Yearly Archives: 2018

Neujahrs-Nachdenk-Input

In wenigen Stunden wird 2018 Vergangenheit sein. So vieles war in diesem Jahr, Gutes, weniger Gutes. Krankheiten, aber auch Wendungen, die großartig waren. Wir merken: es ist ein gemischter Topf an Erinnerungen. Wir merken auch – die Welt verändert sich. Es zeigt sich immer mehr, dass wir Richtung Wir unterwegs sind. Es hat sich ausge-ego-t. Es wird Zeit für ein kreatives Miteinander. Für offene Hände und Herzen anstatt Mauern und Aufrüstung.

Es wird auch Zeit für Aufmerksamkeit Mutter Erde gegenüber, denn sie schickt sich gerade mächtig an, einen Entwicklungsschritt zu machen. Wenn wir ihn mitgehen möchten, haben wir nur eine Chance, wenn wir aufhören, Schaden anzurichten. An uns selbst, unseren Seelen, unserem Denken, indem wir unser Herz mit Hass und Wut, mit Ablehnung und Bewertung vergiften. An anderen, die Opfer unserer Urteile, Verurteilungen werden. An der Erde, die wir zumüllen, ausbeuten und von der wir auch noch erwarten, dass sie gut zu uns ist.

Es wird Zeit für Liebe, Güte, Sorgfalt, Achtsamkeit, einander in die Augen schauen, Herzlauschen, Wachsein in bestem Sinne. Es wird Zeit, die wundersame Musik zu hören, die wir wahrnehmen können, wenn in einem lebendigen Wald die Blätter im Wind rauschen, die Bienen summen, die Düfte riechen im Sommer, im Herbst, im Frühjahr.

Es wird Zeit, wegzulassen, was irgendjemandem oder irgendetwas schadet und unser Augenmerk auf das zu richten, was uns, anderen, der Welt hilft, in die Kraft zu kommen, in Schönheit, die Würde und die Sicherheit eines World Wide Web der Liebe und Aufmerksamkeit. Schaffen wir Netzwerke, die tragen und nähren, stärken und schützen. Verlassen wir Netzwerke, die trennen, die Hass verbreiten, die Angst schüren. Angst ist nicht der Weg, den wir 2019 gehen wollen.

Gehen wir gemeinsam neue Wege. Betreten wir neues Land. Wandern wir durch die Welt Hand in Hand voller Dankbarkeit, dass es sie gibt. Werden wir zu Gestaltern der Zukunft. Nehmen wir unser Schicksal in die Hand und ermöglichen wir anderen, dies ebenfalls zu tun.

Von Herzen Danke allen für 2018. Von Herzen allen, die mit uns 2019 Wege gehen, gestalten, leben wollen einen Willkommensgruß. Lassen wir 2019 zu einem gesunden, gesundenden und guten Jahr für alle werden. Keiner ist allein, alle sind verbunden. Geht es einem schlecht, geht es allen schlecht. Worauf warten wir? Starten wir. Fangen wir jede Sekunde neu an, wenn wir merken, dass etwas nicht gut ist. Wagen wir Mut!

Der Zukunft Lose

Es ruhen in der Zukunft Schoß für meine Seele

die guten und die schlimmen Lose.

Was mir Gutes täglich erfließt,

will ich bemerken;

an ihm zeigt sich mir,

was Götter aus mir gemacht.

Was mir Schlimmes zuweilen erfließt,

will ich ertragen;

an ihm zeigt sich mir,

was ich selber aus mir noch machen kann.

Ich danke meinem guten Schicksal,

wie ich jetzt lebe.

Ich danke meiner Stärke im schlimmen Geschick

die Kraft, die im Leben mich aufwärts führen kann.

Wer glaubt, dass gutes Geschick allein fördere,

Schlimmes allein niederbeuge,

der sieht nicht das Jahr,

sondern nur den Tag.

            Rudolf Steiner

Vielen Dank, Manuela, für dieses Wunderfoto.

Montags-Nachdenk-Input

Letzter Tag des Jahres. Für die einen war es ein gutes Jahr, für andere weniger. Ich denke, bei 365 Tagen haben wir alle gewaltig viele Möglichkeiten. Kein Jahr ist gut oder schlecht, es hat von allem ausreichend. Unter jedem Dach ein Ach, sagt der Volksmund und das dürfte hinkommen.

