will, muss das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht.

Leonardo da Vinci

Diese Rose in unserem Garten ist nach Leonardo da Vinci benannt.