Monthly Archives: Januar 2020

Gewaltige Welten

Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste.

Heinrich Heine

Das Bücherfoto hat Theresa irgendwo auf dem Jakobsweg in Spanien gemacht. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

 

Der Raureif setzt filigranste Schmuckstücke auf alles draußen. Jeder Zweig, jeder Grashalm ist besetzt mit Frostdiamanten, die Natur ist in vollstem Schmuck. Auf meinen Autoscheiben sitzen kleine Glitzernadeln, ich mag sie gar nicht abkratzen.

Wenn die Natur solche Kunstwerke hervorbringt, so fein jeden Kristall formt, gestaltet, wie kann ich da Sorge haben, dass ich nicht mit ähnlicher Sorgfalt gestaltet wurde? Und umso größer ist unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass solche himmlische Kunst vielen Generationen nach uns Freude bereiten kann, oder?

Raus mit uns an die frische Luft, lassen wir uns den Kopf freipusten, damit Neues entstehen kann, damit Dankbarkeit wächst für die Wunder der Schöpfung und uns immer und immer bewusst bleibt, wie kunstvoll in der Natur alles eingerichtet ist.  Wir sind Bestandteile dieser Natur, es steht uns nicht zu, ihren Gang zu stören, sondern unseren Anteil dazu beizutragen, diese Wunder zu feiern und zu erhalten. Heute habe ich in der Praxis wieder erlebt, wie schlimm Worte einen Menschen verletzen und ihn so prägen können, dass er Jahrzehnte später erst in der Lage ist, darüber zu sprechen. Beachten wir, dass das Negative mit dem Denken anfängt. Wenn wir negative Gedanken haben, betreiben wir Umweltverschmutzung, die genauso schädlich ist wie das, was wir im Außen für alle sichtbar treiben. Alles beginnt mit unserer eigenen Seelenhygiene. Halten wir die Baustelle zwischen unseren Ohren so sauber, dass jeder jederzeit hineinschauen könnte, ohne sich für uns schämen zu müssen. Das ist der Anfang eines guten Miteinanders und auch eines guten Auskommens mit sich selbst, denn wer dauernd negative Gedanken wälzt, macht dauerhaft weder sich noch andere damit froh. Gönnen wir uns einfach gute Gedanken, Freude und werden wir der Schönheit der Welt gewahr. In diesem Sinne allen einen feinen Venustag, der Tag der Liebe.

Auch dieses zauberhafte „Hagebutten im Brautkleid“-Foto hat Claudia gemacht. Danke dir!

 

Schönheit

Wie müssten wir verzweifeln, das Äußere so kalt, so leblos zu erblicken, wenn nicht in unserem Inneren sich etwas entwickelte, das auf eine ganz andere Weise die Natur verherrlicht, indem es uns selbst in ihr zu verschönen eine schöpferische Kraft erweist.

Goethe, 1749-1832

Claudia hat diesen herrlichen Raureif mit ihrer Kamera eingefangen. Vielen Dank für das Foto!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Der erste Tag im neuen Jahr begann mit traditionellen Dingen. Die Fahrt zu den Eltern, Sauerkraut und Kartoffelbrei, Glücksbringer und das Neujahrskonzert aus Wien, ein gemeinsam verbrachter Nachmittag und dann mit 50 Stundenkilometern bei Sichtweite von 20 Metern nach Hause. Die erste Woche im neuen Jahr ist kurz, zwei Arbeitstage und wieder Wochenende, das ist gnädig für den Anfang.

Meine Gedanken heute gingen oft an den 1. 1. 1923 zurück. In dieser Nacht ist das erste Goetheanum in Dornach in Flammen aufgegangen. Es gibt ein Foto, das vielleicht Rudolf Steiner zeigt, der auf der Betondecke steht, dem Einzigen, was vom Bau stehen blieb. Überall Ascheberge und ein einzelner Mensch steht auf dem abgebrannten Bau. Ich dachte wie so oft darüber nach, wie schrecklich das ist, wenn ein Lebenswerk in Flammen aufgeht, vor allem, wenn es vorsätzlich geschieht, also nicht durch eine Naturkatastrophe oder durch technisches Versagen, sondern wenn einem so etwas angetan wird. So wanderten meine Gedanken an diesem ersten Januar auch an die Menschen, die Leid erleben, denen schlimme Dinge angetan werden, die hungern, in Kriegen leiden, auf der Flucht sind aus verschiedensten Gründen. Und als mein Blick dann heute Morgen auf die Böllerreste, leere Bierdosen (sic!) und Sektflaschen fiel, merkte ich, wie schwer mir solche Diskrepanzen fallen. Ich würde mir für den Jahreswechsel 2021 wünschen, dass wir ein generelles Böllerverbot haben, dass vieles von den Aufgaben, die wir klar sehen, gut gelöst worden sind und die Grundvoraussetzung für alles gegeben ist – eine Gesundheit, die uns vieles möglich macht. Sie wird nicht perfekt sein, aber dass jeder so viel umsetzen kann, wie ihm möglich ist, von seiner Wunschliste für sich und den Planeten.

Starten wir also fein in die zwei ersten Arbeitstage und Vorsicht auf den Straßen. Es ist glatt. Es ist neblig. Bleibt besonnen. Das neue Jahr muss nicht mit Unglücken starten. Allen einen frohen ersten Jupitertag 2020!

Danke an Ursula für das Himmelsfoto!

Ans neue Jahr glauben

Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie dagewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, dass wirs nehmen lernen, ohne allzu viel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.

Rainer Maria Rilke an seine Frau Clara am 1. 1. 1907

Danke an Manuela für das klare Winterfoto!