Monthly Archives: Mai 2020

Mittwochs-Nachdenk-Input

Steffi hat mir das tolle Morgenfoto geschickt (DANKE!), weil ich im Kurs gesagt habe, wie sehr wir Menschen unbewusst geprägt werden durch unsere Umgebung, ob uns das bewusst ist oder nicht. Ich bezog es auf die Kirchenglocken, die wir in Europa überall läuten hören, oft viele Male am Tag und meistens unbemerkt. Wenn in der Karwoche die Glocken schweigen, erkennen wir nur, dass etwas fehlt, können aber oft nicht benennen, was.

Unsere Umwelt prägt uns immer. Die Landschaft, in der wir aufwachsen, hat tiefen Einfluss auf unser Denken, unser Fühlen und durch die Dialekte auf unsere Sprache, es heißt nicht umsonst Muttersprache. Die Zeit, in der wir leben, setzt unserem Denken seinen Stempel auf.

Ich bin 18 Jahre nach Kriegsende geboren, das ist kein riesiger Zeitraum, bin mit RAF-Terrorismus, dem Kalten Krieg, der Zweiteilung der Welt und der Mauer aufgewachsen. Im Geburtsjahr unserer älteren Tochter ist diese Mauer gefallen, haben die Scorpions mit Wind of Change den Soundtrack für einen Zukunftstraum von einer friedlichen Welt geschrieben – ein Stoppschild der Menschheitsentwicklung von vielen, das wir übersehen haben, so wie die Autobahnsperrung in der Ölkrise und den Bericht des Club of Rome.

Es gab viele Momente des Schocks, Tschernobyl zum Beispiel, den sauren Regen, das Sterben der Wälder, die Brände weltweit. Jetzt ein Virus und Entwicklungen, die mich traurig machen. Zuerst eine Welle der Solidarität, das Pflegepersonal wurde beklatscht und besungen, alle blieben fein daheim. Inzwischen ist die Solidarität verschwunden, das Pflegepersonal schuftet unbesungen weiter, das Volk, kurz im Leid vereint (erschreckend, wie das immer funktioniert, da ist man dann „ein Mann“) spaltet sich in Lager und bekämpft sich rhetorisch und in einer Art Nachcorona-„Straßenkampf“ mit dem Slogan „Grundgesetz gegen Polizei und Ähnlichem“. Wir gehören alle einer Partei an – wir sind MENSCHEN. Sonst nichts.

Ich halte sehr viel von Wahrheit und Fakten, Aufklärung und Klarheit, Aufarbeitung von Missständen und Veränderungen. Sie setzen für meinen Geschmack Ruhe voraus. Kenntnis von Fakten. Gespräch, Austausch und sehr viel Mut zum Eingeständnis von Fehlern, falschen Interpretationen und Problemen. Mit den derzeitigen Verhaltensweisen bewirken wir vor allem eines – es wird wieder nicht das Weltproblem angepackt, das der Lockdown nahezu auf dem Silbertablett angeboten hat, weil die ganze Welt betroffen und aufnahmebereit war. Jetzt fragmentieren wir lagerbildend und verlieren dabei aus dem Blick, dass die Aufgabe der Zeit heißt: Aufwachen. Erkennen. Gestalten. Global und bis ins einzelne Herz. Ich möchte nicht in eine Vorstellung gehen, was die Erde, die es noch immer gut mit uns meint, als nächstes Stoppschild einsetzt.

Nutzen wir den Mittwoch, um die aufgebrachten Gemüter aller Seiten zu beruhigen. Es geht jetzt ausnahmsweise fernab der Egozentrik und Persönlichkeitsrechte um den gesamten Globus. Richten wir unsere Energie lieber darauf, das gilt für alle, die Entscheidungen treffen müssen für Gemeinschaften. Die Bausteine der Gemeinschaften, also jeder Einzelne, richte sein Augenmerk darauf, sich selbst neu einzumitten, seine Umgebung im Auge zu haben und zu helfen, wo es nötig ist, Bewusstheit zu schärfen und in seinem Umfeld den Frieden zu installieren, der „für und von oben“ gefordert wird. Jede Veränderung beginnt stets bei mir, sie ist nicht mit Forderungen im Außen verbunden. Es ist ein Prozess in der Stille, im Herzen und vor allem in der Verbindung zwischen Bauch, Herz und Gehirn. Etwas mehr Deltazustand in den Gehir

Dienstags-Nachdenk-Input

Den Felsen in der Brandung suchen wir in diesen Tagen. Etwas, das Beständigkeit, Sicherheit und Gelassenheit ausstrahlt, wenn im Außen viel Wallung herrscht, zahllose Widersprüche auftreten, die man sich noch nicht erklären kann.