Lassen wir das Jahr in Stille ausgleiten. Bedenken wir geschockte Tiere, Verletzungen und Feinstaubhorror – wer braucht bitte Böller? Ein stilles „Danke“ für alles, was wir an Erfahrungen in 2018 machen durften/sollten/mussten und ein ebenso stilles „Willkommen“ an 2019, das mit Sicherheit auch wieder jede Menge Überraschungen aller Couleur in petto hat, sind vollkommen ausreichend.

Schon Goethe hatte das Kreuz mit den guten Vorsätzen erkannt. Ich denke, das können wir uns auch schenken, wenn wir uns unrealistische Ziele setzen. Wenn wir etwas verändern wollen, haben wir jede Sekunde die Möglichkeit, uns für „das Richtige“ zu entscheiden und „das Falsche“ zu lassen, dazu braucht es weder Silvester noch Glücksschweinchen oder Kleeblätter. Wenn wir Neuland in 2019 betreten wollen, braucht es nur eine einzige Sache: eine bewusste Entscheidung, Dinge zu verändern. Weil es höchste Zeit dafür ist. Weil wir nicht mehr wegschauen können. Weil es keine Alternativen für ein gutes Leben gibt, das in Verantwortung für sich, die Natur und die Art, wie wir mit uns, mit anderen, mit der Welt umgehen, gelebt werden möchte. Wachen wir auf zum Guten. Gehen wir los zum Wahren. Und vergessen wir nicht das Schöne. Dann gelingt ein Neuanfang.

Allen einen schönen letzten Tag in 2018. Verhalten wir uns in dieser wilden Nacht so, dass wir und andere Menschen, Tiere und die Natur nicht mit Schmerz und Panik ins neue Jahr starten müssen. Sonst misslingen schon die ersten Minuten des neuen Jahres. Ich finde, man kann Besseres tun, oder?

 

Wochenend-Nachdenk-Input

Puuuuhh, hier haben heute mehr als nur die Köpfe geraucht. Wir haben uns für diese drei bedeutenden Tage in der Mitte der Rauhnächte vorgenommen, unser Arbeitsfeld SeelenGarten & LebensRaum gründlich unter die Lupe zu nehmen, zu entscheiden, was sich ändern soll, was neu werden wird, was bleibt, was wie aufgeteilt wird. Das kann auch ab und an in massive tiefgreifende und lebendige Diskussionen ausarten. Manchmal erfolgen  Grundsatzentscheidungen und das haben wir auch nicht ausgelassen.

So wurde die Entscheidung gefällt, die Profile der einzelnen Teammitglieder genauer zu schärfen, das, was uns auszeichnet, stärker zu fokussieren und die Ausrichtung der künftigen Entwicklung auf gute Beine zu stellen. Der Prozess hat megaspannend angefangen und für einen Tag haben wir viel geschafft.

Dafür haben wir uns eingesperrt, das Telefon nicht abgehört und uns Tagesziele gesetzt, wir gehen erst aus dem Raum (von diversen Grundbedürfnissen abgesehen), wenn das Tagesprogramm abgearbeitet  ist. Haben wir! Für morgen hat jeder genug Denkaufgaben fürs „mit in die Nacht nehmen“ mitgenommen. Nachts im Schlaf gehen wir in die geistige Welt, unsere Heimat, unser kreativer Urquell und dort bekommen wir Impulse, Inspiration und Ermutigung, was für solche Prozesse sehr wichtig ist aus unserer Sicht. Die drei Tage haben wir geplant, damit alles genug Zeit hat, sich zu setzen, um am Sonntagnachmittag final neu festgeschrieben zu werden. Das Aufschreiben ist wichtig.

Unser Seminarraum hat sich verwandelt. In der Mitte stehen vier große Tische, auf denen unsere Unterlagen liegen. Alle Wände sind bis morgen zugeklebt mit Visionsbildern, Zielvorgaben, mit jedem einzelnen Kurs und Seminar, das auf Herz und Nieren geprüft wird. Auf dem Boden liegen ebenfalls alle Kurse auf Zetteln, auf die wir uns ab und an wie bei Aufstellungen stellen, um abzuspüren, ob das, was wir zu diesem Kurs intensiv arbeiten, auch passt. Wir sehen – vieles ist gut. Manches wird gestrichen. Einiges wird sich automatisch ändern wie der Heilpraktikerkurs, wenn die ICD-11 gilt, dann muss der gesamte Kurs neu aufgestellt werden, bis dahin darf er bleiben.

