Monthly Archives: Juli 2019

Mittwochs-Nachdenk-Input

Unser Wissen ausdehnen, fordert Bacon, anstelle das Weltall einzuengen, damit wir es fassen können. Das ist doch mal ein Plan, oder? Wie oft versuchen wir, die Welt für uns fassbar, begreif- und damit bewältigbar zu machen und engen dadurch vieles rigoros ein. Wir kommen nicht selten kein bisschen auf die Idee, dass die Umkehrung auch gilt: Nicht das Weltall hat sich unserem Denkrahmen anzupassen, sondern aus unserem Denkrahmen muss ein Dehnrahmen werden, damit wir das Weltall in seiner ganzen Größe erfahren können.

Bacon greift einen Gedanken auf, der wichtig ist. Jeden Tag zwängen wir unsere Welt durch die Brillengläser, mit der wir auf den Tag schauen. Oft genug sind das wirkliche Mikroskope, mit denen wir Negatives gewaltig vergrößert wahrnehmen, aber dadurch auch jeden Bezugsrahmen zur eigentlichen Größe verlieren. Manchmal fangen wir an, unseren Geist zu dehnen, doch dann merken wir, dass das ja wohl mal wirklich schwierig ist, quasi fast schmerzhaft.

Wo kämen wir denn hin, wenn jedes Hirn plötzlich beginnen würde, out of the box zu denken? Sich nicht von Normen und Glaubenssätzen beschränken zu lassen, sondern sich hinstellen wie das Kind im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, mal ganz fröhlich zu sagen: „Der Kaiser hat ja gar nix an!“ – und mit dem in die Welt blicken, was die Buddhisten Anfängergeist nennen. Ohne jede Bewertung, ohne irgendeine Brille, einfach nur schauen, wahrnehmen, was ist und versuchen, seinen Geist groß genug zu machen für die Wunder dieser Erde. Probiere es einfach mal aus. Nimm wahr. Versuche, immer weiter, größer, wertfreier zu denken. Schau, was geschieht.

Und nein, Denkrahmen dehnen tut dir nicht weh. Nur deinen Vorurteilen, Glaubenssätzen und Fehlannahmen über das Universum und alles, was darin enthalten ist einschließlich dir selbst. Aber die wolltest du ja ohnehin alle loslassen, oder?

Allen einen dehnungsfreudigen Tag. Und genug Blütenpracht, um auch mal die Details zu bestaunen. Wenn eine Schöpfung es fertig gebracht hat, kleine Blumen am Wegesrand zauberhaft vielfältigst zu gestalten, feiner zu formen als die feinste Klöppelspitze, mit einem Farben- und Formenreichtum, den sich kein menschlicher Geist ausdenken kann, glaubst du dann, die Schöpfung hätte sich nicht auch mit dir richtig viel Mühe gegeben, zumal du bedenken musst: Schafgarben mag es viele geben. DICH gibt es nur ein einziges Mal auf diesem Planeten. Sorge dafür, dass du deinen Platz ausfüllst an diesem Merkurtag.

Danke an Stephanie für dieses farbstarke Foto aus dem Wald!

Enge das Weltall nicht ein

Wir dürfen das Weltall nicht einengen, um es den Grenzen unseres Vorstellungsvermögens anzupassen, wie der Mensch das bisher zu tun pflegte. Wir müssen vielmehr unser Wissen ausdehnen, so dass es das Bild des Weltalls zu fassen vermag.

Francis Bacon

Danke an Sigrid für das himmlische Foto

Dienstags-Nachdenk-Input

Schon Bernhard von Clairveaux erkannte weise, dass wir ab und an den Rückzug brauchen von dem, was uns im Alltag so umtreibt. Der Grund ist einfach – Abstand vermeidet Kolbenfresser. Manchmal sind wir so verbissen damit beschäftigt, eine Lösung für ein Problem zu finden, dass wir uns permanent im Kreis drehen und keinerlei Idee haben. Wir wissen, dass die Lösung eigentlich ganz einfach sein müsste, wir haben es schon fast auf der Zunge und schwupp!, ist es wieder weg. Lassen wir also mal das Kreisen um unsere Dauersorgen fröhlich sein. Treten wir einige Schritte zurück und lassen den Blick in eine schöne Landschaft schweifen. Schnaufen wir mal durch und machen wir mal einen Tag lang Dinge, die uns Freude bereiten. Treffen wir uns mit Menschen, die von unserem Problem nichts wissen. tun wir etwas, was wir sonst nicht tun, machen wir mal was Ungewöhnliches, gehen wir einen uns unbekannten Weg. Das bringt frische Luft ins Hirn, lädt die Nerven ein, sich neu zu vernetzen und nicht selten platzt dabei ganz unbemerkt der Knoten für das Problem. Der Grund ist einfach: unser Gehirn betrachtet eine unbeantwortete Frage als Herausforderung. Im Subtext des Gehirns wird also ohnehin permanent an der Lösung geforscht. Vernetzen wir neu, erleben wir Frisches, kann das festgefahrene Kreisdenken die Richtung wechseln und im Möglichkeitsfeld nach neuen unbekannten Optionen suchen. Eine davon wird perfekt zu unserer Frage passen. Vertrauen wir einmal mehr dem Prozess. Es IST gut für uns gesorgt. Machen wir es unserem Kopf einfacher und schenken ihm Neues, Auszeit, Freiheit und er wird seinen Dienst auf neue hervorragende Weise tun.

Allen einen erkenntnisreichen Marstag.

Danke an Manu für das tolle Foto. Als Kind konnte ich Stunden damit verbringen, im Schloss meiner Heimatstadt im Turm unten zu sitzen und die Wendeltreppe zu bestaunen. Oben war ein Himmel angemalt und ich dachte mir, wenn ich lange genug raufschaue, zieht mich irgendwann irgendwas magisch nach oben. Ich würde sagen – es funktioniert. Probiert es aus.