Wir sind das Abarbeiten von to do-Listen gewohnt. Wir machen Pläne, wie Tage zu laufen haben, was wir wann wie erledigen wollen, geben den Punkten Prioritäten, entscheiden, ob wir das selbst machen oder delegieren. Bisher.

Jetzt sind viele im Homeoffice auf sich gestellt. Andere dürfen sich neu erfinden (wer weiß, ob das nicht eine unglaubliche Möglichkeit ist!) und wir begreifen: es geht nicht um to do. Es geht um to be, um das Sein.

Die Geschäftigkeit, die uns vom eigentlichen Leben ablenkt, ist runtergefahren, bei manchen rauf. Noch wichtiger wird die Erkenntnis des Seins. Es kommt nicht darauf an, welche Listen wir abarbeiten, sondern ob wir am Abend einen gut gelebten Tag hinter uns gebracht haben. Was ist ein gut gelebter Tag?

Einer, an dem ich bin. An dem ich mir Zeit für die Stille genommen habe, in der mein Unruhegeist zur Ruhe kommt. An dem ich meine Werte überprüft und meine Vision gefüllt habe mit Leben. An dem ich Korrekturen der Route vorgenommen habe, wenn es nötig war. An dem ich vielleicht eine Vision in die Tonne klopfen musste, weil ich erkannt habe, dass sie nicht taugt. Das sind harte Tage, an denen wir massive Kurswechsel vornehmen, und gute zugleich, weil Enttäuschung oft „Ende einer Täuschung“ meint. Es kommt nicht darauf an, wie viele Punkte ich erledigt habe, sondern ob ich das getan habe, was an diesem Tag wichtig, richtig und notwendig war.

Hatte ich Zeit für Literatur und Kunst? Für gesegnete Mahlzeiten? Für frische Luft und Bewegung? Für die Orientierung an Idealen? Woran habe ich mich heute aufgerichtet oder bin ich gebückt im Hamsterrädchen der Selbstillusion gerannt? Wie oft gelang es mir, in meine Mitte zu kommen oder war der Tag so, dass ich permanent „außer mir“ war im wahrsten Sinne des Wortes? Habe ich mich erwärmt, begeistert für etwas, oder mich mit Dingen befasst, die so „cool“ sind, dass mir der „Hintern auf Grundeis“ geht, mir gar daran etwas vorbeigeht?

Worauf du deinen Fokus richtest, das wächst. Wähle weise. Wenn du (noch) nicht wählen kannst, atme. Die Dinge zeigen sich zur richtigen Zeit.

Allen einen tatkräftigen Dienstag. Tun macht Sinn, wenn wir es mit Bewusstheit tun. Sinnfreies Gekaspere können wir probeweise bleiben lassen und schauen, ob uns dadurch etwas abgeht oder ob die durch Verzicht darauf freigewordene Zeit nicht ein Geschenk für unsere Seelenruhe, den Seelenfrieden sein könnte.

Das Pfingstrosenfoto hat Silke gemacht, Dankeschön. Meine erste Pfingstrose im Garten hat sich entschieden, dem Regen zu trotzen und setzt ein farblich knalliges Signal passend zum Tag.

Fels sein

Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen. Er bleibt stehen, und rings um ihn legen sich die angeschwollenen Gewässer.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen

Diesen Fluss hat Theresa auf dem Jakobsweg 2019 fotografiert. Vielen Dank, dass wir mit dir so viel verreisen dürfen!