So eine Arbeit ist wichtig und notwendig. Das Aufschreiben ebenfalls, so bekommen die Dinge eine andere Qualität, werden ernster, vertragartiger, sind festgehalten, keine Ausflüchte später möglich, keine Fehlinterpretation denkbar, denn alles wird von uns hier gemeinsam aufgeschrieben und  unterschrieben. So bekommen Absprachen, Entwicklungslinien einen anderen Charakter, finden wir.

Da unsere drei Tage unter dem Motto „Herr der Ringe“ stehen, werden wir uns zur Belohnung die Filme zu Gemüte führen. Dazu trinken wir literweise griechischen Bergtee aus dem Garten aus unseren zwei niegelnagelneuen Teetassen. Arbeit kann echt Spaß machen. Vor allem, wenn dabei Zukunftsweisendes wachsen darf.

Allen ein gutes, friedvolles, freudiges letztes Wochenende in 2018.

Freitags-Nachdenk-Input und Bitte

Das Haus ist wieder leer, die Feiertage sind vorbei. Jetzt kommen hier bei uns intensive Klausurtagungstage. Alles ist freigeräumt, das Klassenzimmer ist leer bis auf vier aneinandergestellte Tische. Überall sind große Papierbahnen ausgelegt, das Flipchart mit einem frischen Block bestückt und Tee en masse steht bereit. Wir werden jetzt drei Tage hinter Schloss und Riegel verschwinden und das Jahr in dem Maße planen, wie man es eben planen kann, wenn das Leben es oft anders meint. Deswegen braucht es halt doch Terminierungen.

Neue Ausbildungen sind am Entstehen wie unser LebensKUNSTseminar, das will ebenso besprochen werden wie Schülerzahlen und vieles mehr rund um Praxis und Schule. Was ist gut und bleibt, was ist nicht gut und geht? Was sind gemeinsame Projekte, wer macht welche Teile bei was alleine? Wie waren die ersten Monate mit der neuen Homepage? Wo ist Verbesserungsbedarf?

Da es eine Schule für euer Fortkommen, für eure Bildung, für eure Entwicklung ist, legen wir euch nun heute diese Frage ans Herz: WAS wünscht ihr euch, was fehlt euch, was sollen wir für euch entwickeln und anbieten? Welche Bedürfnisse habt ihr? Wo braucht ihr Ausbildungsangebote und was kann eurer Meinung nach auf Nimmerwiedersehen verschwinden?

Wir sind für euer Feedback von Herzen dankbar, gern auch direkt per Mail an uns, wenn euch das lieber ist. Wir freuen uns über jede Form des Feedbacks, denn wir können nur optimale Kurse anbieten, wenn wir wissen, was ihr euch wünscht und was nicht. Also gern her mit euren Kommentaren. Wir danken euch sehr und freuen uns auf eure Meinungen und Ideen und Wünsche!

Allen einen guten Freitag in dieser superkurzen Arbeitswoche vor Jahresende.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Viele haben diese Woche zwischen den Jahren frei. Zeit, um die Rauhnächte bewusst zu erleben und ein bisschen in die Stille zu gehen. Für andere sind diese Tage enorm stressig, weil sie arbeiten und ab dem heutigen Tag die großen Umtauschaktionen losgehen – Geschenke, die den Geschmack des Beschenkten nicht getroffen haben, werden in Tauschbörsen und Geschäften gegen besser passende umgetauscht. Ich wundere mich über solche Dinge. Wenn ich jemandem etwas schenke, überlege ich vorher, was ihn erfreut und wenn ich den Menschen nicht so gut kenne, frage ich, was er sich denn wünscht oder woran er Freude hat. In aller Regel können einem die Leute das sehr wohl sagen, was sie gern hätten. Manche sagen auch ganz klar, dass sie lieber eine Spende haben wollen oder einen Gutschein. Besser als grüne Socken für Leute, die stets grau oder blau tragen.

Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen, heißt es im Sprichwort. Ich hoffe, alle sind gut durch die Feiertage gekommen, haben sich gefreut, Zeit mit der Familie zu verbringen oder es genossen, mit Freunden unterwegs zu sein oder ganz in Ruhe und Frieden für sich zu bleiben. Wir haben heute alle Möglichkeiten. Im Vorfeld ist mir in diesem Jahr aufgefallen, wie stark fixiert die Menschen auf diese paar Tage waren – als ob Weihnachten dazu da wäre, Erwartungen, die gigantisch sein können, zu erfüllen. Solches Ansinnen kann nur schiefgehen. Eine Nullerwartung wäre vermutlich schlauer. Was soll denn an solchen Tagen schon laufen? Versöhnungen nach jahrelangem familieninternem Krieg? Die berühmten Verlobungen unter dem Baum, die fünf Jahre später vor dem Scheidungsrichter enden? Romantik pur im Rentierkostüm, wie ich auf zahlreichen Posts zur Kenntnis nehmen soll?

Überfrachten wir solche Tage nicht mit Erwartungen und Sehnsüchten, sondern bleiben wir lieber auf dem Teppich und sorgen dafür, dass wir sie überstehen, ohne permanent mit Futter gemästet zu werden oder Vorstellungen anderer zu enttäuschen, von denen wir vielleicht nicht mal wussten, dass sie existieren. Sprechen wir lieber grundsätzlich mehr miteinander und lernen wir die Kunst des Zuhörens, dann müssen wir uns solche Festtage, von denen zum Jahreswechsel die nächsten drohen, nicht solchem Druck aussetzen.

Und nein, bitte keine Glücksschweinchen in Marzipan und ähnliche Dinge, auch keinen Sekt, ich trinke immer noch keinen. Bitte keine Frage nach guten Vorsätzen. Das klären wir im Vortrag am 24. Januar um 19.30 Uhr :-))))) Bleiben wir für die letzten Tage des Jahres im Ausatemmodus nach der Hatz des Jahres, schenken allen, die zwischen den Jahren arbeiten und freundlich in ihren Geschäften, Praxen und ähnlichem stehen, mehr als ein Lächeln und üben uns in Geduld. Belasten wir 2019 nicht mit Erwartungen, sondern überlegen uns lieber, was unser eigener Anteil dazu sein kann, 2019 zu einem guten Jahr für uns, den Planeten und alles, was darauf lebt, werden zu lassen. Und ausatmen nicht vergessen in Dankbarkeit für alles, was 2018 war.

Allen einen guten Donnerstag, schlagt euch nicht direkt nach den Feiertagen wieder um die Parkplätze in der Stadt. Ich bin überzeugt, die Strabas fahren auch morgen wieder und transportieren jede Menge lächelnder, freundlicher Menschen, damit wir nicht noch extra vor Jahresende einen Lachflashmob auf der Linie 5 Rottenbauer-Grombühl starten müssen.

Ora et labora

Der Meister verrichtet seine Arbeit und hält dann inne. Er begreift, dass sich das Universum für immer seiner Kontrolle entzieht und der Versuch, die Ereignisse zu bestimmen, gegen den Strom des ewigen Tao geht.

Lao Tse

Ursula – lieben Dank für das frostige Foto.

Weihnachts-Nachdenk-Input

So langam senkt sich Ruhe über die Stadt. Gut so. Es sind die Stunden, in denen Stille als Geschenk da sein darf. In denen es darum geht, bei sich selbst im Innersten seines Herzens anzukommen. In denen man gemütlich mit Familie und Freunden beisammensitzt oder auch die Möglichkeit hat, wenn man das ganze Jahr über für alle da ist, mal einfach bei sich selbst zu bleiben, im Rückzug zu sein und die Stille als das größte Geschenk anzunehmen. Die Stunden, in denen Telefon, Internet, Rechner, Arbeit mal weit weg sein dürfen, wenn man nicht arbeiten muss. Die Stunden, in denen es um die Frage geht – was ist wirklich wichtig? Was möchte ich in den letzten Tagen des Jahres noch abschließen, was wandert mit ins neue Jahr? Was wird 2019 anders sein als 2018 und was lasse ich ganz bewusst los?

Herzliche Einladung an alle, Angst loszulassen. Wenn wir Angst haben, ziehen wir gemäß dem Gesetz der Resonanz Ungutes an. Wenn wir ehrlich sind: in diesem einen Moment, in dieser Essenz eines Atemzugs, muss keine Angst da sein. Wenn ich das bemerke, kann ich diesen Moment ausdehnen. Die Angst verliert ihren Kettencharakter, mit dem sie uns lähmt, unfähig macht und die Brille auf die Welt restlos verdirbt, so, wie der Splitter im Herzen des Jungen bei der Eiskönigin. Was mache ich mit mir, wenn ich das zulassen?