Montags-Nachdenk-Input

Manchmal ist eine Rose wichtiger als ein Stück Brot, so das Zitat von Rilke. Wohl wahr. Es gibt Momente, in denen muss man dem Gegenüber das Brot geben, so, wie Sterntaler seine Sachen hergibt, ganz im Vertrauen darauf, dass es gut werden wird. Und manches Mal braucht es die Rose, die als Symbol für vieles stehen kann – für ein Lächeln, eine hilfreiche Hand und die Stärkung, die man durch etwas Wunderschönes und Ästhetisches erfahren kann wie vor einem Gemälde, das einen tief berührt, einer Skulptur, die man wie Berninis Bildwerke von zig Seiten betrachten und neue Aspekte der Erzählung erleben kann, in einem Bau, der durch seine Harmonie innerlich aufrichten kann.

Entscheidend ist zu erkennen, was jemand gerade braucht – das Brot oder die Rose. Im Idealfall haben wir das Brot dabei und ein Gartenblümchen steht in einer kleinen Vase mit auf dem Tablett. Es muss dann nicht gleich die Königin der Blumen sein, ein Gänseblümchen erfreut ebenso wie der Anblick einer orangefarbenen Ringelblumenblüte. Schönheit finden wir in diesen Tagen an allen Ecken. Kunstvoll gestaltete Vogelnester. Betörenden Fliederduft. Grünvielfalt der Blätter. Am Samstag bin ich durch eine Kastanienallee gefahren. Ich kam mir vor wie in einem Dom. Königen gleich säumten die uralten Baumriesen mit ihren weißen und rosafarbenen Kerzen den Weg. Es war so erhebend und beeindruckend! Das habe ich froh mitgenommen in den Tag.

Da habe ich wieder erlebt, dass Kunst und Schönheit für unsere Seele eine Form der Nahrung sind wie das Brot für den Körper. Sorgen wir dafür, dass Seele, Geist und Körper bekommen, was sie nährt und in einer guten Balance hält. Ohne gute Literatur, Musik, Kunst in jeder Form verhungern Seele und Geist. Wie dankbar bin ich, dass mir oft von irgendeiner Seite her eine Rose in Form eines bewegenden Buchs, eines Musikstücks, einer Postkarte mit einem Kunstwerk darauf zukommt. In solchen Tagen brauchen wir diese Nahrung!

Da mich mehrere Menschen angesprochen haben, wo sie nochmal den geschützten Ort mit und ohne Goldkugel finden: Auf unserer Homepage Seelengarten – Klienteninformation herunterscrollen bis Seitenende, da findet ihr die Audios und Videos dazu. Hier der Link: https://www.seelengarten-krokauer.de/klienteninfo/

Allen einen guten Start in die neue Woche mit vielen weiteren Lockerungen, mit denen wir hoffentlich auf gute Weise umgehen werden. Bleibt besonnen.

Danke an Manuela auch für das Foto des aufbrechenden Mohns, der seine zerknitterten Blüten, der Cistrose gleich, in die Wind hält und mit seinen Mohnfreunden ein Papaver-Palaver beginnt.

Rosen und Brot

Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.

Rainer Maria Rilke

Für alle, die gerade eine Rose brauchen – Manuela hat ein besonders schönes Exemplar fotografiert. Danke. Sie ist für euch!

Wochenend-Nachdenk-Input

Was für eine Aussage von Camus: „Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.“ Ist uns bewusst, dass wir zu jeder Sekunde unseres Lebens dafür verantwortlich sind, unsere 24 Stunden des Tages mit dem zu füllen, was wichtig ist? Was für eine Freude zu lesen, man sei eine grenzenlose Chance. So viele Menschen beklagen ein schlechtes Selbstwertgefühl, halten sich für wertlos. Camus sagt es klar: Du bist eine grenzenlose Chance. Die Chance an sich, egal wie groß sie ist, nutzt dir nur, wenn sie auch ergriffen wird. Viktor Frankl, der Sinnsucher, stellte fest, dass es darum immer geht und alle großen Fragen, die der Mensch im tiefsten Herzensgrund bewegt, metaphysische seien, also letztlich die Urfragen: Wer bin ich? So komme ich her? Wo gehe ich hin?

Vorausgesetzt wir haben verstanden, dass Leben immer nur in diesem Moment stattfindet, wir permanent die Möglichkeit haben, zu gestalten. Vergangenes ist vorbei. Es ist weise, daraus die Quintessenz mitzunehmen und aus Fehlern zu lernen, aber keinen, die schlimme Vergangenheit aus Dauerschleife im Kopf zu reproduzieren oder die glorreichen Tage zu wiederholen. Es kann klug sein, Zukunft vorzubereiten, aber nur, wenn wir gewahr bleiben, dass sich in Sekundenbruchteilen neue Zukünfte ergeben, alles über den Haufen geworfen werden kann. Leben ist jetzt. Jetzt kann ich die Chance nutzen und mit Novalis fragen: Wo gehen wir hin? Immer nach Hause. Ich betrachte das geistig.

Solange ich hier in meinem Körper stecke, habe ich die Verantwortung, aus meinem Tagesgeschenk von 24 Stunden das Bestmögliche zu machen. Ich bin verantwortlich für mein Denken, Fühlen und Handeln, das kann ich keinem in die Schuhe schieben. Chance nutzen bedeutet für mich, möglichst frei von Vergangenheit und Zukunft dankbar in jeder Sekunde zu sein für das Geschenk, sie zu erleben und die Möglichkeit, anderen Menschen das Leben durch meine Arbeit zu erleichtern, sie zum Lachen zu bringen, an ihrer Seite zu sein, wenn sie gerade keinen Weg mehr sehen.

Das Leben ist ein bewegter Fluss. Ich kann mich dagegen wehren, ich kann aber auch begreifen, dass lebendige Wesen nie gleich sind, alles sich wandelt und lernen, mit meinem eigenen Fluss die Welt zu erkunden. Letztlich münden wir ins Meer. Weshalb sollte ich Angst vor der Zukunft haben, wenn das sicher ist? Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nicht linear, für mich sind es Möglichkeiten des Gleichzeitigen jenseits von Raum und Zeit. Wir wählen Zukunft durch die Entscheidungen, die wir im Jetzt treffen und sie basieren zu oft auf Vergangenem. Freiheit ist im Feld jenseits dieses Feldes, sie liegt im Möglichkeitenfeld, mit dem wir geboren werden.

Es liegt an uns, die Reise so sinnstiftend, freundlich, liebevoll und stärkend zu gestalten, wie es in jedem einzelnen Moment möglich ist. Manchmal ist es groß, was geht und manchmal ist es nur das Überleben von einem Atemzug zum nächsten. Nur dieser eine Atemzug zählt.

Allen ein chancenreiches Wochenende im Bewusstsein des Geschenks, das uns täglich unsere 24 Stunden machen.

Theresa hat das Foto auf dem Jakobsweg 2019 aufgenommen. Vielen Dank.

Chancen

Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.

Albert Camus

Silke hat diesen Maiglöckchengruß fotografiert. Vielen Dank!

Freitags-Nachdenk-Input

Freitag, Venustag. Das zugeordnete Metall ist Kupfer, es leitet die Wärme sehr rasch. Der Laut des Tages ist das A, ein erstaunlicher Laut. Er ist mit unserem Staunen verbunden und, wie die Form des Buchstabens zeigen kann, damit, dass wir stabil mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, uns mit der Erde verbinden und gut einmitten, damit von oben Kraft kommen kann. Jeder Strom erzeugt einen Gegenstrom. Wenn wir uns mit dem Boden verwurzeln, öffnen wir zugleich das Herz nach oben. Der Mensch ist das einzige aufrecht gehende Wesen, das die Hände frei hat, um die Welt zu begreifen, was man am Säugling wunderbar sehen kann, wenn er beginnt zu verstehen, dass die Hände und Finger zu ihm gehören und man damit etwas anfassen, be-greifen kann. Und wir lernen, loszulassen, denn wenn wir etwas Neues ergreifen wollen, brauchen wir freie Hand.