Allen Weihnachten, in denen es um das Wesentliche geht – die Liebe zu den Menschen und allem, was lebt. Zum Universum, zu Mutter Erde und all ihren Geschöpfen. Die gegenseitige Wertschätzung, der Respekt. Das Da-Sein, wenn es notwendig ist und von dem ich mir wünsche, dass es in diesem Jahr bei allen gelungen ist, die das gebraucht haben, dass ich so da war, wie es hilfreich war. Wo das nicht der Fall war, bitte ich um Entschuldigung für meine mangelnde Achtsamkeit. Allen wunderbare Feiertage. Bleibt achtsam und respektvoll. Fahrt vorsichtig, wenn ihr unterwegs seid. Und lasst den Alkohol weg, er sorgt für mehr Streit und Unfälle als alles andere. Es geht nicht um Essen und Trinken und Geschenke, es geht um Begegnung. Von Herz zu Herz.

In diesem Sinne eine gute Zeit, verbunden mit einem tiefen Dank allen, die dieses Jahr mit mir gearbeitet oder mein Leben berührt haben, in welcher Form auch immer. Vielen, vielen Dank.

Das Schöne bewundern

Das Schöne bewundern,

Das Wahre behüten,

Das Edle verehren,

Das Gute beschließen;

Es führet den Menschen,

Im Leben zu Zielen,

Im Handeln zum Rechten,

Im Fühlen zum Frieden,

Im Denken zum Lichte;

Und lehret ihn vertrauen

Auf göttliches Walten

In allem, was ist:

Im Weltenall,

Im Seelengrund.

Rudolf Steiner

Danke an Christoph für das Foto der Zugspitze.

Wochenend-Nachdenk-Input

Nun nahen sie, die Rauhnächte. Manche setzen ihren Beginn auf den 21. Dezember, andere auf den 24. Es sind die Nächte, in denen die Schleier zwischen den Welten gelüftet sind. Pünktlich geht sie dieses Jahr los, die berühmte wilde Jagd, wo Wotan mit Frau Holle im Gefolge, die im Gebirg dann Perchta heißt, mit dem Sturm über den Himmel pfeift, weshalb man in dieser Zeit draußen keine Wäsche aufhängen soll, damit sich kein Geselle darin verfängt und daraus ein Leichentuch bastelt. Perchta birgt unter ihrem Mantel die ungeborenen Seelen, die sich auf ihrem Flug das Elternhaus für das neue Jahr auswählen. Alles wird weggefegt, was jetzt nicht mehr trägt und für das neue Jahr nicht mehr hilfreich ist. Am Thomastag soll man seine Schulden zahlen und Geliehenes zurückgeben und die Wintersonnwende, wir haben heute die längste Nacht des Jahres ist ein wichtiger Angelpunkt im Jahreskreis. In wenigen Tagen wird Mabon, das göttliche Kind, geboren, es bringt das Licht vom Himmel, das dann bis Maria Lichtmess am 3. Februar immer stärker wird, wenn der Winter immer kälter werden kann. Die Rauhnächte sind magisch. Wir überdenken das alte Jahr, was wir an Ernte aus dem Jahr mitnehmen möchten, aber auch, was wir an Gewohnheiten, Denkmustern, Eingeschliffenem und nicht mehr Hilfreichem voll Dankbarkeit und Wertschätzung zurücklassen möchten.

Tiefe Sehnsucht nach restloser Stille breitet sich dann in mir aus. Da könnte es ruhig in die totale Einsamkeit gehen, nur der Sternenhimmel und sonst nichts. Das steht auf meiner Wunschliste für spätere Zeiten, das Weihnachtsfest nicht im Familientrubel zu verbringen, sondern wirklich komplett zurückgezogen und ganz bewusst in diesen magischen Nächten zu ahnen, dass hoch oben im Norden die Polarlichter tanzen, zu wissen dass in Australien der Santa Claus in Badehosen am Strand steht und alles darf so sein. weit weg. Dann fällt mir vielleicht wieder ein, wie Eis klingt, wenn man das erste Mal auf dem zugefrorenen See Schlittschuh fährt. Welche Töne Holzscheite machen, wenn sie im Ofen knacken. Und es wird still, still und nochmal still. Dann darf es das Jahr über wieder laut werden, aber diese Zäsur brauche ich. In aller Regel schaffe ich das immer für einige Stunden, die deshalb zu den kostbarsten des Jahres gehören. Dann sitze ich in der Stille. Der Sternenhimmel über mir. Alles schläft. Und ich erlebe die Magie der Rauhnacht mit ihren Ahnungen, ihrem Geraune und Gewisper, wenn die Holzbalken knarren. DAS ist Weihnachten für mich. Nachtstille. Ruhe. Und über allem dieser unfassliche Himmel. DAS ist Frieden.