So ist es im übertragenen Sinne auch. Loslassen von Vorstellungen, die uns nicht gut tut – hoffen wir, dass viele das in den vergangenen Wochen getan haben. Dass sie ihre „Freundes“listen durchgesehen, ihre Energievampire identifiziert und ihre wahrhaft nährenden Beziehungen (für beide Seiten!) gestärkt haben. Begreifen – dass Dinge geschehen, die nicht in unserer Macht liegen und wir Verhaltensweisen verändern müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Hoffen wir, dass wir das nicht nur auf unseren privaten Bereich beziehen, sondern verstehen, dass es insgesamt einen anderen Umgang mit „außen“ und „innen“ braucht, denn wir können nur dann gut leben (nicht im Sinne einer Wertung, sondern im Sinne von „was wir brauchen ist verfügbar“), wenn wir für ein gutes Außen sorgen, sprich einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Welt, mit dem, was wir entscheiden im Hinblick auf Warenströme, Handel/Wirtschaft, Bildung, Umweltschutz. Vielleicht haben manche bemerkt, dass wir nicht wirklich viel brauchen, sondern zu viel haben. Mögen wir Konsequenzen daraus ziehen.

Freiheit kann man einschränken, dann aber verbunden mit Angstlosigkeit. Basierend auf Vernunft kann man sich in vielem anders verhalten, nicht jedoch, wenn das System angstgesteuert ist, dann treiben wir Schafe durchs Land als schlechter Hirte. Menschen können unglaublich viel geben, leisten und verstehen, wenn man Probleme angemessen darstellt. Es steht jedem gut zu Gesicht, wenn er zugeben kann: ich weiß das nicht. Ich kann es noch nicht einschätzen, wir müssen beobachten und versuchen, was das Beste ist. Das ist ehrlich, denn wir wissen wirklich oft nicht viel, die Welt ist zu komplex. Wer Menschen Angst einjagt, verhält sich unmenschlich. Es geht immer um das Stärken, um offene Kommunikation, um das Ringen darum, was richtig sein könnte in einer ganz unbekannten Situation.

Ich habe viel gelernt in diesen Wochen. Ich habe mich intensiv geprüft, meine Werte überdacht, die Chance zur Fortbildung genutzt und einige Positionen verschoben, der Meditation und Stille mehr Raum gegeben und war entsetzt über das Gelärm der Welt. Ich habe sehr genau beobachtet und wir haben intensive Gespräche mit vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft geführt, die uns alle ihre Sicht der Dinge dargelegt und wir verstanden haben: Aus A folgt nicht B, es gibt viel dazwischen. Nicht neu, aber neu gesehen und tiefer begriffen.

Wir wünschen allen, dass sie die Erfahrung gemacht haben oder machen, dass es um Vertrauen geht. Zunächst beginnt es bei mir – vertraue ich mir? Traue ich mir etwas zu? Traue ich mich zu wachsen, mich zu positionieren, zu lernen, zuzugeben, dass auch ich rat- und hilflos bin immer wieder, es aber eine Tür zum Wachsen ist? Wenn ich mir selbst vertraue, entsteht ZuMUTung, ich mute mir etwas zu, verlasse alte Komfortzonen und betrete Abenteuerland.

Allen einen liebevollen Venustag und Mut zum Mut!

Danke an Dieter für das einladende Bankfoto mit Kastanientraum darüber.

Veilchenduft

Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel,
Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch große Dinge,
dich zu preisen, Frühlingstag!

Ludwig Uhland

Das blaue Blümchen dazu grüßt vom Waldboden.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Brücken bauen statt Mauern – oft fällt uns das schwer. In den letzten Wochen haben wir zwischen uns viele Mauern hochgezogen, Schutzmauern vor Viren, die übertragen werden durch Kontakt, aber auch andere. Viele andere und viele, die erschreckt haben.

Die Zwangspause war vieles: Die einen waren glücklich, dass von außen eine Notbremse gezogen wurde, weil sie ihren galoppierenden Lebenswagen alleine nicht mehr anhalten konnten. Die anderen betrachteten das erstmal als lange Osterferien. Andere genossen es, morgens eine halbe Stunde mindestens länger zu schlafen, weil der Weg zur Arbeit flachfiel. Es gab Wellen in diesem Lockdown. Ferienfeeling, Angst vor Ansteckung, vor Tod, Angst um die Arbeit, massiver Hass wegen der fehlenden Einschätzmöglichkeit und mangelnder Fakten, Videos in alle Richtungen, die Angst bedient haben, Hass bedient haben, Wut, Einsamkeit. Es gab Wellen der Hilfsbereitschaft, des füreinander da seins. Momente der Erkenntnis, wer wirklich wichtig ist. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Nachtischspecial, das heißt „von ällem ebbes“ und meint: Bunt gemischt von jedem ein bisschen. So waren die letzten Wochen.

Am Nachmittag wird die Kanzlerin ein weiteres Statement abgeben, nachdem wir gestern schon politische Entscheidungen erlebt haben. Davon wird abhängen, wann wir unsere Schule wieder öffnen können und unter welchen Konditionen. Wir haben Schüler aus vielen Bundesländern, die mit den lockereren Sitten tun sich schwer, wenn hier alles dicht bleibt. Interessant, dass der Virus offenbar auf Ländergrenzen reagiert und auf politische Entscheidungen. Sehr kybernetisch. Ein beobachtetes Teilchen verhält sich anders als ein unbeobachtetes. Jetzt habe ich das endlich mal wirklich gesehen.

Nach wie vor ist mein Wunsch der, Bücken zwischen den Menschen zu bauen. Verständnis aufzubringen für die Vielfalt der Meinungen, der Ängste, der Fakten. Wir brauchen Klarheit, wo sie möglich ist. Wir brauchen Regeln, damit das Zusammenleben funktioniert. Wir haben gesehen, dass es nicht viel braucht, um die gesamte Welt in eine Schockstarre zu bringen. Deshalb erweitere ich den Wunsch um Besonnenheit, Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit gegen Leichtsinn und Borniertheit und in der Hoffnung auf Freundlichkeit im Umgang. Wahren wir weiterhin die Vielfalt und hüten unser Herzensfeuer, damit der Hass nicht Flammen schlägt, sondern die Liebe uns wärmen kann.

Allen einen freundlichen und leichten Donnerstag mit viel Hoffnung auf gute Wege und viel, viel, viel Gelassenheit Dingen gegenüber, die wir erstmal seltsam finden. Bleiben wir achtsam, wach und herzlich.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Die Woche ist mit einem krassen Schwall an Herausforderungen gestartet. Offenbar ist eine Menge an neuen Energien unterwegs. Das könnten wir einfach mal positiv nehmen und sagen – wo so viel Wallung entstehen kann, ist genug Kraft vorhanden. Die Challenge wäre, diese Kraft zum Guten einzusetzen. Gestern bekam ich gleich mehrere Mails von Menschen, die in den nächsten Monaten ihre Arbeit und damit den Boden ihrer Existenz verlieren. Spannend daran fand ich, dass es Menschen waren, die vor einiger Zeit gesagt haben, dass sie gern mal andere Dinge im Leben probieren würden, sich das aber nicht zutrauen. Vielleicht können sie nun den Mut fassen, das bisher nicht Gewagte anzugehen, auch wenn das sicher nicht so geplant war. Unverhofft kommt oft. Gelegentlich erfolgt die Erfüllung der Wünsche, auch wenn sie mancher das ganz anders vorgestellt hat. Deshalb sollte man immer klug wünschen.

Es sind herausfordernde Zeiten, sie sind jedoch auch spannend, denn wir gestalten jetzt vieles neu. Für die Menschen, die diese Woche ihre Geschäfte wieder eröffnen konnten, geht jetzt die Aufholjagd nicht gemachter Umsätze los (was nicht funktionieren kann), alles auf „normal“ in Missachtung der Tatsache, dass es kein neues „normal“ gibt. Für ein Interview wurde ich gefragt, was ich aus der Krise mitnehme. Ich habe gesagt, die Chance, in die not-wendige Stille zu gehen und sich ehrlich mit der Frage zu konfrontieren: Wer bin ich? Was brauche ich wirklich? Wofür brenne ich wahrhaft? Was ist also der Weg, der nun einzuschlagen ist?

Darum geht es. Nicht um den Versuch, etwas „nach- oder aufzuholen“, da anzuknüpfen, wo wir vor Corona aufgehört haben. Sondern die Zäsur in der Menschheitsgeschichte endlich wahrzunehmen, bevor wir im Hamsterrad erneut drinhängen und das arme Weltenschicksal sich einen Kopf machen muss, warum die Menschheit denn den nächsten und dann deutlich krasseren Schlag braucht, um den Ruf der Stunde zu vernehmen. Sonst wird Corona nicht nur eine Menge an Toten hinterlassen, sondern einen geistig-seelischen Kollateralschaden ungeahnten Ausmaßes in Bezug auf die Entwicklung der Menschheit.