Allen ein entspanntes letztes Wochenende vor dem Fest. Macht langsam. Fahrt vorsichtig. Und bindet fest, was die Wilde Jagd nicht mitnehmen soll.

 

Freitags-Nachdenk-Input

 

Vor vielen Jahren sagte Holger Wemhoff von Klassikradio, er sei bekennender Weihnachtsfan und wie sehr er dieses Fest liebe. Das fand ich irgendwie beeindruckend. Er freute sich jeden Tag in seiner Sendung auf das neue Adventskalendertürchen, konnte es kaum erwarten und arbeitete sich Stück für Stück durch die gesamte Musik rund ums Fest. Ein echter Fan.

Im Praxisalltag erlebe ich in diesen Tagen vor dem Fest der Liebe manches anders. Menschen brechen in Tränen aus, weil sie nicht zugeben dürfen, dass sie Weihnachten total bescheuert finden und das Fest seit Kindertagen hassen, weil sie nie geschenkt bekommen haben, was sie sich am meisten wünschten – Zeit und Aufmerksamkeit. Und sie sollen jetzt Weihnachten aufführen für die alten Eltern. Das höre ich wirklich oft „die Weihnachtsaufführung“, die „Show des Jahres“, der „kranke Gigantismus, wir erschlagen uns mit Geschenken, die keiner will und zahlen bis Ostern die Kredite dafür ab“. Klar gibt es auch andere Stimmen, aber am meisten bewegt die Menschen die Frage, ob sie das „Stück mitspielen müssen, um anderen einen Gefallen zu tun oder nicht“.

Viele haben Weihnachten als Fest erlebt, das im Streit endet. Familien reisen kreuz und quer durchs Land, um Eltern, Schwiegereltern zu besuchen und niemanden zu beleidigen, dabei wünschen sie sich nichts mehr als drei Tage ausschlafen und unterm Baum im Pyjama gammeln und mit den Kindern Monopoly spielen anstatt Fünfgangmenüs reinzuschaufeln und sich mit entsprechenden Mengen Alkohol die Birne zuzudröhnen und zu hoffen, dass sich dann auch die dritte kloßbegleitete Gans mit Rotkohl nach Festtagssuppe, Salatdeko und Nachtisch (Creme brulée ist beliebt) irgendwie im Verdauungssystem gen Ausgang schiebt.

Jetzt mal ehrlich: Warum machen wir das? Uns verschulden, uns vorgaukeln, dass heile Welt ist, wo es nicht so ist? Tausende von Euronen ausgeben für Dinge, die bis Mitte Januar  ohnehin umgetauscht oder im Radio angepriesen werden als „grausig, mag das jemand haben?“ – warum? Für ein bisschen Frieden, heile Welt und die Illusion, dass man doch eine Familie ist?

Ich bin für ein Vorstellungsende. Weihnachten für alle, die das Fest lieben, die sich lieben und begriffen haben, dass es nicht um Geschenke und Fressorgien geht, sondern um das Höchste – Zeit. Zuhören. Miteinander im Kontakt sein. Keine Show, kein Gigantismus, kein sich übernehmen, kein unfasslicher Tourismus quer durchs Land, sondern drei Tage Begegnung, Ruhe, Freundlichkeit und Stopp dem Geschenkewahn. Das größte Geschenk für Menschen ist Zeit, Liebe, Achtsamkeit, Zuhören und dasein. Alles andere ist reiner Materialismus und dafür wurde sicher kein Kind in eine Krippe gelegt.

Allen ein paar ruhige Tage und den Mut, das in den Showfamilien anzusprechen und allen anderen, ihr Lieblingsfest eingekuschelt mit ihren Lieben frohgemut zu feiern. Allen ein paar Minuten der Stille, um das Kind in der Krippe (mit Migrationshintergrund) vor sich zu sehen und seiner Botschaft zuzuhören.