Also: Was ist dein Beitrag für eine bessere, neue, gute und vor allem freundliche Welt? Wo möchtest du dich in der Zukunft positionieren? Wie gestaltest du die Welt so mit, dass sie der bestmögliche Ort wird? Welche deiner egozentrischen Tendenzen kannst du in eine schöpferische Kraft für ein neues WIR umwandeln?

Allen einen beweglichen und wendigen Merkurtag. Nutzen wir ihn, um unseren Sinn neu auszurichten und die Kompassnadel nicht wieder Richtung Egozentrik und Gier zu stellen.

 

Das Schneeballfoto hat Sigrid gemacht, ich danke dir sehr!

Dienstags-Nachdenk-Input

Der Beruf des Heilpraktikers, vielen lange ein massiver Dorn im Auge, soll abgeschafft werden, mal so eben im Rahmen des generellen Chaos, da fällt das gar nicht so auf. Das Thema ist emotional hoch belastet, da prallen ein paar Welten aufeinander: die der Schulmedizin und die der alternativen Heilweisen. Die der Menschen, die ihr Fach lange Jahre studiert, viele Stunden heftigste Dienste absolviert haben, dann oft den Facharzt abermals lange Jahre draufgesetzt haben, ehe sie in ihren Beruf eingestiegen sind, contra die, die das „alles nachgeworfen bekommen haben“ aus Sicht der Mediziner. Es ist von Quacksalbern die Rede, „örtlichen Laienheilern“, man liest von unsachgemäßer Behandlung mit Todesfolge und noch viel mehr.

Erstmal gilt: Ein Arzt ist ein Arzt. Er hat lange studiert, sehr viel gelernt und sich fortgebildet. Er behandelt seine Patienten nach bestem Wissen und Gewissen und er ist in der Regel gründlich schulmedizinisch ausgebildet plus sein Facharztwissen und diverse Fortbildungen. Ein Heilpraktiker hat in aller Regel an einer entsprechenden Schule seine Ausbildung gemacht, wenn er sektorialer Heilpraktiker ist ebenfalls. Dann hat er sich einer schriftlichen und mündlichen Prüfung am Gesundheitsamt unterzogen. Zudem muss auch der Heilpraktiker, ob sektorial (also auf bestimmte Gebiete beschränkt wie z.B. Psychotherapie) oder nicht, eine entsprechende Therapeutenausbildung absolvieren, die in aller Regel mehrjährig ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie nicht unbedingt im schulmedizinischen Bereich angesiedelt sein muss, es aber sein kann. Auch hier werden Prüfungen verlangt, Facharbeiten geschrieben. Meistens sind die angehenden HPs nicht direkt nach der Schulzeit am Start, sondern besitzen bereits ein Maß an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis.

Die Ausbildungsgänge von Arzt und HP sind unterschiedlich und nicht vergleichbar. Wofür die meisten Heilpraktiker sind: Für eine vereinheitlichte Ausbildung, um einen hohen Leistungsstandard zu gewährleisten. Zahlreiche Schulen pflegen diesen Standard bereits. Hier wäre eine Anpassung und Vereinheitlichung zur Sicherung von Standards wünschenswert, dem stellt sich auch kein Heilpraktiker entgegen.

Beide Seiten argumentieren mit verstorbenen Menschen durch Quacksalberei. Jeder Mensch, der an falscher Behandlung gestorben ist, ist zu viel. Hier wäre es sinnvoll, die Lagerbildung und das Aufrechnen von Verstorbenen bitte sein zu lassen. Es gibt nicht die gute oder schlechte Schulmedizin und die gute oder schlechte Alternativheilkunde. Beides kann bestens nebeneinander bestehen. Im Herzinfarktfall oder bei einem Beinbruch wird wie bei vielen akuten Themen der Schulmediziner sofort und hochkompetent helfen können, in anderen Bereichen fährt der eine oder andere mit Alternativen langfristig besser. Wir haben auch so etwas wie Wahlfreiheit bisher gepflegt im Land. Nicht selten haben auch Heilpraktiker ihren Arzt und finden sich Ärzte bei Heilpraktikern, weil es auf beiden Seiten „solche und solche“ gibt – wie in jedem Bereich des Lebens.

Mein Wunsch – diese sinnfreie Diskussion beenden. Heilpraktiker wissen, dass sie keine Ärzte oder Psychologische Psychotherapeuten sind. Es ist stets die Pflicht, behandlungsbedürftige Krankheiten zum Arzt zu verweisen oder erstmal abklären zu lassen, dass hinter Symptomen eben keine solchen Krankheiten liegen. Das lernt jeder in der Ausbildung! Aus meiner Sicht wäre es klug, die Ausbildungen für die HPler, ob „groß“ oder „klein“, zu vereinheitlichen und auf ein gutes hohes Niveau zu stellen und zudem verpflichtend nachzuweisen, bis zur Prüfung eine abgeschlossene Therapeutenausbildung zu haben, damit sichergestellt ist, dass mit Erteilung der Erlaubnis ausreichende Behandlungskompetenz da ist. Fortbildung ist für Ärzte und HPler immer Pflicht. Es sind unterschiedliche medizinische Schwerpunkte, die gelegt werden, lassen wir die Vergleiche von Äpfeln mit Birnen.

In meinem Traum arbeiten alle Hand in Hand am Menschen. Der Schulmediziner, der HPler, der Physiotherapeut, was immer, im Austausch, was das Beste für den Patienten ist und wie man ihn stärken kann, für seine Gesundheit die Verantwortung wieder zu übernehmen, wie es sich gehört. Damit Medizin im besten Sinne stattfinden kann – sie hat das Gesamtsystem des Menschen im Blick.

Hören wir auf, andere Berufsgruppen zu diffamieren. Ich unterstelle jedem Arzt UND jedem Heilpraktiker, dass er nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle des Patienten handelt. Dass es das höchste Ziel sein muss, dem Menschen zu helfen, der vor einem sitzt, und ihm schnellstmöglich eine notwendige Behandlung zukommen zu lassen, die angezeigt ist, also die richtige Diagnose- und Therapieentscheidung zu treffen.

Es geht nicht um Konkurrenz, wir decken alle andere Bereiche ab. Es geht um Respekt, Wertschätzung und die Tatsache, dass manche Menschen auf alternative Behandlungen im chronischen Bereich oft besser ansprechen. Das ist doch nicht schlimm. Arbeiten wir Hand in Hand! Jeder braucht mal den Schulmediziner, mal etwas anderes. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern Behandlungsvielfalt. Jede Medizin hat ihre Grenzen und jeder Mensch ebenso, aber alle und alles über einen Kamm scheren ist nicht der beste Plan.

Was mich stört, sind der Tonfall und die Ausschließlichkeit. Ich kenne bewundernswerte Ärzte und ebensolche Heilpraktiker. Und das Gegenteil. Das ist immer und in jedem Berufsfeld so. Für mich hat JEDER MENSCH in seinem Beruf die innere Verpflichtung, seine Arbeit auf dem bestmöglichen Kenntnisstand zu tun, sich permanent zu verbessern, weiterzubilden und wach zu sein für die Entwicklung im jeweiligen Segment, sich menschlich immer besser aufzustellen und die Regeln des ehrbaren Kaufmanns ernst zu nehmen, sprich, Werte zu vertreten. Egal, in welchem Beruf er arbeitet. Bitte bleiben wir im Tonfall so, dass wir uns nicht schämen müssen. Und bemühe sich jeder Mensch an seinem Platz, an dem er sich ins Leben stellt, allzeit das Beste zu geben und wenn er merkt, dass etwas nicht von ihm auf bestmögliche Weise getan werden kann, den Kunden, Klienten, Patienten dorthin zu empfehlen, wo er besser aufgehoben ist, weil niemand alles können kann oder muss.

Ich wünsche allen, dass sie gesund bleiben und für diese Diskussion vor allem eine entsprechende inneren Haltung des Anstands, der Würde und der Vernunft.

Danke an Sigrid für das Foto, die Knoblauchrauke findet sich in diesem Frühjahr überall!